Meditation
Tee kochen konntest oder wenn du Feuer machen konntest, ständig gab es Auszeichnungen. Das wünschen sich die Leute bei Retreats auch: Auszeichnungen, wenn sie es bis zum Jhana oder sogar bis zum Stromeintritt gebracht haben. Aber es gibt auf dem buddhistischen Weg keine Auszeichnungen oder Abzeichen. Im Gegenteil, wir möchten diese ganzen Abzeichen, die angeblich sagen, wer wir sind, loswerden, damit wir verschwinden können. Wenn du unruhig bist, verschwinde einfach. Wenn du müde bist, verschwinde einfach. Bist du verschwunden, ist alles schön und friedlich. Wenn du dich langweilst, frage dich: »Wer langweilt sich da eigentlich?« Verschwinde, und die Langeweile verfliegt ebenfalls.
Seid geduldig!
Genügsam und leicht zu befriedigen – wenn das die Grundhaltung ist und das Hier und Jetzt als gut genug gesehen wird, treten Schwierigkeiten nur ganz am Beginn des Weges auf. Nach einer Weile verziehen sie sich und ihr hebt ab. Die Meditation wird so tief, dass ihr stundenlang in aller Gemütsruhe darin bleiben könnt und euch nichts fehlt. Wenn es noch nicht so ist, seid geduldig, es kommt schon. Wie viele Jahre ihr bereits geübt habt, es spielt keine Rolle. Selbst bei einigen der größten Schüler des Buddha, zum Beispiel beim ehrwürdigen Anuruddha, dauerte es viele Jahre, bis sich die Praxis wirklich auszahlte. Lasst euch Zeit, lasst der Praxis Zeit. Wenn es in den Suttas heißt, jemand aus gutem Hause sei ausgezogen und »nach gar nicht langer Zeit« ein Arahant geworden, dann können damit Jahrzehnte gemeint sein. Fünfzehn, zwanzig Jahre sind keine lange Zeit, wenn man die Zyklen des Samsara bedenkt.
Geht also nicht davon aus, dass sofort etwas passiert. Sorgt nur dafür, dass ihr selbst ruhig, still und in Frieden bleibt. Haltet den Wasserbüffel nicht zurück. Jagt ihm nicht nach. Bemüht euch ums Loslassen, um Zufriedenheit, um die Gut-genug-Haltung. So baut ihr alles auf, was für eure Meditation notwendig ist.
Es kommt vor, dass ein bestimmtes Vorgehen, dessen ihr euch bedient habt, nicht mehr zieht. Dann nehmt ihr eben etwas anderes und dann wieder etwas anderes. Wendet all die Strategien an, die ihr gelernt habt, und so kommt ihr langsam über die Anfangsschwierigkeiten hinweg. Sobald der Geist auf das Training anspricht und ihr eure ersten Erfahrungen von Frieden und Glück macht, kommt ihr wirklich in die Meditation hinein. Da braucht ihr dann nicht mehr viele Hilfen. Sicher, ich kann euch dann immer noch diese oder jene Anleitung geben, aber grundsätzlich habt ihr jetzt euren eigenen Schwung und fühlt euch großartig dabei. Und genau das wünsche ich mir für euch.
5 Die Kraft der Weisheit
5 Die Kraft der Weisheit
IN EINEM MEINER LIEBLINGSVERSE des Dhammapada heißt es: »Es gibt kein Jhana ohne Weisheit« (Vers 372). Damit ist gesagt, dass ihr Weisheit und Einsicht einsetzen müsst, um in die tieferen meditativen Zustände zu kommen. Ich möchte hier nicht über die Weisheit sprechen, die sich als Folge der Meditation einstellt, sondern über die Bedeutung der Weisheit für die Meditation. Weisheit kann eine große Hilfe sein, wenn es gilt, den Frieden, die Ruhe und Stille zu finden, die den Geist immer tiefer dringen lassen, bis wir schließlich die Wahrheiten der Erleuchtung sehen.
Weisheit sieht das Wesen der Dinge
Viele wenden beim Meditieren zu viel Kraft auf und rennen immer wieder gegen denselben Widerstand an. Wenn sich kein Fortschritt zeigt, liegt es nicht immer daran, dass man nicht richtig motiviert ist oder sich nicht genügend einsetzt, dass man zu wenig sitzt oder auf dem Meditationspfad geht. Manchmal reicht einfach die Weisheit nicht an die Probleme heran, und mit etwas mehr Weisheit würde man sich weniger quälen und die tieferen Zustände leichter erreichen. Deshalb ist Weisheit so entscheidend wichtig.
Die erste der vier im Dhammacakkappavattana-Sutta dargelegten Wahrheiten ist die Wahrheit vom Leiden (SN 56,11). Ihr müsst euer Weisheitsvermögen auf das Leiden richten. Leid existiert einfach, ob man es zu umgehen versucht oder nicht. Die Welt, der Körper und der Geist sind ihrer Natur nach leidvoll. Die Dinge laufen nicht immer so, wie wir es gern hätten. Manchmal tun sie es, aber sicher nicht so oft, wie es uns lieb wäre. Diese erste Edle Wahrheit umfasst auch das Leid der Unzufriedenheit mit unserer Meditationspraxis – wenn wir sie langweilig finden oder das Gefühl haben, dass nichts vorwärtsgeht, und so weiter. Enttäuschung, nicht bekommen, was man
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