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Meditation

Meditation

Titel: Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ajahn Brahm
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könnte. Lasst euch also nicht mitschleifen, sondern haltet euch vor Augen, dass die Befriedigung eures nie aufhörenden Verlangens gar nicht möglich ist. Sitzt einfach da, rührt euch nicht, schaut nur zu.
    Wie das Begehren zum Tun anregt, so auch das Übelwollen. Begehren und Übelwollen sind das, was euch in Bewegung hält und müde macht. Sie lassen das Denken tätig werden, und das Denken bringt euch in Wallung. Wenn ihr das Begehren und Übelwollen erkennt und auch versteht, wie sie funktionieren, könnt ihr euch sagen: »Nein, darauf lasse ich mich nicht mehr ein. Was ich habe, ist gut genug.«
    »Gut genug« – auf Thailändisch por di – ist ein großartiges Mantra. Ihr könnt es während der Meditation anwenden, ob sie gut läuft oder schlecht. Wenn ihr so müde seid, dass der Kopf schon fast bis zum Boden hängt, sagt euch: »Das ist gut genug.« Bei Einatmen und Ausatmen sagt: »Gut genug.« Dabei müsst ihr aber bleiben und jeden Augenblick gut genug sein lassen. So fangt ihr das Begehren ab, das euch von diesem Augenblick wegführen möchte, und das Übelwollen, das euch ebenfalls nicht hier sein lässt. Stille und Zufriedenheit breiten sich aus. Ihr braucht nichts, ihr müsst nichts haben, das Hier und Jetzt ist wahrhaftig gut genug.
    Die Köstlichkeit der Meditation geht euch auf, und jetzt erlebt ihr sie auch, die Köstlichkeit der Stille, in der ihr nichts wollt. Es zeigt sich jetzt, dass »gut genug« gerade erst der Anfang ist. Wenn ihr euch davon überzeugt habt, dass der gegenwärtige Augenblick gut genug ist, wenn ihr bei dem bleiben könnt, was ihr habt, werdet ihr sehen, dass die Dinge nicht mehr nur gut genug sind – sie sind verdammt gut und geradezu überwältigend schön. Es spielt keine Rolle, von wo ihr ausgeht, wenn ihr einfach bei dem bleibt, was ihr habt, wird es tief, schön und köstlich.
    Vor vielen Jahren kam ich auf den Vergleich mit einer tausendblättrigen Lotosblüte. Wie euer Lotos aussieht, wenn ihr anfangt, ist nicht wichtig. Auch ein schmutziger, verwachsener Lotos, der nach gar nichts aussieht, ist gut genug, denn jeder Lotos hat ein wunderschönes Herz. Damit will ich sagen, dass alles, was ihr erlebt – eben jetzt oder in den schlimmsten Phasen eines langen Retreats –, etwas Köstliches birgt, wenn ihr nur einfach dabei bleiben könnt. Ändert nichts daran, verrückt es nicht, versucht es nicht loszuwerden. Lasst kein Begehren oder Übelwollen gegenüber diesem Augenblick aufkommen. Bleibt bei dem, was gerade ist – Schmerz, Langeweile, Verzweiflung, einerlei. Auch ein äußerlich schwarzer, schmutziger und hässlicher Lotos wird aufgehen und seine Schönheit zeigen, wenn ihr nur einfach bei ihm bleibt. Bleibt bei ihm, und er öffnet sich immer weiter. Sagt: »Gut genug«, und die unansehnlichen äußeren Blütenblätter spreizen sich ab und machen eine Schicht von schon weniger unansehnlichen Blättern sichtbar. Wenn die sich öffnen, kommen Blütenblätter zum Vorschein, die schon ganz nett aussehen, und dann dauert es nicht mehr lange, bis wir auf wirklich Schönes stoßen.
    So funktioniert der Geist, und es ist wirklich gut, das zu wissen. Was ihr auch gerade erlebt oder wovon ihr ausgeht, alles ist wandelbar. Ihr braucht nicht erst die Probleme zu bereinigen, bevor ihr mit eurer Meditation anfangt. Setzt bei dem Problem an, bleibt bei ihm und lasst es sein, wie es ist, lasst es gut genug sein. Wenn ihr euch nicht regt und keinem Begehren oder Übelwollen nachgebt, werdet ihr erleben, dass der Geist in das Problem eindringt und es öffnet. Was unerträglich wirkte, wird dann ganz leicht. Dabei bleibt es nicht, sondern wird sogar ganz nett, und wenn es einmal ganz nett geworden ist, wird es bald auch köstlich. Das alles kann aus einem gar nicht vielversprechenden Anfang entstehen. Beurteilt also eure Ausgangslage nicht, lasst sie einfach gut genug sein. So treten manche Hindernisse gar nicht erst auf.
    Übelwollen ist das größte Problem bei der Meditation. Ihr vergleicht ständig und sagt: »Ich mag das nicht«, ihr seid negativ. Diesem Mäkeln begegnet man am besten mit dem Gegenteil. Bemüht euch, die Dinge anzunehmen und zu bejahen, legt es darauf an, das Köstliche und Schöne in ihnen zu entdecken. Das ist eigentlich gar nicht schwer. Seht euch nur die Naturschönheit ringsum an. Stellt euch vor, ihr seht ein Känguru mit einem Kleinen, das aus dem Beutel lugt und dabei vielleicht hopst. Seht euch an, wie der Regen von den Blatträndern tropft,

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