Medizin der vier Temperamente
hingegen die Tatsache, dass Saunieren im Mittelalter und in der Renaissance nicht nur als körperliche Wellness-Methode sondern als ein ganzheitliches und spirituelles »Seelbad« praktiziert wurde.
Die einzelnen Schritte des Schwitzbades haben nämlich eine spirituelle Tiefendimension, die Sie unmittelbar spüren können, wenn Sie während des Saunierens die Stille wahren und aufmerksam in sich hineinhören. Aus diesem Grund gibt es bis heute in Finnland den Spruch, in der Sauna müsse es »still wie in einer Kirche sein«. Lautes Quatschen ist verpönt!
Wirkliches Saunieren ist also mehr als ein Herumsitzen in einem Hitzeraum oder ein lustloses »Abhängen«. Das Schwitzbad dient der ganzheitlichen Verwandlung: der Veränderung im Leibgefühl, der Stärkung der Vital-Energie und der Neuorientierung des Geistes. Kein Wunder, dass man sich im Mittelalter auf Feiertage wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten stets durch ein Seelbad vorbereitete. Nutzen auch Sie die Zeit vor Tagen, die Ihnen wichtig sind, um Leib und Seele durch ein spirituelles Bad zu regenerieren. In den Handschriften werden die einzelnen Sauna-Anwendungen mit Bibelstellen untermauert und im Sinne einer regelrechten Badespiritualität gedeutet.
Körperreinigung
Der erste Schritt des mittelalterlichen Seelbades ist ein kurzer, lauwarmer Guss, was man heute am besten unter der Dusche vollzieht. Physiologisch gesehen bewirkt diese Wasserdusche eine Grobreinigung von Schmutz und Schweiß sowie eine sanfte Aktivierung des Leibes durch den warmen, entspannenden und milden Wasserschwall auf die Haut. Diese Dusche hat allerdings auch schon eine spirituelle Dimension: Damit Sie Ihr späteres Schwitzbad genießen können und es tatsächlich gesundheitsfördernd wirkt, müssen Sie den Stress des Alltags, Ihre Verspannungen und negativen Gedanken loswerden. Vollziehen Sie diese geistige Reinigung beim Duschen ganz bewusst. Stellen Sie sich während der Dusche vor, dass das warme Wasser alle negativen Energien wegspült. Genießen Sie das wohlige Gefühl auf der Haut. Reinigen Sie Leib und Geist vom Staub des Alltags. Zum Schluss trocknen Sie sich gut ab.
Bürstenmassage
Mit einem kurzen Duschen ist es natürlich noch nicht getan. Der nächste Schritt des Seelbades ist eine trockene Bürstenmassage ( > ). Bürsten Sie Ihre Glieder herzwärts – angefangen von den Füßen und Beinen über Arme, Bauch und Rücken. Physiologisch gesehen wirkt die Bürstenmassage zweifach: Sie sorgt erstens für eine intensive Hautreinigung, weil sich die abgestorbenen Hautpartikel lösen. Sie aktiviert zweitens den Kreislauf und dadurch das tiefer liegende Organ- und Immunsystem. Auch das Bürsten hat eine spirituelle Bedeutung: Die Haut ist die Grenze unseres Körpers. Machen Sie sich während der Bürstenmassage die Begrenztheit Ihres Leibes bewusst. Fühlen Sie sich in Ihren Grenzen. Durch das Bürsten wird Ihr Leib aber auch vitalisiert, energetisiert und auf das Herz hin ausgerichtet: Spüren Sie, wie Ihr Leib lebendig wird, sich öffnet und, vom Herzen her gespeist, mit einer »Aura« zu leuchten beginnt! Achten Sie bei der Bürstenmassage vor allem auf einen gelösten, ruhigen Atem!
Die Behandlung der Haut mit Bürsten wirkt energetisierend und stärkt die Vitalkraft.
Einnetzen
Das mittelalterliche Wort »Einnetzen« bedeutet das Übergießen des Körpers mit warmem Wasser, das Einseifen des ganzen Körpers mit Olivenölseife, gefolgt von einem erneuten Guss warmen Wassers. Im Mittelalter saß man dazu auf einem Hocker und goss das Wasser aus einer kupfernen Schale oder einem großen, hölzernen Schapf über sich. Den Seifenschaum verteilte man mit einem großen Badequast aus Pflanzenfasern oder mit einem Schwamm. Entdecken Sie Ihre eigene Version des Einnetzens, die Ihnen guttut! Sie können natürlich die Dusche statt einer Gießschale benutzen.
Physiologisch gesehen passiert beim Einnetzen wiederum zweierlei: Die Seife kippt den pH-Wert ins Basische oder Alkalische, wodurch es zu einer Tiefenreinigung der Haut kommt. Das milde Übergießen des Körpers mit warmem Wasser beruhigt und entspannt. Auch hier sollten Sie wieder auf die spirituelle Dimension achten: Die milde Seife reinigt und stabilisiert. Der anschließende milde Wasserguss beruhigt die Vital-Energie, die durch das Bürsten angekurbelt wurde, und bringt sie in ein ausgewogenes Fließgleichgewicht. Versuchen Sie wahrzunehmen, wie Ihr Körper wach, lebendig und gereinigt in eine Balance einschwingt und zur
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