Medizin der vier Temperamente
nötig läuft der Bär dann aber bis zu 50 km/h und verfügt über beträchtliche Kräfte, die er einsetzt, wenn er Beute erlegt. Diese Diskrepanz zwischen der bärigen Gemütlichkeit und dem Ausbruch von Aggression hat die Menschen sehr fasziniert. In einer negativen Auslegung interpretierte er sie als ein Symbol von Zorn und Wut.
Die sieben Wurzelsünden oder Hauptlaster, hier dargestellt von Hans Baldung Grien. Ersetzt man die Dämonen durch Seelentiere, hält man den Schlüssel zur Heilung in Händen.
Die Fehlhaltung
Auch der Mensch ist im Alltag ruhig und friedlich. Wenn sich aber die Wirklichkeit widerständig zeigt, dann können wir richtig aggressiv werden, andere Menschen wie ein wild gewordener Berserker an die Wand spielen und deren Eigenwillen brutal unterdrücken. Die Psychosomatik von Wut und Zorn ist offenkundig: In wessen Herz der Zorn kocht, der muss sich nicht über Bluthochdruck, Kopfschmerzen und Herzprobleme wundern.
Das Heilmittel
Der Einsatz von fokussierter Kraft ist an sich nicht falsch. Das Problem am destruktiven Zorn liegt darin, dass jemand in falscher Form seinen Eigenwillen durchzudrücken versucht. Es gibt aber auch einen »heiligen Zorn«, einen nicht destruktiven Krafteinsatz, mit dem sich jemand für Unschuldige einsetzt oder für eine gute Sache kämpft. Der Bär macht übrigens den heiligen Zorn vor: Er ist ein langlebiges Tier, das sich nicht in nutzlosen Kämpfen aufreibt. Seine Kraft nutzt der Bär vor allem zur Aufzucht und zur Ernährung des Nachwuchses. Der unheilige Zorn des Menschen speist sich freilich nicht aus einer Sorge um den Nächsten, sondern aus einer verborgenen Kränkung oder Frustration. Erst wenn dieser tief sitzende Stachel gezogen wurde, kann der Zorn abfließen und das Herz des Zornigen endgültig gesunden. Eine gute Möglichkeit hierzu wäre eine Aussprache mit einem Seelsorger, Therapeuten – oder einfach mit einem guten Freund.
Der Esel
Gelassenheit statt Schwermut
Ein Esel ist ein Säugetier aus der Familie der Pferde. Seit der Domestizierung hat der Mensch das Tier genau beobachtet und einen auffälligen Unterschied im Verhalten zwischen Esel und Pferd entdeckt: In Stresssituationen flieht das Pferd, während der Esel wie angewurzelt stehen bleibt. Zusätzlicher Stress durch Schläge oder Schreie verstärkt diese Starre nur noch. In einer negativen Auslegung sah man in diesem Verhalten des Esels die Fehlhaltung einer besonderen Schwermut symbolisiert.
Die Fehlhaltung
Was aber meint diese destruktive Schwermut beim Menschen? Gerade der Mensch, der Idealen nachstrebt und Gutes tut, ist besonders gefährdet, in Schwermut zu versinken. Die Welt ist nämlich ungerecht und dankt den Einsatz für das Gute nicht. Menschen, die Dreck am Stecken haben, machen meist unaufhaltsam Karriere. Menschen, die sich hingegen um das Gute mühen, werden gemobbt oder an den Rand gedrängt. Da liegt es in der Tat nahe, einfach mitten auf dem Weg stehen zu bleiben und in Hoffnungslosigkeit zu erstarren – gleich dem störrischen Esel. Die dazu gehörenden psychosomatischen Störungen umfassen Depression, Erschöpfung, Nervosität und Muskelverspannung.
Das Heilmittel
In der destruktiven Schwermut ist eine Energie blockiert, die darauf wartet, freigelegt zu werden. Sie zeigt sich gerade darin, dass ein Esel trotz der Schläge seine prinzipielle Gutmütigkeit nicht verliert. Sobald die Schläge aufhören und man ihm sanft zuredet, kehrt das Vertrauen zurück. Ähnlich ergeht es dem Menschen in der Schwermut: Je mehr er sich selbst anzutreiben versucht, desto mehr erstarrt er. Wenn er hingegen den Druck wegnimmt und bescheidene, maßvolle Schritte macht, ohne an die Schwierigkeit des Weges zu denken, dann kommt er aus der Schwermut rasch wieder heraus. Dadurch gewinnt der Mensch eine neue Art von Gelassenheit, die sich nicht mehr so leicht durch Erfolg oder Misserfolg aushebeln lässt.
Seelentiermeditation
Vorbereitung
Suchen Sie sich einen Ort, an dem Sie 15 Minuten lang vor Störungen sicher sind. Sie brauchen entweder einen Stuhl oder Sessel, auf dem Sie eine Viertelstunde ohne Unbehagen entspannt ruhig sitzen können, oder – falls Sie schon Meditationserfahrung haben – einen Meditationshocker oder ein Meditationskissen auf einer geeigneten Matte.
So wird es gemacht
Nehmen Sie einen entspannten und gelösten, aber aufrechten Sitz ein. Die Augenlider sind gesenkt, aber nicht ganz geschlossen. Die Hände sind vor dem Magen wie zwei Schalen ineinander
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