Meditation
uns dafür interessieren, wir lassen uns auf die Welt der Geräusche ein und haften an ihr. Haben wir jedoch erkannt, dass Geräusche einfach ihrer Natur folgend auftreten, setzt Nibbida ein. Es gibt angenehme Laute, verrückte Laute und die Laute der Vögel. Manche Vogelstimmen klingen süß, andere sind misstönend, denken wir an Krähen. Die Krähen können nichts dafür, so sind sie nun einmal. Im Kloster ist das ähnlich. Manche Anagarikas sind wie Krähen, andere wie Nachtigallen, manche sprechen schön, andere nicht. Ihre Natur ist so, das ist alles. Mit uns hat das nichts zu tun, und deshalb sollten wir uns davon lösen.
Wenn wir uns durch Nibbida von den Dingen lösen, schwinden sie. Leid schwindet, wenn seine Ursachen verblassen. Die Welt der Sinne fängt an zu verblassen, wenn wir nicht mehr so darauf aus sind, etwas zu ändern. Wenn wir uns mit Nibbida von etwas abwenden, stößt es uns ab und wir weisen es zurück. Nibbida kommt daher, dass wir die Welt sehen, wie sie tatsächlich ist. Wir gehen jetzt in eine andere Richtung als die übrige Welt.
Die Botschafter der Wahrheit
Wir können dieses Sichlösen von der Welt auch als einen Rückzug in den Geist, in unsere stille Mitte, betrachten. Manchmal spürt ihr, wie euch die Welt eures Zuhauses, die Welt eurer Freunde, sogar die Welt des Buddhismus aus eurer Mitte entfernt. Ihr spürt den Zug. Euer Leben lang habt ihr euch so aus eurer Mitte herausziehen lassen, und was habt ihr davon?
Wenn Leute das Kloster verlassen, geht es meist um das andere Geschlecht. Wird es sie glücklich machen? Vor vielen Jahren veröffentlichte die Zeitschrift Punch einen Artikel mit dem Titel »Rat für alle Heiratswilligen«. Der Artikel bestand aus zwei nahezu leeren Seiten. Es stand nichts weiter da als »Lasst es«. Da hatte wohl jemand die Leiden der Ehe erkannt. Glaubt ja nicht, dass es bei euch anders sein würde, dass ihr den Leiden der Ehe entgehen könntet, weil ihr klüger oder weiser seid als andere. Zu denken, dass ich besser bin und den Schwierigkeiten entgehen kann, mit denen alle anderen kämpfen – das ist die Überheblichkeit des Ego.
Ich habe in meiner Jugend auch viel fantasiert. Aber ich habe gelernt, wie ich verhindern kann, dass Fantasien Besitz von mir ergreifen – einfach dadurch, dass ich alles bis zu seinem logischen Schluss verfolgte. Ich dachte bei allem immer: »Und dann was? Was danach?« Ich hörte damit erst auf, wenn ich das Gesamtbild hatte. Und bei allem, was ich fantasierte – mich verlieben, heiraten und von da an glücklich und zufrieden sein –, hat mein »Und dann was?« immer schnell mit der Vorfreude aufgeräumt, denn man muss diese Frage nur oft genug stellen, dann kommt irgendwann … nichts mehr, nichts Buntes, Helles, Freudiges, Glückliches, nur das, was alle erleben. Wenn der lustige Teil vorbei ist und sich verzieht, bist du wieder da, wo du angefangen hast. Und du hast rein gar nichts verstanden. Du siehst nur zu, dass du irgendwie zurechtkommst und ein bisschen Lust und Glück erwischst. Im Grunde schlitterst du nur auf das Alter zu, auf den Punkt, an dem du alles verlierst, was dir lieb ist. Wozu soll das gut sein? Schlau ist, wer dem Pfad des Nibbida folgt. Du hat schon reichlich gelitten, verfügst also über genügend Datenmaterial für Schlussfolgerungen. Denk in allen schwierigen Phasen an diese Leiden und bau dein Nibbida auf.
Während einer Meditationsklausur gibt es auch Phasen der Langeweile. Wenn die Beine wehtun und ihr einfach dasitzt und nichts mit euch anzufangen wisst, keine Lust habt zu meditieren oder zu gehen oder zu lesen, und euch schier zu Tode langweilt, dann geht doch einmal der Langeweile auf den Grund. Was das Erforschen des Leidens angeht, gibt es während eines Retreats keinen Augenblick, den ihr nicht dafür nutzen könntet, aus dem ihr nicht im Sinne eurer eigenen Entwicklung und Schulung alles herausholen könntet. Schulung des Geistes läuft nicht auf Beherrschung der Dinge hinaus, sondern auf Verstehen. Betrachtet also Schwierigkeiten und Enttäuschungen als Devadutas , als Kuriere der Wahrheit, die euch über den Dhamma unterrichten wollen. Ajahn Chah hat solche Dinge immer als »Kruba Ajahns« bezeichnet, als Lehrer höherer Ordnung. Kruba Ajahns dieser Art leben nicht etwa irgendwo in Thailand in einem tollen Kloster. Die wahren Lehrer sind in eurer Hütte, wenn ihr morgens aufwacht und so müde seid, dass ihr am liebsten nicht aufstehen würdet. Sie sind zur Stelle, wenn ihr
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