Medstar 01 - Unter Feuer
folgende Schweigen drohte, in Spannungen auszuarten. Zan sagte hastig: »Wir haben unserer neuen Heilerin gerade angeboten, ihr die Fünf-Dezicred-Führung zu geben. Hätten Sie Lust, sich uns anzuschließen?«
Dhur leerte seinen Drink. »Das würde ich mir nie entgehen lassen.«
Fünf Dezicredits für diese Führung wären reiner Diebstahl, dachte Jos, als die vier durch die Basis spazierten. Eigentlich gab es nicht sonderlich viel zu sehen: mehrere Formschaumgebäude, von denen das größte den Operationssaal und die medizinische Vor- und Nachsorge barg. Dann waren da noch die Offiziersunterkünfte - größtenteils kleinere Wohneinheiten die Cantina, der Speisesaal, die Landeplattform, die Sanizellen und die Duschen. Das alles in einem kleinen Tal, das von hoher, baumartiger Vegetation überschattet wurde, die größtenteils von etwas überwuchert war, das so ähnlich aussah wie Naboo-Sumpfmoos.
Das Unwetter war so rasch abgeklungen, wie es aufgezogen war. Jos schwitzte bereits nach einem Dutzend Schritten. Die Luft war feucht und drückend, ohne die geringste Brise. Er beobachtete Barriss Offee und fragte sich, wie sie unter diesem schweren Mantel die dunstige Hitze ertrug. Sie schien nicht einmal zu schwitzen. Er fragte sich, wie sie wohl unter dieser Robe aussah ...
»Dort drüben führen wir die Triage durch, wenn die Berger landen«, sagte Zan zu ihr und wies nach Westen. »Wir haben ein eigenes Feld für die Raumfähren. Dort seid ihr beide gelandet, in der Nähe der Ernter-Quartiere.« Er zeigte nach Süden. »Die Front ist gute siebzig Kilometer entfernt. Normalerweise kommen die Bergetransporter von Osten rein, wegen der Stürme.«
Jos wurde bewusst, dass Tolks Blick auf ihm ruhte. Sie beobachtete ihn dabei, wie er die Jedi beobachtete. Er schaute zu ihr hinüber, und sie grinste ihn an. Er erwiderte das Grinsen, irgendwie beschämt. Es hatte keinen Sinn zu versuchen, seine Gedanken ihr gegenüber zu verbergen - sie war Lorrdianerin und konnte jedermanns Körpersprache so leicht deuten wie ein Holo auf maximaler Vergrößerung. Das war beinahe wie Telepathie.
Er zuckte mit den Schultern. Reine Neugierde aus Langeweile, dachte er und sah, wie sich eine der Augenbrauen der Krankenschwester wölbte: Ach, wirklich?
Ihn überkam ein Augenblick leichter Verlegenheit, als er wieder zu Barriss zurückschaute. Da sie eine Jedi war - nun, zumindest eine in der Ausbildung -, fragte er sich, ob ihre Verbindung zur Macht sie bereits darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er sie so eingehend musterte.
Ihre Arbeit im OP hatte ihn zutiefst beeindruckt - ihre Hände waren flink und sicher, als sie mit Laserskalpellen und Minidruckfeldern herumhantierte, spritzende Arterien kauterisierte und sogar dabei half, eine Niere zu transplantieren. Falls sie irgendwelche von den Heilkräften eingesetzt hatte, die ihr die Macht gerüchteweise verliehen hatte, war Jos das nicht aufgefallen - aber andererseits war er zu diesem Zeitpunkt auch selbst ziemlich beschäftigt gewesen.
Er wusste nur sehr wenig über die Macht - nicht einmal, wie man testete, ob jemand sie besaß, weil dieses Wissen angeblich den Jedi vorbehalten war. Natürlich war er sich der Kraft der Einheit von Körper und Geist bewusst, doch er selbst besaß in dieser Richtung keinerlei Begabungen. Er war Chirurg, er wusste, wie man die Organe von einem Dutzend Spezies aufschnitt und zusammenflickte, einschließlich seiner eigenen. Das war sein Talent, seine Gabe, und darin war er sehr gut. So gut, dass ihn die routinemäßigen Klempnerarbeiten, die er größtenteils an den Klonen vornehmen musste, manchmal fast langweilten. Er verlor nur sehr selten einen Patienten, und wenn eine Sepsis, ein verstecktes Trauma oder irgendeine andere fiese Überraschung doch mal einen dahinraffte, war es schwer, darüber allzu viel Kummer zu empfinden. Selbst in Kriegen, die von Individuen geführt wurden, stumpften die Ärzte häufig ab - und das passierte noch leichter, wenn der nächste Körper, der unter seinen Laser kam, genauso aussah wie der letzte.
Manchmal verschwimmen sie alle wirklich zu einem...
Anfangs hatte ihn das beunruhigt. Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt. Immerhin war allgemein bekannt, dass Klone Im strengsten Wortsinn keine richtigen Individuen waren. Ihre Denkart war genauso standardisiert worden wie ihr Körpertyp, um sie zu effektiveren Kämpfern zu machen. Niemand hatte je von einem Truppler gehört, der unter Beschuss vor Schreck erstarrte
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