Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
gezogen?«
»Allerdings. Sogar des Öfteren. Ein zweites Blutsband zwischen unseren Häusern wäre für beide Familien von Vorteil. Aber deine Schwester Katherine ist noch nicht zwölf und Guy Thomas erst vierzehn. Es bleibt also noch ausreichend Zeit. Leider ist Guy Thomas nicht Warwicks Erbe - ein großer Nachteil. Da aber unsere kleine Kat nicht die schönste der Mortimer-Töchter ist, wird sie sich wohl mit einem jüngeren Sohn begnügen müssen.«
Diese unbeabsichtigte Spitze durchstieß Wolfs Schutzpanzer. Ihm war sehr wohl bewusst, dass er nicht Mortimers Erbe und daher im Nachteil war. Er schluckte seinen Stolz hinunter und nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Ich dachte nicht an Warwicks Sohn, sondern an seine Tochter Brianna.«
»Ja, sie ist in der Tat ein Hauptgewinn. Ich könnte mir die Haare raufen, weil ich Edmund mit der Tochter Lord Badlesmeres verlobte, wenn mein Erbe doch Warwicks Tochter hätte haben können.« Mortimer zuckte mit den Schultern. »Die Verlobung ist offiziell. Ich kann nichts mehr machen, es sei denn du möchtest die kleine Badlesmere ver-und entführen.«
Wolf wusste, dass dies halb scherzhaft gemeint war, doch war sein Stolz getroffen. »Ich bin ein Wolf und kein Opferlamm«, sagte er kalt. »Gute Nacht, Vater.«
Roger Mortimer starrte seinem Sohn und Namensvetter nach. Er wusste Bescheid. Welcher echte Mann, zumal ein heißblütiger Mortimer, wäre von Brianna nicht in Versuchung geführt worden? Ihm war nicht entgangen, wie Wolf das Mädchen ansah. Auch nicht seine gespielte Gleichgültigkeit, hinter der er sein Verlangen verbarg. Roger wollte nicht, dass seinem Lieblingssohn durch eine Abfuhr eine Enttäuschung zugefügt wurde. Ihre Eltern konnten unter zahlreichen Erben von Grafschaften wählen, und der Sohn von Lynx de Warenne, nun auch Erbe der Grafschaft Surrey, war darunter nicht der Geringste. Wenn du dir etwas sehnlichst wünschst, Wolf Mortimer, wirst du einen Weg finden, es zu erlangen.
Mortimer stand mit Warwick an der Esse in der Burgschmiede. Beide waren stolz darauf, ihre Pferde eigenhändig beschlagen zu können.
»Deine reizende Tochter Brianna wird demnächst siebzehn. Ist sie schon versprochen?«, fragte Roger.
»Du meinst, einem Mann versprochen?« Warwick zog die Brauen zusammen. »Nein, formell ist sie noch nicht verlobt.«
»Gibt es vielleicht schon eine Absprache mit der Familie de Warenne?«
»Nichts ist definitiv, doch möchte ich wetten, dass Jory und Lynx sich einig sind und warten wollen, ob die jungen Leute von sich aus Zuneigung fassen. Ich überlasse die ganze Sache lieber meiner Frau. Sie hat sehr genaue Vorstellungen, was Verlöbnisse betrifft. Jory besteht darauf, dass Brianna nicht vor dem siebzehnten Lebensjahr verlobt wird und erst heiratet, wenn sie mindestens achtzehn ist. Als Jory und ich heiraten wollten, verheimlichte ihre Familie ihr, dass ich um sie angehalten hatte. Stattdessen zwang man sie, Humphrey de Bohun zu heiraten. Jory schwor sich, Brianna ein solches Los zu ersparen.«
»Die meisten von uns führen arrangierte Ehen.«
»Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich war zweimal vermählt, ehe ich Liebe und Frieden fand. Aber eines weiß ich sicher - Jory wird unsere Tochter nie in eine arrangierte Ehe drängen, zumal wenn Brianna Vorbehalte gegen den Mann hat.« Er säuberte den Huf seines Pferdes mit einer Feile. »Du hast mehr Erfahrung in diesen Belangen als ich - mindestens vier deiner Töchter sind schon unter der Haube, glaube ich.«
»Ich habe gute Partien für sie ausgesucht - ohne Rücksicht auf eventuelle Vorbehalte ihrerseits«, gestand Roger. »Für mich zählen vor allem die Besitztümer, die ihre Ehemänner erben werden. Vor kurzem verheiratete ich Margaret mit Lord Berkleys Erben, und ich bin mit Lord Audley einig, seinen Sohn mit meiner Tochter Joan zu vermählen, wenn beide alt genug sind. Als Nächstes kommt Kat an die Reihe. Mir entging nicht, wie sie deinem Sohn Guy Thomas auf Wigmore Castle schöne Augen gemacht hat.«
»Nun, du hast mir Stoff zum Nachdenken geliefert. Mir scheint, als wäre es erst gestern gewesen, als wir selbst Kinder waren. Allmählich fühle ich mich uralt.«
An jenem Abend kam Warwick auf das Thema Verlobung zu sprechen, als er sich mit seiner Frau zurückzog. »Es ist keineswegs so, dass wir es eilig haben sollten, sie zu verheiraten, doch wäre es an der Zeit, dass wir uns umsehen und eine Liste passender Familien für mögliche Verbindungen aufstellen.«
»Brianna und
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