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Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

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spucke auf dich. Ich verfluche dich!« Isabelle brach zusammen und schluchzte.
    Völlig mitgerissen von Isabelles Wutanfall, schlang Brianna die Arme um sie. »Ihr müsst das ganze Gift ausspucken.«
    Als Isabelles Tränen in trockene, schwere Atemzüge übergingen, sagte Brianna: »Wenn Ihr Euch ausgeweint habt, müsst Ihr Euch selbst schwören, nie wieder Edwards wegen Tränen zu vergießen. Es ist gut, dass Ihr die Fassung verloren habt und Euer Zorn Euch überwältigte, nun aber müsst Ihr ruhig werden. Was Euch angetan wurde, muss gerächt werden. Und der einzige Weg, dies zu erreichen, ist, stärker zu werden. Jeden Tag müsst Ihr danach streben, stärker zu sein als am vorangegangenen. Alles kommt zu seiner vorbestimmten Zeit. Ihr müsst unendliche Geduld haben, wenn aber die Gelegenheit kommt, müsst Ihr bereit sein.«
    Isabelle hob ihr tränenbeflecktes Gesicht. »Ich fühle mich so schuldig, da ich alles ins Rollen brachte, als ich Leeds Castle besuchen wollte. Es ist meine Schuld, dass Roger Mortimer in den Kerker geworfen wurde!«
    »Nicht Eure Schuld, sondern jene König Edwards. Auch mir bricht es das Herz, wenn ich daran denke, dass Roger Mortimer alles verlor, sogar seine Freiheit. Mir ist der Gedanke unerträglich, dass seine Söhne in Haft genommen wurden. Aber wir beide dürfen uns unsere wahren Gefühle vor niemandem anmerken lassen. Weder Blicke noch Worte dürfen verraten, dass wir nicht gleichgültig sind. Lasst niemanden den Sprung in Eurem Panzer sehen, sonst trifft man Euch ins Herz. Versprecht es mir, nein, versprecht es Euch selbst, Isabelle!«
    »Ich verspreche, nein, ich schwöre es!«
    »Durch ihr ungesetzliches Vorgehen gegen die Grenzmark-Barone pflanzten der König und Despencer den Keim zu ihrem Untergang. Ihre Feinde werden Legion sein. Ganz England wird nach Gerechtigkeit rufen.«
     
    In jener Nacht lag Brianna schlaflos im Bett, heimgesucht von bedrückenden Gedanken. Sich den kühnen Roger Mortimer im Kerker vorzustellen war unerträglich. Schlimmer noch war der Gedanke an Wolfs Einkerkerung. Sein wildes Wesen wird es nicht ertragen, in Ketten oder eingesperrt zu sein.
    Brianna spürte eine Enge in der Brust. Sie versuchte, tief durchzuatmen und gegen den Druck anzukämpfen, der sie innerlich zusammendrückte. Ein Angstgefühl aus ihrer Kinderzeit erfasste sie. An ihrem achten Geburtstagsfest hatten die Kinder Verstecken gespielt, und sie hatte sich in einer schweren Eichentruhe versteckt. Stundenlang war sie in dem dunklen, engen Raum ohne Luft eingesperrt gewesen und hatte schon geglaubt, sie müsste sterben. Panik drohte sie langsam zu ersticken. Sie konnte sich nicht rühren. Sie konnte nicht schreien. Sie konnte nicht denken. Sie konnte nicht atmen!
    In Briannas Ohren hämmerte es, und allmählich wurde ihr klar, dass es das Geräusch des Regens an ihrer Fensterscheibe war. Es durchbrach ihre Trance, sie fuhr auf und sprang aus dem Bett, um in tiefen Zügen die Luft einzuatmen. Ihr fiel ein, dass es der zehnjährige Lincoln Robert gewesen war, der sie aus der schweren eichenen Truhe befreit hatte, und sie wusste, dass damals ihre Liebe begonnen hatte.
    Brianna fühlte sich noch immer eingeengt und musste unbedingt hinaus. Sie hüllte sich in ihren dunklen Umhang und stieg zum Dach des Turmes hinauf. In der herrlichen frischen Luft hob sie ihr Gesicht den Regentropfen entgegen und atmete tief. Sofort fühlte sie sich besser, doch traurige Gedanken an Wolf Mortimers Gefangenschaft wollten nicht weichen. Ich kann Wolf nicht befreien, aber morgen will ich Shadow besuchen und dafür sorgen, dass sie einen Tag in Freiheit im Wald erlebt.
     
    »Margaret, ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dich und James hier auf Warwick zu haben. Sicher bist du krank vor Sorge um deinen Mann, wenn aber Hugh dich hier bei uns in Sicherheit weiß, wird die Bürde für ihn leichter.« Jory hatte Prinzessin Joannas Tochter immer geliebt.
    »Ich wünschte, es gäbe Nachrichten.« Margarets Ton verriet ihre Besorgnis.
    Auch Jory war in Sorge um die Grenzmark-Krieger, vor allem um die Mortimers und den Sohn ihres Mannes, Rickard de Beauchamp. Guy hatte sich während der zwei Wochen, die er nun wieder auf Warwick war, ungewöhnlich wortkarg und ein wenig distanziert gezeigt, und Jory nahm an, dass die Angst um seinen Sohn und Erben der Grund war.
    Jory blickte aus dem Fenster des Turmgemaches und suchte den Horizont nach einem ersehnten Boten ab. Ihr Blick wurde von der Gestalt ihres

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