Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
Wie kannst du verlangen, dass ich mich in Lebensgefahr begebe, indem ich diese Festung verlasse?«
Stumm vor Enttäuschung hätte Edmund ihr am liebsten Vernunft eingeprügelt. Stattdessen zog er sie in seine Arme. »Nicht weinen, Elizabeth. Sobald ich deinen Vater verständigt habe, wird er mit seinen Kriegern aus Kent zu deinem Schutz anrücken.« Zögernd setzte er hinzu: »Wenn du dich hier sicherer fühlst, gehe ich allein.«
Königin Isabelle und ihre Damen suchten Zuflucht in der Priorei der nahen Stadt Maidstone. Die Äbtissin und ihre Nonnen beherbergten zwar gelegentlich vornehme Reisende auf deren Weg nach Canterbury, für eine Königin und deren Gefolge waren die zwei kleinen Schlafkammern jedoch völlig unzulänglich.
Brianna drängte Maude, Marguerite und Arbella, die eine Kammer zu nehmen. »Marie und ich werden uns um die Königin kümmern. Versucht, Ruhe zu finden.«
Brianna schenkte Isabelle einen Pokal mit Messwein aus dem Keller der Priorei ein. »Eure Hoheit haben einen schlimmen Schock erlebt ... wir alle sind zu Tode erschrocken. Der Wein wird Eure Nerven beruhigen.«
»Wir hatten Glück, dass wir mit dem Leben davonkamen.« Ein Träne floss über Isabeiles Wange. »Mein Reitbursche Laurence Bagshot fiel vor meinen Augen tot um. Ich verstehe nicht, warum man uns angriff.«
»Eure Hoheit, es ist doch offensichtlich ... man glaubte nicht, dass Ihr es seid.«
»Brianna, bitte nenne mich Isabelle. Marie, lauf nicht ständig auf und ab.«
Marie war außer sich über den Vorfall. »Diese Badlesmere wusste es! Sie befehligt die Burg und war so unverschämt, der Königin zu empfehlen, sie solle sich anderswo Quartier suchen.«
Brianna suchte krampfhaft nach einer Antwort. »Sicher war sie der Meinung, Leeds Castle gehöre noch den Badlesmeres - offenbar hat niemand sie davon in Kenntnis gesetzt, dass der Besitz an die Königin zurückfiel.«
»Das ist von geringer Konsequenz«, erklärte Marie entrüstet. »Das Gesetz der Gastfreundschaft gebietet, dass die Königin von England auf jeder Burg Englands willkommen geheißen wird. Wer heute das Unglück hatte, auf Leeds zu wohnen, wird dafür bezahlen!«
Brianna dachte an Edmund Mortimer und seine Frau Elizabeth, die erst kürzlich auf Leeds vermählt worden waren. Angesichts der Umstände aber gedachte sie dieses Wissen für sich zu behalten.
»Der Gardehauptmann ist jetzt gewiss unterwegs zum König, um ihm zu melden, dass die Königin angegriffen wurde, ich aber beabsichtige, Pembroke zu informieren«, erklärte Marie. »Mein Gemahl ist Befehlshaber der königlichen Streitmacht. Er wird es sein, der Leeds Castle zwingt, sich zu ergeben, und er wird es sein, der die Besitzer festnimmt. Ich will sofort hinuntergehen und die Äbtissin um Schreibzeug bitten.«
Als sie allein waren, leerte Isabelle ihren Pokal und schenkte sich nach. Sie schaute Brianna an und flüsterte: »Was ist, wenn Edward mich belog und es gar nicht stimmt, dass Leeds wieder mir gehört?«
Brianna holte tief Luft. Lady Badlesmere verteidigte ihre Burg tatsächlich so, als wäre sie ihr Eigentum. Als der königliche Gardist sich den Eintritt zu erzwingen versuchte, befahl sie den Angriff. »Isabelle, warum sollte er in einer solchen Angelegenheit lügen?«
»Er wusste, dass ich kommen würde«, flüsterte die Königin. »Er ließ den Köder vor meiner Nase baumeln, da er wusste, ich würde der Versuchung nicht widerstehen können.«
»Damit brachte er Euch absichtlich in Lebensgefahr.«
»Das wäre nicht das erste Mal«, murmelte Isabelle betrübt.
Als Marie wieder eintrat, sagte Isabelle: »Ich glaube nicht, dass du heute eine Hiobsbotschaft an Pembroke schicken solltest. Warte bis morgen. Wir können hier keine zweite Nacht verbringen, es gibt nicht genug Betten, und mein bedauernswertes Gefolge muss im Stall nächtigen. Wir müssen entscheiden, wohin wir uns wenden und welche Vorgangsweise nun am besten ist.«
»Zu spät. Ich habe das Schreiben bereits mit einem deiner Diener abgeschickt. Sei versichert, dass Pembroke weiß, was das Beste ist.«
»Ich bedauere zutiefst, dass ich mich zu dem Besuch auf Leeds Castle entschloss - damit scheuchte ich ein Hornissennest auf. Ich wünschte, wir wären wieder zu Hause auf Windsor.«
»Isabelle, Ihr dürft Euch jetzt keine Vorwürfe machen. Und Ihr braucht jetzt Eure Nachtruhe. Lasst mich Euch beim Auskleiden helfen.« Brianna legte die Sachen zusammen und brachte die Königin zu Bett. Sie selbst teilte sich mit
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