Meditation
möglichen Übersetzungen für Nibbana ist »Aufhören« – die Sankharas kommen zur Ruhe und alle Dinge enden. Sabbasankharasamatha , das Stillwerden der Sankharas , ist ein schöner Gegenstand der Betrachtung. Eben das ist Nibbana , ein Ruhig- und Stillwerden, ein Befrieden und Sichsetzen der Sankharas . Sankhara bezeichnet hier die Auswirkungen der Aktivität von Körper, Rede und Geist, also das, was ihr als Folgen eures früheren Kamma erfahrt. Sankhara kann aber auch den Vorgang beschreiben, der neues Kamma entstehen lässt, also die von eurem Willen geleiteten Aktionen von Körper, Rede und Geist. Das Wort besitzt demnach sowohl einen passiven als auch einen aktiven Bedeutungsanteil.
Sobald ihr wisst, dass eure gegenwärtige Verfassung aus Ursachen entstanden ist, könnt ihr das Zusammenspiel von Ursache und Wirkung zu euren Gunsten wenden und im Sinne von Frieden, Stille, Lösung, Freiheit und Erleuchtung nutzen. Um die passiven Sankharas zu befrieden, müsst ihr die aktiven zur Ruhe bringen, also den Prozess anhalten, der passive Sankharas entstehen lässt. Das bedeutet, dass ihr das Wollen abstellt, das ganze Kontrollieren und Tun, und der Weisheit folgt, die euch rät, diesen Augenblick zu lassen, wie er ist, und Frieden mit ihm zu schließen. Ihr öffnet diesem Augenblick, was er auch bieten mag, euer Herz – ihr seid genügsam, nicht fordernd und leicht zufriedenzustellen, es ist euch genug, einfach nur hier zu sein. Das ist nicht gar so schwierig, wenn ihr es einmal rational betrachtet. Der gegenwärtige Augenblick ist sowieso hier, und da ihr ihn doch nicht ändern könnt, scheint es klug, ihn zu nehmen, wie er ist.
Das Ich-Gefühl abbauen
Gegen den gegenwärtigen Augenblick ankämpfen, das ist der falsche Ansatz, damit gebt ihr dem Willen nur Rückenwind und macht ihn stärker. Starker Wille heißt aber starkes Ich-Gefühl, starkes Ego. Eine Reduzierung des Willens bedeutet dagegen eine Schwächung des Egos, und wenn der Wille ganz ausgeschaltet ist, wird es still um das Ego, es verschwindet. Das Verschwinden des Ich-Gefühls bezeichnen wir mit dem Wort Anatta . Dieses Ich-Gefühl beinhaltet zweierlei, nämlich das, was du gegenüber anderen zu sein glaubst, dein äußeres Ego, und das, was du in dir selbst zu sein glaubst, die Essenz deines Egos. Letzten Endes verschwinden alle »Haken«, an die du den Hut deines vermeintlichen Ich hängen könntest. Das ist beängstigend. Sabbasankharasamatha ist beängstigend, weshalb der Buddha sagte, dass nur wenige es verstehen (MN 26).
Es kann in den ersten Jahren des Klosterlebens ein ziemlicher Kampf sein, wenn ihr zusehen müsst, wie euer IchGefühl immer mehr verschwindet. Es widerspricht ja auch allem, was sonst in dieser Welt gilt, in der sich die allermeisten eine klare, unverwechselbare Identität wünschen, die aus Name, Alter, Geburtstag, Lebenslauf, Zeugnissen, Status, Geschlecht und beruflichen Qualifikationen besteht. Ihr habt euch ins Zeug gelegt, um anderen recht zu sein und euch ein in der Welt, das heißt für Freunde, Kollegen, Eltern und Lehrer respektables Ich zuzulegen. Ihr wisst genau, wer ihr seid. Ihr habt das Gefühl, etwas Festes und Bestimmtes zu sein, und jetzt sollt ihr das plötzlich zerlegen. Heißt das etwa, ihr habt bisher nur Zeit vergeudet? Nun ja, wenn ich an meine Jahre an der Universität von Cambridge zurückdenke, weiß ich heute, dass ich mit all dem Büffeln, das mich durch die Examina bringen sollte, nur Zeit verschwendet habe. Irgendetwas von dieser Art habt ihr sicher auch durchgemacht. Und das ist jetzt, wo ihr gern verschwinden würdet, das Kamma , mit dem ihr euch auseinanderzusetzen habt.
Aber um es zu wiederholen, ihr könnt nicht durch einen Willensakt verschwinden, ihr könnt euch nicht sagen: »Ich werde einfach nicht mehr da sein, das hier soll mein letztes Leben sein.« Das Wollen ist eben das, was das Ego aufbaut, und daraus folgt, dass gerade der Wille, nicht zu sein – im Buddhismus sprechen wir vom Verlangen nach Nichtexistenz –, dafür sorgt, dass euer Ich-Gefühl erhalten bleibt. Das Verlangen nach Nichtexistenz ist wie alles Wollen ein Sankhara , und alle Sankharas erzeugen etwas Neues. Das Rad der Wiedergeburt haltet ihr auf diese Weise nicht an. Wer das möchte, für den gibt es nur den Weg der Meditation. Meditiert, vertieft die Meditation Stufe für Stufe, und euer Ich-Gefühl, euer Ego, wird schwinden.
Meditation ist für den buddhistischen Weg so grundlegend, dass man alles Übrige,
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