Meditation
sah natürlich schlimm aus, sodass Ajahn Jagaro den Mann gleich selbst mit dem Auto ins Krankenhaus fuhr. Ich habe ihn ein paar Tage danach mit dem Verband und später mit dem halben Finger gesehen. So etwas kann passieren, wenn man nicht weiß, wie man mit einem unruhig gewordenen Wasserbüffel umgeht. Besser, man lässt ihm einfach seinen Lauf.
Wenn der Geist unruhig ist, macht ihr es am besten auch so – einfach loslassen. Versucht nicht, ihn zu halten. Wenn man ihn zu halten und zu beherrschen versucht, wird er nur noch ungebärdiger und schwieriger. Sagt einfach: »Gut, gut, Geist, wenn du unbedingt willst, dann zieh halt los.« Eure Aufgabe bleibt es, einfach achtsam und in Frieden zu sein und diesem dummen Geist zuzuschauen bei dem, was er so treibt. Ihr habt ihm nicht Einhalt zu gebieten, ihr schaut ihm nur zu, versteht ihn, seid freundlich und gütig zu ihm.
So würde man auch mit einem Kind umgehen, das hierhin und dahin laufen möchte. Manchmal kommen Kinder ins Kloster und können dann ganz schön laut sein. Wenn ihr gut meditiert habt, kann Kindergeschrei ziemlich durchdringend sein und als recht unangenehm empfunden werden. Aber Kinder sind nun mal so, man kann schlecht von ihnen verlangen, anders zu sein. Das gilt auch für den Geist: Er ist nun mal so, es liegt in seiner Natur, unruhig zu werden.
Habt also kein schlechtes Gewissen, wenn das passiert. Was da geschieht, gehört eigentlich nicht zu euch, es ist kein »Ich« und kein Problem. Es liegt einfach in der Natur der Dinge, dass sie sich gemäß den kammischen Ursachen der Vergangenheit zeigen. Ihr könnt nicht in die Vergangenheit zurückgehen, um diese Ursachen zu löschen. Ihr müsst einfach mit dem leben, was sich jetzt als Wirkung abspielt. Wenn der Geist also weglaufen möchte, könnte ihr euch nur an Sammasankappa , die rechte Absicht, halten: Lasst ihn gehen, seid freundlich und mild mit ihm.
Diese Anleitungen des Buddha lassen an Klarheit wirklich nichts zu wünschen übrig. Der wichtigste Teil der Meditation besteht in eurer Einstellung zu dem, was jeweils gerade passiert. Lasst den Wasserbüffelgeist also laufen. Ihr werdet erleben, dass er dann gar nicht so weit läuft, sondern sich bald wieder beruhigt und auf seinen Besitzer wartet. Schließlich gehört er ja zur Familie und möchte eigentlich gern bei seinem Besitzer bleiben. Es ist nur ein kleines Stück, das ihr ihm nachsetzen müsst. Das dient der Fitness und ist sicher besser als ein abgerissener Finger. Dann nehmt ihr ganz ruhig das Seil wieder in die Hand und führt den Wasserbüffel dahin, wohin ihr ursprünglich wolltet. Ihr habt dann wohl ein wenig Zeit verloren, müsst aber wenigstens nicht ins Krankenhaus. So verfahrt ihr auch mit dem Geist, wenn er unruhig wird und ihm allerlei Dummheiten einfallen – seid freundlich und nachsichtig und lasst ihm seinen Lauf.
Zwingt ihn nicht, aber gebt ihm auch nicht nach. Beides, Zwang und zu viel Nachgiebigkeit, füttert nur den Wasserbüffelgeist. Mit Nachgiebigkeit meine ich: den Geist auf die Welt der Sinne richten, an Sex, die Zukunft, Filme oder Musik denken, an all die Dinge, die euch einfallen, wenn ihr unruhig seid. Wenn ihr selbst zu diesen Dingen tendiert, wird der Geist natürlich auch immer wieder diese Richtung einschlagen. Haltet euch also zurück, bleibt gelassen, lasst es gut sein und seid gütig, dann hält der Wasserbüffelgeist an. Mit Unruhe wird man besser ohne Kampf fertig. Wenn es Kampf oder Schlimmeres wird, dann nur deshalb, weil ihr negative Gedanken und Schuldgefühle hinzufügt oder euch gehen lasst. Ihr stellt euch der Unruhe dann nicht so, wie es sein sollte. Anstatt das alte Kamma einfach ausreifen zu lassen, beschwört ihr neues schlechtes Kamma herauf.
Seid passive Beobachter
Seid also in Frieden mit der Unruhe, wenn sie kommt. Seid Fahrgast, nicht Fahrer. Als Fahrer stachelt ihr den unruhigen Geist noch an; als Fahrgast sitzt ihr hinten, seid ganz unbeteiligt und verfolgt nur, wohin die Fahrt geht. Sich auf nichts einlassen, sich in nichts einmischen – das ist eine wunderbare Haltung, die ich bei meiner Meditation immer einzunehmen bestrebt bin. Ihr löst euch von allem und beobachtet euren Geist nur noch. Er tut dies, er denkt das, und ihr seht euch das alles nur wie von Weitem an. Es ist, als würdet ihr im Kino sitzen. Im Kino kann es einem passieren, dass man sich völlig in die Handlung hineinziehen lässt, dass man Angst bekommt oder weint oder die Spannung kaum aushält. Warum
Weitere Kostenlose Bücher