Meditation
Tee oder Kaffee oder macht Spaziergänge. Wovon entfernen wir uns eigentlich mit all dem? Weshalb überlassen wir uns Fantasien? Wir haben uns angewöhnt, so zu reagieren, wenn irgendetwas nicht gut genug ist, unbefriedigend ist. Nun, wenn ihr im Leben, sei es Klosterleben oder weltliches Leben, etwas erreichen wollt, wenn ihr weise und frei werden wollt, dann rät euch der Buddha, ein tieferes Verständnis des Leidens zu erstreben.
Als Erstes wird euch dabei auffallen, dass wir alle Leid erfahren. In den Therigatha (Thi 213–23) finden wir die berühmte Geschichte von Kisagotami. Kisagotamis Sohn war gestorben, und der Buddha erreichte, dass sie sich von ihrem Kummer und Schmerz löste. Er machte ihr eindringlich klar, dass andere Menschen ebenfalls sterben und der Tod ihres Sohns nichts Einzigartiges war, sondern ein Ereignis in einer endlosen Folge gleichartiger Ereignisse. Der Buddha wollte, dass Kisagotami dieses Leid namens Tod verstand. Der Tod ist natürlich, er liegt im Wesen der Dinge. Er ist überall, nichts und niemand entgeht ihm. Der Buddha bot ihr also keine Lösung des Problems an, nämlich die Wiedererweckung des Sohns, sondern machte ihr die Allgegenwärtigkeit des Sterbens klar.
Wenn wir verstanden haben, nehmen wir die Dinge nicht einfach hin – denn das ist ebenfalls keine taugliche Reaktion. Der Gedanke »Lass gut sein, so liegen die Dinge nun mal, meinetwegen« ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Wenn wir wirklich verstanden haben, was Leid ist, was uns bevorsteht, wie es im Leben wirklich zugeht, gibt es nur eine natürliche Reaktion, und die besteht weder in Flucht noch im Akzeptieren von allem, was kommt, sondern in Nibbida .
Nibbida bedeutet, dass man sich von etwas löst oder freimacht. Wir wenden uns von diesem Ding namens Leben ab. Wenn ihr etwas zu ändern versucht, verwickelt ihr euch nur weiter ins Leben, und die Dinge anzunehmen bedeutet ebenfalls, dass ihr bei ihnen bleibt. Loslösung ist die Antwort. Sich zu lösen bedeutet, dass ihr die Dinge sich selbst überlasst und euch nicht mehr mit ihnen befasst oder um sie sorgt. Ihr sitzt da und lasst euch nicht mehr auf das ein, was ihr erlebt. Und da ihr euch nicht mehr auf eure Erfahrung einlasst, tretet ihr vom Leben zurück. Es ist fast eine Art Ablehnung, ein Zurückweisen, das die Dinge zum Verschwinden bringt.
Ihr könnt in den Suttas lesen, wie der Buddha manchmal aus Barmherzigkeit jemanden zurechtwies (MN 122). Es kommen ja Leute, die einfach nur Gespräche führen wollen, weil sie nichts Besseres zu tun haben. Ich sitze auch nicht gern Stunde für Stunde da, um Fragen zu beantworten, schon gar nicht während eines Retreats. Und sowieso bekommt ihr echte Aufschlüsse über den Dhamma nicht durch Fragen. Antworten bekommt ihr, wenn ihr still sitzt und euer Denken anhaltet, nicht durch immer noch mehr Gedanken. Wenn mir Fragen gestellt werden, versuche ich die Antworten immer möglichst kurz zu fassen. Ich möchte erreichen, dass sich die Leute vom bloßen Plaudern lösen.
So macht ihr euch auch frei von den Dingen der Welt. Welchen Sinn hat es, sich auf all das einzulassen? Seht euch die Dinge an und macht euch klar, dass sie nur Leid mit sich bringen, sie machen euch müde oder wühlen euch auf. Durch Nibbida verlieren alle diese Sinnesobjekte an Bedeutung.
»Nicht meine Sache«
Wenn ihr das Leben betrachtet, kann euch nicht entgehen, dass es nicht zu beherrschen ist. Und was ihr sowieso nicht in der Hand habt, ist auch nicht eure Sache. Das ist ein wirklich netter kleiner Ausspruch, den ich zur Meditation verwende und den ich nur wärmstens empfehlen kann. Egal, was euch im Kloster oder außerhalb begegnet, sagt einfach: »Nicht meine Sache.« Wirklich, was auch immer los sein mag – mit der Wasserversorgung, mit den Leuten, die kommen und gehen, mit dem Essen, mit dem Wetter –, ihr sagt dazu nur: »Das ist nicht meine Sache.« Ihr habt mit dem, was irgendein anderer tut oder sagt, nichts zu schaffen. Es ist deren Angelegenheit, ihr Kamma , es hat mit euch nichts zu tun.
Wenn ihr auf die Worte anderer empfindlich reagiert und euch kränken oder schikanieren lasst, dann denkt an den Rat, den der Buddha seinem Sohn Rahula gab: Seid wie die Erde (MN 62). Menschen verrichten ihre Notdurft auf die Erde oder erbrechen sich auf sie oder verbrennen sie. Unrat jeder Art wird auf die Erde geworfen, aber die Erde beklagt sich nie, sie nimmt alles, was kommt. Es gibt auch Schönes, was die Menschen auf der Erde tun.
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