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Medienmuendig

Medienmuendig

Titel: Medienmuendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Bleckmann
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Zeitsouveränität gehört auch die Fähigkeit, abzuschalten. Dazu müssen wir die Alternativen zum Bildschirm (»persönliches Gespräch«, »mit Freunden treffen«) aber noch kennengelernt haben. Wir sind dabei, das Abschalten zu verlernen, und hier sind ausdrücklich auch die Erwachsenen mit eingeschlossen.
    Aber liest man nicht überall, Kinder sollten früh mit Medien umgehen lernen, damit sie medienkompetent werden? Früh übt sich, wer ein Meister werden will? Ganz ohne Frage: Kinder – die Erwachsenen von morgen – sollten auf jeden Fall verstehen, mit Fernsehen, Computer, Handy & Co. gekonnt und selbstbestimmt umzugehen. Medienkompetenz ist in aller Munde, aber sie reicht heute nicht mehr aus. 10 Denn technische Fertigkeiten schützen den Menschen nicht vor der Vereinnahmung als Maschinensklave
.
    In Bezug auf die Ziele von Medienerziehung vollzieht sich in den letzten Jahrzehnten eine gefährliche Kehrtwende: Das Ziel war ursprünglich die Anpassung der Medien an die Bedürfnisse des Menschen. Lange Zeit war also der mündige Nutzer, der den Medien in seinem Leben und in der Gesellschaft nach eigener Entscheidung Raum und Bedeutung zumisst, Leitgedanke der Medienpädagogik. Nun hat sich unbemerkt dieses Ziel ins Gegenteilverkehrt: Die Vorstellung vom medienpädagogisch optimierten Training des Menschen als Bediener von Maschinen ist in den Vordergrund getreten, und damit die Anpassung des Menschen an die Medien. 11 Was ursprünglich nur ein Medium, also ein »Mittel« war, wird damit zum Selbstzweck, zum Selbstläufer.
    Das ist besorgniserregend und verlangt nach einer erneuten Kehrtwende, wieder hin zu einer Erziehung zur Medienmündigkeit. Echte Spielräume schaffen möchte ich als Autorin dieses Buches daher in einem dreifachen Sinne:
    Pädagogische Spielräume:
Eltern und andere pädagogisch Tätige sollten wieder die volle Breite des Handlungsspektrums wahrnehmen, also erkennen, dass sie die Wahl haben.
    Politische Spielräume:
Die Dominanz der Medien in der derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklung muss kritisch überprüft werden.
    Schöpferische Spielräume:
Besonders unsere Kinder brauchen, wie wir selbst auch, Raum für kreative Eigentätigkeit und unmittelbare menschliche Begegnung
als Basis
für die Entstehung von Medienmündigkeit.

Wie Sie dieses Buch benutzen können
    Warum haben Sie gerade dieses Buch aufgeschlagen? Was möchten Sie erfahren? Denn davon hängt es ab, wie Sie dieses Buch lesen sollten.
    Wenn Sie schnell herausfinden wollen, wie Sie beim Lesen weiter vorgehen könnten, empfehle ich Ihnen, sich einen Zettel und einen Stift zu nehmen und drei
Fragen
aufzuschreiben, die für Sie rund um diese Thematik wichtig sind. Als Nächstes könnten Sie dann diese Einleitung zu Ende lesen und anschließend mit dem Zettel in der Hand das ausführliche Inhaltsverzeichnis aufschlagen. Man kann dieses Buch nämlich nicht nur einfach von vorn bis hinten durchlesen. Stattdessen könnte man gezielt Anregungen und Antworten zu den eigenen drängenden Fragen zum Lesen aussuchen.
    So bereite ich nämlich auch Elternabende vor: Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, vorab Zettel auszuteilen, auf denen die Eltern gebeten werden, ihre jeweils eigenen Fragen zu stellen. Anhand der Zettel bekomme ich einen Eindruck, was gerade diese Gruppe von Eltern interessiert, und kann bei meinem Vortrag lähmende Überflutung mit Sachinformationen vermeiden. Eines der erfreulichsten Ergebnisse meiner Forschungsarbeit war sogar, dass allein durch eine Anregung zum Nachdenken über die jeweils eigenen Fragen deutliche positive Veränderungen in den beforschten Familien eintraten. Dies Ergebnis bezieht sich auf Eltern, die gar nicht zum Elternabend gekommen waren! 12
    Wer zum Selberdenken und Hinterfragen angeregt wird, verändert meist schon sein Verhalten oder sich. Diese Erfahrung verblüfft mich immer wieder und ist eine ausgesprochen gute Nachricht für alle, vielleicht auch für Sie, wenn Sie sich mit dem eigenen Medienverhalten und -konsum auseinandersetzen wollen. Sie werden sich ändern – und Sie werden Ihre Kinder anders und vor allem (selbst-)bewusster an die Medien heranführen. Beim Schreiben des dritten Teils, der viele Praxistipps enthält, habe ich mich an der Liste der »häufigsten Elternfragen« aus meiner Studie orientiert, und dies in gekürzter Form. Dabei habe ich alle Fragen gestrichen, die bei einem Leser
dieses
Buches voraussichtlich nicht auftauchen werden. Gestrichen habe ich etwa

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