Meditation
schaut in den Sternenhimmel. Die Natur bietet so viel Schönes. Wenn ihr euch angewöhnt, das Schöne und Köstliche in der Natur zu bemerken, werdet ihr bald nicht mehr mäkeln wollen. Dann wird auch alles, was euch beim Meditieren begegnet, immer ansehnlicher und schließlich schön. Schönheit, heißt es, liegt im Auge des Betrachters; und Erfolg beim Meditieren liegt in der Haltung des Meditierenden. Die richtige Haltung macht euch gütig, sanft und bereit, alles gut sein zu lassen.
Ihr werdet sein wie eine Mutter zu ihren Kindern. Sie liebt sie, auch wenn es kleine Ungeheuer sind. Sie hält ihr Kind, sie kümmert sich ständig um das Kleine, und selbst wenn es auf ihr herumklettert und sie halb erwürgt, macht das alles nichts, sie liebt ihr Kind. Wenn eine Mutter ihr Kind so lieben kann, müsste es euch bei eurem Geist doch auch gelingen! Sicher, er benimmt sich manchmal daneben, aber ihr nehmt ihn an, er ist gut genug.
Fragt euch, ob ihr beim Meditieren nicht manchmal Ansprüche erhebt. Vielleicht denkt ihr: »Ich muss bei diesem Retreat unbedingt Jhana erreichen oder wenigstens ein Nimitta sehen oder zuallermindest ein bisschen Frieden finden.« Wenn ihr etwas verlangt, wird eure Meditation zu nichts führen. Aber wenn ihr eure Forderungen zurückschraubt, kommt ihr leicht in die Gut-genug-Haltung. Wenn ihr von euch selbst, vom Leben, von der Welt nicht so viel verlangt, wisst ihr sie mehr zu schätzen. Ihr seid, wie es im Metta-Sutta (Sn 144) heißt, »nicht von fordernder Natur«, sondern »genügsam und leicht zufriedenzustellen«. Gewöhnt euren Geist daran. Seid genügsam und lasst die Genügsamkeit wachsen; seid leicht zufriedenzustellen, dann seid ihr bereits in Richtung Jhana unterwegs.
Die Jhanas bleiben euch verschlossen, wenn ihr sie haben wollt. Sie können nur eintreten, wenn ihr die Voraussetzungen dafür geschaffen habt. Die wichtigste Voraussetzung ist Stille des Geistes, die über lange Zeit aufrechterhalten wird. Die Energie fließt dem reinen Erkennen zu, der Geist dringt immer tiefer in den Lotos vor, der sich Schicht für Schicht öffnet, aber nicht nach eurer Zeitvorgabe, nicht wenn ihr es wünscht, sondern nach seinem eigenen natürlichen Zeitplan. Es geschieht, wenn ihr still seid, und ihr seid still, wenn ihr euch mit dem Vorhandenen begnügt, leicht zu befriedigen seid und nichts fordert. Wenn ihr das im Alltag so haltet, ebnet ihr der tiefen Meditation den Weg.
Wenn ihr dagegen viele Wünsche habt, nicht leicht zu befriedigen seid und vieles fordert, werdet ihr zwangsläufig unruhig. Sobald ihr nicht bekommt, was ihr euch wünscht, wachsen die Wünsche, und das wird ein richtiger Teufelskreis des Habenwollens. Ihr wisst sicher, wie das ist, wenn gar nichts mehr geht. Du magst nicht gehen, du magst nicht sitzen, du magst nicht schlafen. Du denkst: »Ich habe keine Lust zu irgendwas, und was ich jetzt gerade tue, ist es auch nicht.« Das ist eine schreckliche Verfassung, in der alles gleich unbefriedigend erscheint. Das ist so, weil ihr es selbst aufgebaut habt. Mit einer untauglichen Haltung und fehlgeleiteter Aufmerksamkeit habt ihr die Gründe selbst geschaffen. Aber wenn ihr genügsam werdet, kommen auch Ruhe und Stille, und dadurch schafft ihr die Voraussetzungen für wirklich tiefe Meditation. Sitzt einfach da, zufrieden, still und in dem Bewusstsein, dass es so, wie es ist, gut genug ist, und die Dinge kommen von selbst in Gang. Dann denkt ihr: »Ah, gut, das zumindest kann ich.«
Das Ich verschwinden lassen
Vergesst aber nicht, dass ihr das nicht tun könnt. Es kommt nur darauf an, dass ihr nicht im Weg steht. Es ist ein Vorgang, der geschieht, wenn ihr – euer Ich – verschwindet. Wenn ihr fordert, seid ihr nur allzu vorhanden. In allem Übelwollen seid ihr vorhanden. Wenn ihr begehrt, seid ihr vorhanden. In der Langeweile seid ihr vorhanden. All das ist mit einem Ichgefühl verbunden, und dieses Ich denkt seine eigenen Gedanken und beißt sich fest. Ihr selbst seid das Problem. Und ihr könnte nicht einfach anderswohin gehen; ihr habt euch immer und überall bei euch. Besser, ihr »zieht euch aus«. Legt das Ich-Gewand ab. Das Ich, für das ihr euch haltet, sollte sich empfehlen, es soll verschwinden. Ist das Ich-Gefühl einmal weg, gibt es kein Begehren und Übelwollen mehr – die gehören zum Ego, zur Ich-Illusion. Dann kann es nur noch Genügen und Frieden geben.
Als Junge war ich bei den Pfadfindern, und da gab es für alles Auszeichnungen: Wenn du eine Tasse
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