Medizin der vier Temperamente
möglich, wenn wir unsere Fehler ohne Angst anschauen und die in den Fehlern feststeckenden Bestrebungen und Energien freilegen, damit sie auf eine sinnvollere Art eingesetzt werden können.
Die Mönche und Nonnen des Mittelalters haben dazu eine beeindruckende spirituelle Psychologie geschaffen: Sieben schlechte Gewohnheiten und Süchte fesseln den Menschen. Sieben Fehlhaltungen verhindern Gelassenheit und Nächstenliebe. Sieben gute Kräfte stecken fest und warten darauf, freigelegt zu werden. Die Heilung dieser Fehler ist umso wichtiger, weil sie psychosomatische Folgen haben sowie das Immunsystem schwächen können, wie die neuere Forschung der Neuro-Psycho-Immunologie belegt ( siehe > ).
Um diese Wurzelimpulse bildhaft-konkret zu machen, haben die spirituellen Meister des Christentums sieben Seelentiere ausgewählt. Das jeweilige Seelentier steht zunächst für eine Fehlhaltung, in der aber schon ein Aspekt des gelungenen Lebens steckt. Beschäftigen Sie sich also zunächst mit der negativen Facette des jeweiligen Tieres, vor der sich die positive Seite dann umso deutlicher abzeichnet. Alle Tiere wohnen, in unterschiedlichen Ausprägungen, in jedem Menschen. Insofern sollten Sie sich allen Tieren stellen. Dabei könnten Sie natürlich entdecken, dass ein bestimmtes Tier momentan Ihre ganze Aufmerksamkeit verdient, weil es für Sie gerade Thema ist. Überwinden Sie Ihren inneren Schweinehund: Werden Sie weise wie ein Schwein, sensibel wie ein Affe, engagiert wie ein Maulwurf, tapfer wie ein Bär, gelassen wie ein Esel, treu wie ein Hund und souverän wie ein Löwe!
Das Schwein
Weisheit statt Fressen
Das Schwein ist – wider das weit verbreitete Vorurteil – weder dumm noch dreckig, sondern intelligent und bei guter Haltung ziemlich sauber. Die Eigenschaft, die das Schwein als symbolisches Seelentier interessant macht, ist sein Fressverhalten: Schweine sind Allesfresser und erwühlen sich mit ihrem Rüssel alles Essbare mit lautem Gequieke. In negativer Auslegung kann man darin die Fehlhaltung der »gierigen Fresssucht« erblicken.
Die Fehlhaltung
Was ist nun der springende Punkt der gierigen Fresssucht? Der Mensch ist ein Wesen der Sehnsucht und erstrebt viel mehr als nur Essen und Trinken: Er sucht das große Glück. Wer diesen Lebenshunger durch Fressen und Saufen ständig »zukleistert« bis ihm beinahe »das Kotzen« kommt, der erstickt seine größere Lebenssehnsucht. Die psychosomatische Dimension dieser Fehlhaltung liegt auf der Hand: Gierige Fresssucht geht oft mit Übergewicht sowie mit Verdauungs- und Essstörungen einher.
Der Umkehrschluss ist freilich nicht statthaft: Nicht jede Essstörung ist Ausdruck von »gieriger Fresssucht«! Ess- und Verdauungsstörungen bedürfen der gründlichen ärztlichen Abklärung, um medizinisch-organische Ursachen aufzudecken und zu behandeln.
Das Heilmittel
In der gierigen Fresssucht ist eine positive Energie blockiert, die darauf wartet, freigelegt zu werden: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern vom Wort«, heißt es in der Bibel. Er »hungert nach Gerechtigkeit« und »dürstet nach Weisheit«. Auch diese positive Dynamik ist im Schwein symbolisiert: Schweine sind überaus intelligent. Bei einer kürzlich durchgeführten Testreihe haben sie Forscher durch ihre erstaunlichen Fähigkeiten überrascht. Wie aber kann der Mensch diesen Hunger nach Weisheit freilegen und vor dem Abgleiten in die Fresssucht bewahren? Vertrauen Sie dem Ratschlag der Mönche und Nonnen des Mittelalters: Finden Sie Ihre persönliche Sättigungsgrenze heraus. Merken Sie sich diese Sättigungsgrenze, das heißt die Menge an Nahrung, die Sie essen müssen, um satt zu sein, und essen Sie von nun an im Alltag nur noch vier Fünftel dieser Essensmenge.
Dieses Heilmittel bewährt sich körperlich wie spirituell: Sie ernähren sich gesund und erhalten sich ihre geistige Spannkraft! In die gleiche Richtung zielt übrigens das christliche Fastengebot – nämlich das Fasten einmal pro Woche am Freitag und das alljährliche 40-tägige Fasten in der vorösterlichen Zeit. Doch auch ganz unabhängig vom religiösen Bekenntnis: Fasten gehört zum spirituellen Leben einfach dazu!
Der Affe
Gespür statt wilder Exzesse
Tiere sind nichts anderes als die Gesichter unserer Tugenden und Laster.
VICTOR HUGO
Der Affe ist ein Tier aus der Ordnung der Primaten, das ganz verschiedene Fortbewegungsarten entwickelt hat: vierbeiniges Gehen, senkrechtes Klettern und Springen sowie das
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