Medstar 02 - Jedi-Heilerin
bewacht, doch Jos hatte ihr erzählt, dass es kleinere Stellen gab, wo das Bota noch wild wuchs. Zan hatte diese Stellen gefunden und für seine Präparate benutzt. Wenn es ihr gelang, ein wildes Fleckchen zu finden und ein gutes halbes Kilo zu ernten, konnte sie daraus eine Suspension herstellen, mit der sich fünfzig oder hundert Patienten behandeln ließen. Sie kannte die genaue Dosierung und die Mischverhältnisse der aktiven Inhaltsstoffe in der Trägerlösung nicht, doch sie konnte eine der übrigen Dosen analysieren und das herausfinden. Chemie und pharmazeutische Herstellung waren während der Medizinausbildung zwar nicht unbedingt ihre Lieblingsfächer gewesen, doch sie hatte genug gelernt, um beide Kurse mit Auszeichnung abzuschließen. Sie würde einen Weg finden, dass es funktionierte.
Zu schade, dass Zan keine Notizen hinterlassen hat, dachte sie. Das hätte uns eine Menge Zeit und Ärger erspart.
Natürlich konnte es einen gehörig in Schwierigkeiten bringen, wenn man solche Notizen herumliegen ließ und jemand sie fand. Das, was Zan und Jos getan hatten und was sie selbst nun auch zu tun gedachte, war streng genommen illegal. Allerdings war es nicht unmoralisch, und was das betraf, stimmten ihre Jedi- und ihre medizinische Ausbildung vollkommen überein. Es gab solche und solche Gesetze. Einige davon waren aus den falschen Gründen erlassen worden, und viele waren fehlerhaft - nahezu jede Regel hatte ihre Ausnahmen. Wenn die Wahl darauf hinauslief, rechtlich oder moralisch richtig zu handeln, versuchte der Jedi, der diese Entscheidung traf, im Idealfall beides zu tun. Doch die Umstände waren nur selten ideal, und in solchen Fällen sollte man stets den moralischen Weg wählen und bereit sein, falls nötig die Konsequenzen dafür zu tragen.
In diesem Fall war die Wahl nicht allzu kompliziert. Es war richtig, Leben zu retten. Wenn man die Möglichkeit dazu in Händen hielt und man zuließ, dass Leute wegen eines Gesetzes starben, das erlassen worden war, damit die Reichen und Mächtigen davon profitierten - nun, das war schlichtweg falsch.
Sie hörte ein dumpfes Stöhnen, drehte sich um und sah einen von mehreren nicht geklonten Patienten, einen rodianischen Lieutenant namens Zheepho, der im Bett wild um sich schlug und sich gegen das Pressorfeid stemmte, das ihn an Ort und Stelle hielt. Zheepho hatte chronisches Knochenbrechfieber, das anscheinend jahrelang inaktiv in ihm geschlummert hatte, bevor es kürzlich ausgebrochen war. Die Intensität der Muskelkontraktionen, die durch den Krankheitserreger ausgelöst wurden - eine Form von Mikroorganismus, der nicht ganz ein Bakterium und auch kein richtiges Virus war, sondern irgendetwas dazwischen -, war so gewaltig, dass während der heftigeren Phasen der Tetanie die Bänder des Infizierten rissen und manchmal sogar Knochen brachen. Selbst wenn die Krankheit behandelt wurde, lag die Sterblichkeitsrate bei fünfzig Prozent. Es gab kein Heilmittel, und die meisten der Muskelrelaxantien, die ihnen zur Verfügung standen, wirkten bei Rodianern nicht. Eine chirurgische Hirnstammabtrennung würde sowohl die afferente als auch die efferente Nervenleitung kappen, doch - abgesehen von der Kleinigkeit, dass der Patient vollkommen paralysiert bleiben würde, was spontane Bewegungen betraf - das würde die Krämpfe nicht stoppen, da die Infektion im Muskelgewebe selbst steckte, nicht bloß im zentralen Nervensystem.
Vielleicht würde das Bota helfen. Zheepho hatte große Schmerzen und würde bald sterben, wenn nichts für ihn getan wurde. In über der Hälfte aller Fälle breitete sich die Infektion bis zu den Organen aus, bis schließlich etwas Lebenswichtiges - höchstwahrscheinlich Herz, Leber oder Lunge - versagte. Barriss hatte Nachforschungen angestellt, doch in der Fachliteratur - zumindest in der, auf die sie Zugriff hatte - fand sich kein Hinweis darauf, welche Wirkung Bota auf Rodianer hatte.
Allerdings war es ja nicht so, als hätte er viel zu verlieren. Bota führte bei keiner bekannten Spezies zu tödlichen Nebenwirkungen, und die anhaltenden Phasen der Tetanie konnten Zheepho ohne Weiteres so stark schädigen, dass die notwendige Behandlung des Patienten die Möglichkeiten der Flehr überstieg, auch wenn er die Krankheit selbst überlebte.
Sie näherte sich dem um sich schlagenden Rodianer. Sie würde das Pressorfeld deaktivieren müssen, um ihm das Mittel zu verabreichen. Die Injektion in den Deltamuskel oder in den Oberschenkel würde genügen.
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