Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Titel: Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
ein hohes Bußgeld bezahlte.
    Über hundert Barone und Ritter wurden dahingemetzelt. Badlesmere, den man in der Residenz des Bischofs versteckt fand, wurde gehängt, ausgenommen und gevierteilt. Der Bischof wurde seines Amtes enthoben. Die führenden Barone wurden mit großen Bußzahlungen empfindlich belastet, während der englische Adel insgesamt durch Drohungen und Strafen gemaßregelt wurde. Die grausame Tyrannei des Königs nahm solche Formen an, dass niemand sich seinem Willen zu widersetzen wagte.
    Als der Earl of Pembroke gegen Edwards Willkür und Ungerechtigkeit aufbegehrte, wandte sich der König gegen ihn, da er das Exil der Despencers gefordert hatte. Edward verlangte nun, Pembroke solle seinen Leib, sein Land und seinen gesamten Besitz dem König überantworten und sich nicht mit dessen Gegnern verbünden.
    Auf Warwick hatte Jory de Beauchamp die Buchführung übernommen, da das Augenlicht ihres Gatten immer mehr nachließ. Als sie die Nachricht erhielt, dass ihnen eine große Bußzahlung auferlegt worden war, enthielt sie ihm dies vor und bezahlte heimlich die zwanzigtausend Pfund.
    Edward machte den älteren Despencer zum Earl des Reiches und übertrug Hugh die konfiszierten Besitztümer der Barone d'Amory und Audley. Er verlieh ihm die Lordschaft von Gower und ernannte ihn zum unangefochtenen Regenten über Südwales.
    Ende Mai richteten Edward und Hugh ihre Aufmerksamkeit auf die Mortimers. Der König befahl, sie in der Westminster Hall wegen Hochverrats vor Gericht zu stellen. Weiter befahl er, den gesamten Landbesitz ihrer Gefolgsleute zu beschlagnahmen und die Herrschaft Mortimers in Irland genau zu untersuchen mit dem Ziel, Betrug und finanzielle Unregelmäßigkeiten aufzudecken.
     
    Isabelle hatte sich im Mai jeden Freitag in den Tower begeben. Sie hatte Constable Segrave bei nicht enden wollenden Dinnereinladungen unterhalten und Roger Mortimers Besuchen mit der Vorfreude und Sehnsucht eines verliebten jungen Mädchens entgegengesehen. Jede Woche aber war sie enttäuscht worden, bis sie schließlich mit Alspayes und Briannas heimlichem Einverständnis Mortimer im Garten des Tower traf.
    Sie lief auf ihn zu und drückte ihre kleinen Hände auf seine breite Brust. »Roger, warum bist du nicht zu mir gekommen? Ich war verzweifelt!«
    »Isabelle, meinen Teuerste, es wäre für dich zu gefährlich gewesen. Bis zu unserem Prozess, der nächste Woche stattfinden soll, wurde unsere Bewachung verstärkt.«
    Sie ergriff sein Hemd. »Ich werde in die Westminster Hall kommen.«
    »Nein! Das verbiete ich dir ausdrücklich! Deshalb wagte ich heute dieses Treffen. Du darfst weder dem Prozess beiwohnen noch in den Tower kommen. Ich möchte dich auf Windsor in Sicherheit wissen. Verstehst du, Isabelle? Du darfst auch nicht das geringste Interesse am Schicksal der Mortimers zeigen. Versprichst du, dass du mir in diesem Punkt gehorchen wirst?«
    »Ich verspreche hoch und heilig zu tun, was du forderst, Roger«, gelobte sie.
    Er nahm sie in die Arme und küsste sie. Als Isabelle sich verzweifelt an ihn klammerte, verriet ihr Blick, was ihr Herz empfand. »Ich liebe dich, Roger.« »Je vous adore, ma belle.«
    Wolf Mortimer ließ sich fast allabendlich auf Glücksspiele mit den Wachposten ein. Als er begonnen hatte, mit Captain Lionel Colby zu spielen, hatte er erwogen, ihn verlieren zu lassen. Dann aber war ihm eingefallen, dass Colby leicht einen Unfall vortäuschen konnte, um ihn loszuwerden, falls die Schulden ihm über den Kopf wachsen sollten. Also entschied er klug, den Captain gewinnen zu lassen. Schuldete er Colby Geld, würde dieser ihn in der Hoffnung, eines Tages sein Geld zu bekommen, am Leben halten.
    Wolf hob die Hände. »Heute nichts mehr, Freund. Ich laufe sonst Gefahr, meine Seele an Euch zu verlieren.« Er warf die Karten hin, stand auf und streckte sich. Ehe er sich zurückzog, warf er Simon Deveril mit hochgezogener Braue einen Blick zu.
    Als er sein Gemach betrat, ging er ans Fenster und starrte in die Dunkelheit, ohne etwas wahrzunehmen. Am nächsten Tag sollten sein Vater und Chirk wegen Hochverrats vor Gericht stehen, und Wolf musste im Voraus wissen, wie das Urteil ausfallen würde.
    Er stellte sich die Westminster Hall vor, doch war der Raum leer, da er ihn sah, wie er ihn im Gedächtnis hatte. Wollte er in die Zukunft sehen, musste er sich einer höheren Macht anvertrauen und ihr die Kontrolle überlassen. Wolf ließ seinen Geist frei dahinschweben, und sein Atem verlangsamte sich.

Weitere Kostenlose Bücher