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Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

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Plötzlich befand er sich in der Großen Halle. Sie war gedrängt voll mit Zuhörern und einer langen Reihe von Männern in Amtsroben. Dazu kamen der König und die zwei Despencers, die über das Urteil zu befinden hatten.
    Zwei Männer standen wortlos in der Mitte des Raumes. Es war ihnen untersagt worden, etwas zu ihrer Verteidigung vorzubringen. Der eine war Wolfs Vater mit stolz erhobenem Haupt und trotzig blitzenden grauen Augen. Der Greis an seiner Seite war Mortimer of Chirk. Er wirkte eingefallen und klein. Sein Körper war von Schmerz und Ergebenheit gebeugt.
    Als das Urteil verkündet wurde, erhob sich lautes Raunen im Gericht. Wolf erstaunte es nicht, dass die Mortimers des offenkundigen Verrates für schuldig befunden wurden. Es war von Anfang an beschlossene Sache gewesen. Hugh Despencer wünschte einen Schuldspruch, und der König und seine Geschworenen taten ihm nur zu gern den Gefallen.
    Es war die Strafe, die Wolf interessierte. Welche Strafe würden diese abgefeimten Schurken für Mortimer fordern?
    Er musste nicht lange warten. In geradezu schändlich kurzer Zeit wurde die Strafe verkündet: Vermögensverfall und Tod.
    Ungläubiges Aufatmen entrang sich den Zuhörern, und mit einem Ruck fand Wolf sich in seinem Gemach wieder, am Fenster stehend, mit blinden Augen in die schwarze, sternenlose Nacht starrend.
     
    Simon Deveril lag schlaflos da. Er war ein Mann Warwicks, und die de Beauchamps waren treue Verbündete der Mortimers. Er würde morgen dem Prozess in der Westminster Hall beiwohnen und machte sich jetzt schon Sorgen, wie er es über sich bringen sollte, Lady Brianna zu melden, dass die Mortimers wegen Hochverrats verurteilt wurden.
    Allmählich wurde Simon gewahr, dass er nicht allein war. Jemand war mit ihm im Raum. Als er sich aufsetzte und eine Kerze anzündete, schob Wolf Mortimer seine schwarze Kapuze zurück.
    »Wie im Namen Christi ...«
    Mortimer legte warnend den Finger an die Lippen. »Morgen Nacht brauche ich ein Pferd«, flüsterte er.
    »Ihr wollt fliehen?«
    Wolf schüttelte den Kopf. »Ich werde vor Morgengrauen zurück sein.«
    Simon überlegte. Er hatte nur ein Pferd, doch würde er auf Flamstead ein anderes bekommen, falls er auf dieses länger verzichten musste. »Ich werde mein Pferd im Wald am Fluss festbinden.«
    »Guter Mann.« Wolf blies die Kerze aus und verschwand.
     
    Am Tag des Prozesses fragte Brianna die Königin, ob sie die Absicht hätte, nach Westminster zu gehen. »Auf keinen Fall!«, entgegnete Isabelle nachdrücklich.
    Brianna war in Unruhe. An den Ausgang des Prozesses wagte sie nicht zu denken, ihr Herz war voll böser Vorahnungen. »Ihr wollt lieber im Tower warten?«
    »Nein, aber Roger will es! Ich musste ihm versprechen, dass ich auf Windsor bleibe. Gott allein weiß, wie ich die Zeit überstehen werde.«
    Brianna nickte. »Es ist so am klügsten und sichersten, wenn auch bestimmt nicht einfach. Wir müssen uns beschäftigen.«
    »Ja, sonst verliere ich den Verstand!«
    Brianna spürte, dass auch die Königin sehr unruhig war, und entwickelte rasch einen Plan, der sie beide fast den ganzen Tag beschäftigen würde.
    Isabelle und ihre Damen verbrachten den Morgen bei den Königskindern. Sie spielten auf dem Rasen, ließen Prinzessin Eleanor im Springbrunnen plantschen und sahen zu, wie der junge Prinz John auf seinem Pony vor ihnen paradierte.
    Nach dem Mittagessen, das weder Brianna noch Isabelle anrührte, gingen die Königin und ihre Damen wieder hinaus, um Prince Edward bei seinen Schwertübungen zuzusehen. Anschließend lieferte er eine Demonstration seiner Geschicklichkeit mit dem Langbogen. Als Brianna sah, dass Isabelle unruhig wurde und nervös auf und ab lief, schlug sie vor, auf den Pferden die Themse entlang nach Runymede und wieder zurück zu galoppieren.
    Als sie am späten Nachmittag zurück waren, gingen die anderen Damen der Königin und zogen sich um. Brianna aber folgte der Königin in ihr Gemach, um ihr beim Umkleiden für die Abendtafel zu helfen. Keine der beiden verspürte Appetit, doch würde das Umkleiden und das Tafeln ein paar Stunden füllen.
    In der Großen Halle von Windsor empfing sie lautes Stimmengewirr. Die folgenschweren Ereignisse in Westminster waren in aller Munde. Wie alle eiligen Meldungen war die Kunde mit blitzartiger Geschwindigkeit von Mund zu Mund gewandert. Und allen im Bankettsaal lag die Frage auf den Lippen: »Habt Ihr gehört, dass die Mortimers zum Tode verurteilt wurden?«
    Brianna erfasste

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