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Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

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Eiseskälte. Um sie herum schien der Raum zu schwanken, sie verspürte Schwindel und Übelkeit. Als sie sich an Isabelle wenden wollte, sah sie, dass diese nicht da war. »Wo ist die Königin?«, fragte sie die anderen.
    »Eben war sie noch da«, bestätigte Marie.
    »Ich sah Ihre Hoheit hinausgehen«, sagte Maude Fitzallan.
    »Entschuldigt mich.« Brianna drehte sich um und machte sich auf den Weg zu den Gemächern der Königin.
    Kaum hatte sie die Tür geöffnet, hörte sie lautes Schluchzen. Isabelle lag völlig verzweifelt auf dem Bett. »Eine schreckliche Nachricht. Ich kann es auch nicht fassen.«
    Die Königin richtete sich auf. »Du verstehst nicht ... Ich ertrage es nicht! Ich ertrage es nicht!« Isabelle schlug sich mit den Fäusten auf die Brust.
    »Ich verstehe sehr wohl ... Ich empfinde genauso.«
    »Nein, Brianna, du kannst es nicht verstehen. Ich liebe ihn. Ich liebe ihn!« Die Königin sprang auf, Tränen strömten über ihr Gesicht. »Er kann nicht sterben! Er darf nicht sterben! Er ist der einzige Mann, den ich jemals liebte - der einzige Mann, der mich jemals liebte! Wenn er stirbt, möchte ich nicht mehr leben!« Wieder brach sie schluchzend auf dem Bett zusammen.
    »Ihr habt Euch von ihm lieben lassen?« Briannas Frage war ein schockiertes Flüstern. Eine Ehebrecherin war schändlicher als eine Dirne in einem Bordell, und ihr Ehemann hatte das Recht, sie zu töten.
    »Wir konnten nicht anders ... wir lieben einander!«
    Brianna saß in benommenem Schweigen da, während die Königin dalag und ihr weinend das Herz ausschüttete. Briannas mädchenhafte Schwärmerei für Roger Mortimer verflüchtigte sich allmählich. Wolfs Worte kamen ihr in den Sinn: Mein Vater würde vor Verführung nicht zurückschrecken. Sei auf der Hut, Brianna.
    Nach einiger Überlegung musste Brianna feststellen, dass sie Verständnis für ihn aufbrachte. Mortimer war verzweifelt und Isabelle eine überaus attraktive Frau, die zudem Königin von England war. Eine verletzliche Isabelle, die nach männlicher Zuneigung dürstete, musste sich von Mortimers unwiderstehlichem Charme angezogen fühlen. Der dunkle, dominante Mann war das Gegenteil ihres schwachen Gatten, den sie hassen und verachten gelernt hatte. Und welcher andere Mann hätte die Tollkühnheit aufgebracht, eine Königin zu verführen? Isabelle und Roger sind füreinander geschaffen.
    Briannas Überlegungen siegten über ihre Illusionen. Sie musste ihrer Naivität Lebewohl sagen. Sie war eine Frau und kein Kind mehr. Die Welt war sehr oft grausam und von bösen Menschen bevölkert, und es bedurfte zum Überleben eines starken Willens und großer Entschlossenheit. Jane hat Recht - es gibt größere Sünden als Untreue.
    »Isabelle, Ihr sollt nicht mehr weinen. Trocknet Eure Tränen. Roger wird Eure Stärke zur Flucht brauchen.«
    Die Königin setzte sich auf und starrte sie an. »Flucht? Aus dem Tower? Das ist unmöglich.«
    »Für einem Mortimer ist nichts unmöglich.«

19
     
    Von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, schlich Wolf Mortimer lautlos durch das dunkle Labyrinth uralter Korridore in Westminster Palace. Es war drei Stunden nach Mitternacht, sogar die Wachen vor den königlichen Gemächern schliefen. Er drang in das Schlafgemach des Königs ein und blieb reglos stehen. Seine fünf Sinne waren hellwach, während er seinen sechsten Sinn auf die Erkundung ausschickte. Er musste alles über den Raum wissen, von der Einrichtung bis zu den Bewohnern. In der Finsternis konnte er das massive Bett ausmachen. Die langsamen, schweren Atemzüge trunkener Besinnungslosigkeit waren zu hören. Er rümpfte die Nase unter dem stechenden Geruch von Wein und Samen. Ein Griff nach dem Messer an seinem Gürtel, dann wickelte er die schwere, schwarze Schnur ab, die er unter seinem Wams befestigt trug. Dann trat er ans Bett.
    Schon ehe Hugh Despencer die Augen öffnete, spürte er den Druck des scharfen Messers an der Kehle. Vorsichtig schlug er die Augen auf und sah nur Finsternis. Er versuchte, Edward verstohlen zu berühren, um ihn zu wecken, merkte aber sofort, dass er an Armen und Beinen gefesselt war. »Wer bist du?« Seine Stimme war heiser vor Angst.
    »Ich bin der Tod.«
    »Der Todesengel? Den gibt es nicht.«
    »Engel - Teufel, was du willst.« Wolf drückte mit der Messerspitze so fest zu, dass Blut austrat. »Der König schläft wie tot - er wird erst in ein paar Stunden erwachen.«
    »Was willst du?«, flüsterte Hugh rau.
    »Dich.« Sein Ton war kalt und

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