Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
»Bist du sicher? Er erkannte mich sofort und hatte keine Schwierigkeiten, vom Stall in die Burg zu finden.«
»Er erkannte dich an der Stimme. Brutus führt ihn überallhin. Er glaubt, ich würde nichts merken. Sein übertriebener Stolz lässt nicht zu, dass er es sich und anderen eingesteht.«
»O Gott ... bei einem Gefecht in Wales wurde sein Helm gespalten. Er bekam einen grässlichen Hieb auf den Kopf, und am nächsten Tag waren seine Augen blutunterlaufen.«
»Ich nahm an, er wäre gestürzt. Falls er sich dir anvertraut, verrate nicht, dass ich es weiß. Warwick glaubt, er wäre als Blinder nur ein halber Mann. Er wird es mir sagen, wenn er den Zeitpunkt für richtig hält.«
Rickard nahm sie in die Arme. »Natürlich wird er es tun. Vater weiß, wie glücklich er sich schätzen kann, dich zu haben.«
16
»Isabelle, auf dem Rückweg von Chertsey kam mir ein ziemlich gewagter Gedanke.« Brianna hatte es so eilig, mit der Königin zu sprechen, dass sie in ihrem Reitkleid vor ihr erschien.
»Begleite mich in die königliche Kleiderkammer und hilf mir, die Stoffe für die neuen Kleider auszusuchen, die ich bestellte. Wenn Despencer zurückkehrt und Sparmaßnahmen anordnet, werde ich mich in diesem Punkt sehr bescheiden müssen.«
Brianna sah sie anerkennend an. »Ihr habt rasch erfasst, was zu tun ist. Meine Idee ist folgende: Wir wissen, dass man die Mortimers nach London in den undurchdringlichen Tower bringen wird, wo ihre Getreuen sie nicht befreien können. Habt Ihr nicht erwähnt, dass die Gemächer der Königin im Tower zu wünschen übrig lassen ... dass die Wände undicht sind? Lasst sie doch frisch verputzen, streichen und neu ausstatten. Auf diese Weise könnt Ihr den Tower beliebig oft aufsuchen, ohne Argwohn zu erregen. Ihr könntet sogar von Zeit zu Zeit dort wohnen.«
»Brianna, das ist eine blendende Idee! Noch heute will ich alle Räder in Bewegung setzen.«
Brianna unterdrückte ihr Schuldgefühl. Sie wusste, dass sie Isabelle manipulierte, doch war es der einzige Weg, der ihr einfallen wollte, um Roger Mortimer sehen und sprechen zu können.
»Der Tower hat einen neuen Constable. Wir werden mit meiner Barke flussabwärts fahren, damit ich Sir Stephen Segrave kennen lernen und ihn von den bevorstehenden Reparaturen in Kenntnis setzen kann.«
Tags darauf legte die königliche Barke vor dem Tower an, und Königin Isabelle und ihre Damen stiegen aus. Sie war in ihr Hermelincape gehüllt, und Brianna trug ihren mit blauem Samt gefütterten Zobelmantel.
Der Leutnant des Constable, Gerard Alspaye, hatte Segrave gemeldet, dass die königliche Barke sich näherte, und die zwei Männer eilten zum Coldwater Gate am Anleger vor dem Tower, um die Königin zu begrüßen.
Brianna und Isabelle hatten einen Plan ausgeheckt, der vorsah, Segrave mit weiblicher List beizukommen. Sie wollten ihn blenden, ihm schmeicheln und ihn umgarnen, bis sie ihn nach Belieben manipulieren konnte.
Königin Isabelle hieß den Constable, sich aus seiner tiefen Verbeugung aufzurichten. »Sir Stephen, ich bin entzückt, Eure Bekanntschaft zu machen. Man sieht Euch an, dass Ihr ein Gentleman seid, anders als der grobe Rüpel, Euer Vorgänger, der wegen Nachlässigkeit gehen musste - und weil er das Missfallen seiner Königin erregte.«
»Euer Gnaden, es ist mir eine Ehre, Euch zu Diensten zu sein. Gestattet, dass ich meinen Stellvertreter Gerard Alspaye vorstelle. Er hat strikten Befehl, Euch und Euren Damen gefällig zu sein und Eure Wünsche zu erfüllen.«
Dann stellte die Königin ihre Damen vor und beeindruckte die zwei Männer mit deren edlen Namen. »Sir Stephen, Euren Arm bitte. Begleitet mich in meine königlichen Gemächer.« Für den Constable war diese Vertraulichkeit geradezu atemberaubend.
Brianna schenkte dem jungen Gerard Alspaye ein strahlendes Lächeln und hängte sich bei ihm ein. Fast konnte sie hören, wie sein Herz schneller schlug.
Die Gemächer der Königin nahmen die oberen Stockwerke des Hall Tower ein, der so hieß, weil man von ihm aus in die Große Halle gelangte. In den unteren Geschossen waren die Räume für die Wachen untergebracht. Isabelle entzog Segrave ihren Arm und deutete auf die feuchten Flecken und den abbröckelnden Putz an den Decken. »Meine schönen Räume sind völlig heruntergekommen. Ich habe angeordnet, dass alles erneuert werden soll. Wenn meine Maurer und Maler kommen, werdet Ihr Ihnen doch ungehindert Zutritt gewähren, Sir Stephen?«
»Alspaye soll die
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