Medizin der vier Temperamente
Ruhe kommt! Sie haben den Alltag hinter sich gelassen und sind nun frei für die große Verwandlung in der Hitzekammer.
Fußbad
Die zweite Phase des Seelbads – die Verwandlung – beginnt mit einem Fußbad: Stellen Sie Ihre beiden Füße in einen Bottich mit erträglich heißem Wasser. Die physiologische Wirkung dieses Fußbades ist für den nachfolgenden Saunagang entscheidend: Durch das heiße Fußbad erweitern sich die Blutgefäße im ganzen Körper. So wird verhindert, dass sich beim nachfolgenden Saunagang die Gefäße in einer Art Schutzreaktion engstellen, wodurch der Blutdruck in die Höhe schnellen könnte. Das Fußbad besitzt aber auch eine wichtige spirituelle Botschaft: Wir Menschen sind versucht, unseren Mitmenschen »den Kopf zu waschen«, das heißt, sie arrogant zurechtzuweisen. Anders verhielt sich Jesus von Nazareth. Er hat seinen Jüngern die Füße gewaschen. Die Fußwaschung erinnert an die heute unpopuläre Tugend der Demut, die freilich zugleich wahre Stärke bedeutet. Lassen Sie sich darauf ein! Spüren Sie während des Fußbades ganz bewusst Ihre Füße, die die Stärke besitzen, Sie treu und geduldig durch Ihr ganzes Leben zu tragen.
Hitzekammer
Der folgende Schritt ist das Herzstück des Saunierens: der Gang in die Hitzekammer. Suchen Sie sich auf der dreistufigen Bank des Saunaraumes den für Sie richtigen Rang – je höher desto heißer. Bedecken Sie aber das Holz der Bank, auf der Sie sitzen oder liegen möchten, aus hygienischen Gründen mit einem Handtuch. Verweilen Sie für 10 bis 15 Minuten in der Hitzekammer. Physiologisch gesehen geschieht in der Hitzekammer eine passive Erwärmung. Die Körpertemperatur steigt. Es stellt sich ein kleines Heilfieber ein, das eine große Wirkung auf das Immunsystem hat. Zudem kommt es zu einer starken Schweißausschüttung, wodurch die Haut gereinigt wird. Spirituell erinnert die Hitzekammer an das christliche Pfingstfest: Die müden Jünger wurden an Pfingsten durch den Heiligen Geist auf ein höheres energetisches Niveau gebracht und spirituell verwandelt. Etwas Ähnliches erwartete man im mittelalterlichen Seelbad in leiblicher Hinsicht. Spüren auch Sie ganz bewusst, wie das Sitzen in der Hitzekammer einen Verwandlungsprozess in Ihrem Leib in Gang bringt und Ihre Vital-Energie auf ein höheres Niveau katapultiert!
Kalter Guss
Der Transformationsprozess der Hitzekammer wird abschließend mit einem Kaltwasserguss gestoppt beziehungsweise nach Innen geleitet. In der finnischen Sauna ist es durchaus üblich, in ein eiskaltes Tauchbecken zu springen. Im mittelalterlichen Seelbad ist man hingegen vorsichtiger. Der klassische Kaltwasserguss erfolgt mithilfe einer Kupferschale oder eines Schapfs auf die Füße und Waden, die Oberschenkel und das Gesäß, die Hände und Arme und schließlich ins Gesicht – während der Rücken und die Brust ausgespart bleiben. Sie können dazu die Schwallbrause oder einen Wasserschlauch benutzen. Physiologisch gesehen setzt ein Kaltwasserguss einen starken Gegenreiz. Er wirkt auf den Kreislauf und das Körpertemperatursystem. Er stellt auf das Nachschwitzen um. Auch hier ist die spirituelle Dimension zu beachten: Im Christentum gilt das Bad der Taufe als eine rein spirituelle Wiedergeburt. In einer gewissen Anlehnung an die Taufe erwartete sich der mittelalterliche Mensch vom Wasserguss im Seelbad eine leibliche Neugeburt mit einer spirituellen Tiefendimension. Machen Sie es Ihren Vorfahren nach. Spüren Sie, wie Ihr Leib im kalten Wasser neugeboren wird und sich auf einer höheren Ebene in eine energetische Balance einpendelt!
Nach einer Abkühlpause von 15 bis
20 Minuten können Sie wieder beim Fußbad einsteigen und einen zweiten oder sogar dritten Zyklus des Dreischritts von Fußbad – Hitzekammer – Kaltwasserguss absolvieren. Allerdings sollten Sie nicht nach dem Leistungsprinzip saunieren – finden Sie das für Sie passende Maß.
Ausruhen
Den Abschluss des ganzen Saunierens bildet die Ruhephase. Legen Sie sich mindestens eine halbe Stunde auf eine Liege oder in einen Liegestuhl, wobei Sie sich unbedingt in ein saugfähiges Handtuch oder einen Bandemantel hüllen sollten, um das Nachschwitzen zu unterstützen. Nach der Ruhephase nimmt man etwas Flüssigkeit, am besten Wasser oder einen Temperamente-Tee, zu sich. Die Ruhephase ist physiologisch bedeutsam: Mit dem letzten Wasserguss hören die energetischen Prozesse im Leib nicht auf, sondern laufen in der Tiefe weiter. Durch eine Ruhephase können Sie
Weitere Kostenlose Bücher