Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
froh, dass du sie nicht miterlebt hat.« Isabelle schleuderte ihre Schuhe von sich. » Eh bien, ich will das alles hinter mir lassen wie einen bösen Traum. Gute Nacht, meine Damen, ich danke euch aus tiefstem Herzen.« Isabelle ergriff Briannas Hand zum Zeichen, dass sie bleiben sollte.
»Lasst mich Euch mit dem Kleid helfen.« Brianna machte sich an der Reihe winziger Knöpfchen am Rücken zu schaffen.
»Der König ist auf dem Weg nach Portchester Castle in Hampshire. Morgen sind wir ihn los. Ich kann mein Glück nicht fassen.« Sie trat aus ihrem Kleid und vollführte eine kleine Pirouette.
Brianna lächelte. Heute sah Isabelle wie ein junges Mädchen aus, während der König an der Tafel doppelt so alt wie sie ausgesehen hatte.
»Edward gab mir Leeds Castle zurück!« Isabelle konnte in ihrer Erregung nicht mehr an sich halten. »Gewiss nicht aus Herzensgüte. Edward hat kein Herz. Sehr wahrscheinlich geschah es auf Drängen des Kronrates. Morgen wollen wir Pläne für einen Besuch schmieden. Leeds ist wie eine Burg aus dem Märchen; es wird dir gefallen.«
»Ich hörte, dass das Grundstück einen schönen See besitzt.«
»Ja. Im See liegen zwei durch eine Brücke verbundene Inseln. Im Inneren ist die Burg ein prächtiger Palast und besitzt sogar ein marmornes Bad. Auf der zweiten Insel erhebt sich ein Lusthaus, in dessen Innenhofgarten es einen Karpfenteich und einen gestuften Springbrunnen gibt. Der erste König Edward erbaute es für seine Königin.«
»Das klingt wundervoll ... ich war noch nie in Kent.«
»Der Hopfen ist reif, die Hecken voller blühender Blumen. Morgen beginnt der Oktober ... wir müssen hin, ehe das Wetter umschlägt.«
Briannas Gedanken schössen wie Quecksilber hin und her, während sie die Tatsache auskostete, dass sie endlich Hofdame Isabeiles, der Königin von England, war. Wünsche können also wahr werden! Endlich trete ich in Mutters Fußstapfen. Sie verließ in meinem Alter ihr Elternhaus, um hier auf Windsor Hofdame Prinzessin Joannas zu werden.
Der Abschied von ihren Eltern war ihr heute in Saint Albans schwergefallen, da sie beide innig liebte. Sie hatten sie gelehrt, das Leben zu umarmen, und waren nun gewillt, sie gehen zu lassen, sodass sie eigene Entscheidungen treffen und voller Zuversicht in die Zukunft gehen konnte. Sie empfand Hochstimmung, weil sie Isabeiles Hof angehörte. Und morgen würde man den Besuch auf Leeds Castle planen.
Dort wurde Edmund Mortimer vor nicht langer Zeit vermählt. Leeds Castle scheint ein höchst romantischer Ort für eine Hochzeit zu sein. Lincoln Robert und ich werden auf Flamstead heiraten - nicht annähernd so romantisch.
Briannas Phantasie bekam Flügel, als sie sich selbst in einem schönen Brautkleid mit juwelengeschmücktem Krönchen und duftigem, wehenden Schleier vorstellte. Sie träumte, sie stünde vor einem Altar in einem Säulenpavillon inmitten eines prachtvollen Gartens. Sie roch den Duft des Jasmins, der sich um die Säulen rankte, und hörte das Plätschern des reizenden, stufenförmigen Springbrunnens, als sie lächelnd zu Lincoln Robert aufblickte, der stolz an ihrer Seite stand.
»Geliebte in Gott, wir sind hier im Angesicht des Allmächtigen versammelt, um diesen Mann und diese Frau im heiligen Ehestand zu vereinen.«
Brianna und Lincoln leisteten feierlich ihre Gelübde und schworen einander Treue. Sie senkte verschämt die Wimpern, als ihr Bräutigam ihre Linke erfasste und einen breiten Goldring auf den dritten Finger schob.
»Mit diesem Ring nehme ich dich zur Frau, ehre dich mit meinem Körper und statte dich mit allen meinen weltlichen Gütern aus.«
Briannas Wimpern zuckten nach oben. Die Stimme gehörte nicht Lincoln Robert, sie gehörte Wolf Mortimer. »Du!«, rief sie aus.
»Wer sonst?«, lautete seine Entgegnung.
Ungläubig starrte sie in sein dunkles, bedrohliches Gesicht, verzweifelt bemüht, ihm ihre Hand zu entziehen. Sein Griff war so fest, dass es ihr nicht gelang.
Er drehte sich um und zog sie mit sich. Brianna blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, wohin er sie führte. Er schritt mit ihr über die Brücke, die zur anderen Insel führte, auf der das Märchenschloss stand. Dort hob er sie hoch und trug sie hinein, durch die Große Halle zu einer prunkvollen Treppe und setzte sie ab.
Atemlos flüchtete sie die Treppe hinauf, verzweifelt bemüht zu entkommen. Doch im Laufen verlor sie ihre Brautkleidung und geriet In Panik, da sie befürchten musste, dass sie, oben
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