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Meditation

Meditation

Titel: Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ajahn Brahm
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zum Beispiel Sila oder sogar Weisheit, als flankierende Faktoren betrachten kann. Samadhi steht im Mittelpunkt, denn wenn ihr den Geist immer stiller macht, lernt ihr, nach und nach zu verblassen, zu verschwinden. Das fällt euch am Anfang schwer. Ihr möchtet sein, schließlich habt ihr über unzählige Leben nichts anderes im Sinn gehabt. Deshalb ist das Klosterleben auf euer Verschwinden hin ausgerichtet oder unterstützt euch in der Ausrichtung darauf. Ihr seid einfach ein Mönch irgendwo in der Mitte der Reihe oder ein Novize am Ende. Ihr tragt die gleiche Kleidung, ihr seht ähnlich aus. Selbst Leute, die regelmäßig ins Kloster kommen, kennen euch vielleicht nicht beim Namen. Kennt ihr euren Namen? Euer Name ist »die fünf Khandhas« oder »die sechs Sinnesbereiche«, euer Name ist »Vergänglichkeit«, »Leid« und »Nicht-Ich«. Habt ihr das einmal verstanden, dann wisst ihr, dass jeder Schritt in Richtung Verschwinden ein richtiger Schritt ist. Bei der Meditation seht ihr, dass Frieden, Freiheit und Freude zunehmen, wenn auch nur ein weiteres kleines bisschen von euch verschwindet. Diese Freude und dieses Glück, dieses Gefühl von Freiheit und Wahrheit sind die Karotten, denen ihr auf dem Weg zur Befriedung aller Sankharas nachgeht. Selbst wenn ihr da nur ein klein wenig mehr Frieden schafft, spürt ihr, dass ihr auf dem richtigen Weg seid.
    Was befriedet wird, verschwindet
    Neulich wurde ich gefragt, was eigentlich Saddha ist, wörtlich »Glaube« oder »Zuversicht«. Die Bedeutung ist diese: Glaube ist das Ende aller Sankharas , Glaube ist ein Aufhören, Glaube ist Nibbana . Gemeint ist weniger der Glaube an die drei Kostbarkeiten – Buddha, Dhamma und Sangha – als vielmehr der Glaube an das, worauf sie verweisen. Echter Glaube ist ein Glaube an das Aufhören, an das Ende der Leiden – und daran, dass es erreichbar ist. Wenn ihr an die Möglichkeit der Befriedung aller Sankharas glaubt, wird es eine reale Möglichkeit. Wie bekommt ihr diesen Glauben? Er bildet sich, wenn ihr die Sankharas durch tiefe, friedvolle Meditation ein kleines bisschen ruhiger macht. Nach und nach kommen die Sankharas soweit zur Ruhe, dass sie gar nicht mehr da sind. Etwas ganz und gar befrieden heißt, dass es verschwindet, weil sich gar nichts mehr regt.
    Mein Körper kann dafür als Beispiel dienen. Ich werde älter, und wenn ich mich hinsetze, tut mir schon mal dies oder das weh oder die Nase juckt. Aber wenn ich dann hier sitze, vergehen diese Gefühle. Nach einer Weile ist der ganze Körper einfach weg, und das ist wirklich eine Erleichterung. Vor Jahren nahm einmal eine Frau an einem meiner Retreats teil, deren Hände verschwanden, sie konnte sie nicht mehr fühlen! Sehr gut! Kleine Sankharas wurden zur Ruhe gebracht. Sie beachtete den Schreck und die Angst nicht weiter, und als ich sie fragte, wie es sich anfühle, fand sie es schön und befreiend.
    Wenn sich Glück und Frieden dieser Art einstellen, fasst ihr Zutrauen zu diesem Weg, auf dem wir die Dinge zur Ruhe kommen lassen, sie loslassen. Dann geht ihr diesen Weg gern weiter und befriedet immer weitere Sankharas . Weshalb war dieser Körperteil oder jener nicht mehr da? Weil du dich nicht mehr mit ihm befasst hast, nichts ändern wolltest, nichts bequemer gestalten wolltest. Du hast ihn einfach gar nicht mehr beachtet, du hast dich von ihm gelöst und ihn sich selbst überlassen. Wenn ihr ein Glas Wasser in der Hand haltet, könnt ihr dann erreichen, dass das Wasser vollkommen still bleibt? Da kann man sich anstrengen, wie man will, das Wasser bleibt nicht völlig still. Aber setzt das Glas ab – das heißt, seht von allem Wollen ab –, und das Wasser wird von selbst ganz still. Wenn während der Meditation etwas still wird, verschwindet es. Wenn der aktive Anteil der Sankharas befriedet wird – das Tun, das Wollen, das Wählen, das Machen –, verschwinden die verbleibenden passiven Sankharas . Der ganze Weg wird zur Kunst des allmählichen Verschwindens.
    Die Zeit befrieden
    Die Zeit ist ein Folterknecht. Wie viele Tage Retreat sind noch übrig? Wie lang dauert dieser Vortrag noch? Wann kann ich endlich aufs Klo? Wann kann ich schlafen gehen? Wie viele Stunden Schlaf bekomme ich? Wie lange noch bis zum Frühstück? Bis zur Teepause? Dieses ganze Zeitdenken ist wirklich ein Kreuz. Lasst es still werden um die Zeit.
    Das Wollen oder Begehren erzeugt die Zukunft, das Übelwollen oder Übelnehmen die Vergangenheit. Wenn ihr das Wollen sein lasst, verschwindet

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