Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
draußen müssen Temperaturen herrschen wie in einem Stahlwerk.«
    »Was willst du tun?«
    »Was wohl? Klimaanlage aus und Heizung an. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Wir müssen die Hitze aus dem Motorgehäuse ableiten. Mach dein Fenster auf.«
    Durand gehorchte widerspruchslos. Insgeheim genoss er die Erfahrung, von einer Frau Befehle zu erhalten. Er schmunzelte. Es gab für alles ein erstes Mal. Er war noch damit beschäftigt, sein schweißgetränktes Oberhemd auszuziehen und als Schutz vor dem glühend heißen Luftstrom, der aus dem Gebläse kam, über die Beine zu legen, als er etwas vor sich in der Wüste aufscheinen sah.
    »Stopp! Halt auf der Stelle an.«
    Irene trat in die Eisen, und der Hummer-Wagon schlitterte und rutschte, ehe er einige Meter weiter zum Stillstand kam. Durand griff nach seinem Feldstecher, öffnete die obere Luke und spähte aus dem Dach des Wagens.
    Ein Gefühl des Triumphs stieg in ihm auf. »Da sind sie! Wir haben sie.«

29
    »Ich wusste, dass wir sie kriegen.« Durand presste das Fernglas an seine Augen. »Scheinen unter ihrem Zelt Zuflucht vor der Mittagshitze genommen zu haben. Kann nicht mehr lange dauern, bis sie uns entdecken.«
    Mit diesen Worten tauchte er ab und beugte sich in den hinteren Teil des Wagens, in dem die Gewehre, allesamt Präzisionswaffen, gelagert waren. Er wollte nichts dem Zufall überlassen und die unangenehme Arbeit so schnell wie möglich hinter sich bringen. Im Grunde verabscheute er das Töten, aber in diesem Fall war es unumgänglich. Er musste zuschlagen, ehe Kore es tat. Und es durfte keine Zeugen geben. Er würde abdrücken, sobald sich jemand regte oder den Versuch unternahm, zu entkommen. Kopfschuss, das war die sauberste Lösung. Schnell, präzise und human. Durand wuchtete sich wieder aus dem Schiebedach und nahm sein Ziel ins Visier. Durch die Zieloptik sah er aber nur die Füße der Flüchtenden sowie Teile ihrer Arme und Beine. Die Gesichter waren im Schatten verborgen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Opfer in die Sonne zu locken.
    »In Ordnung«, sagte er zu Irene, »bringen wir es zu Ende. Fahr im Schritttempo an sie heran. Ich werde sie im Visier behalten und abdrücken, sobald einer von ihnen es wagt, seinen Kopf herauszustrecken.«
    Hannah spürte, wie die Angst an ihr emporkroch. Das schwarze Fahrzeug näherte sich wie ein bösartiger Käfer, der im kalten Licht der Sonne bläulich schimmerte. Zuerst war es nur eine Luftspiegelung gewesen, die über dem Horizont zu schweben schien wie eine dunkle Wolke. Doch mit der Zeit nahm die Wolke Konturen an, wurde kantiger und gedrungener, bis sie den Boden berührte und auf sie zuzukriechen begann. Sie hatte diese Autos schon immer verabscheut, aber jetzt verwandelte sich diese Abneigung in eine handfeste Panik. Die Bedrohung, die von der bulligen Karosserie ausging, war kaum noch zu ertragen.
    »Wir müssen hier weg«, zischte sie und machte Anstalten, aufzustehen, doch Kores eisenharter Griff hielt sie zurück.
    »Hier geblieben«, fauchte er zurück. »Sobald Sie den Schatten verlassen, sind Sie tot. Ich wette, dass uns Durand in diesem Augenblick im Visier hat. Er ist ein glänzender Schütze. Sie würden den Schuss nicht mal mehr hören, ehe er Sie zerfetzt. Also gehen Sie aus dem Licht, und bleiben Sie ruhig.«
    »Was ist, wenn er den Braten riecht?«, gab Chris zu bedenken.
    »Er ist ein ziemlich schlauer Bursche und kennt die Wüste gut. Er könnte wissen, dass es hier Salzsümpfe gibt.«
    »Aber er weiß nicht, wo sie sind. Sie verändern ihre Position im Laufe der Zeit. Abgesehen davon, wird ihn die Sandschicht täuschen. Aber Sie haben natürlich Recht. Es könnte sein, dass er den Trick durchschaut.«
    »Und was würde dann geschehen?«
    Kore sah sie an und schwieg.
     
    »Jetzt ist es gleich so weit«, drang Irenes Stimme zu ihm herauf. »Ich kann den Stein schon beinahe mit den Händen greifen. Er strahlt wie ein Stern. Kannst du ihn sehen? Sein Licht ist heller als die Sonne an einem Wintermorgen.«
    Durand hörte ihre Stimme und löste seinen Blick vom Objektiv. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Er strahlt wie ein Licht in dunkler Nacht. Hörst du den Gesang der Sterne? Ich kann es kaum erwarten, wenn du ihn zum ersten Mal berührst. Es ist, als würdest du Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen begegnen. Die dreigeteilte Göttin, verstehst du? Ich kann es kaum erwarten …«
    Der Oberst fluchte innerlich. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Nur

Weitere Kostenlose Bücher