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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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auf, lächelte Kore respektvoll an und machte eine leichte Verbeugung. Auch Hannah war inzwischen erwacht und hatte die Ankunft ihres Führers beobachtet. Auch sie schien zu verstehen, worin seine List bestand.
    Kore begann wortlos damit, ein kleines Nomadenzelt abzuladen und aufzubauen. Hannah half ihm dabei, und schon nach kurzer Zeit hockten die drei Flüchtlinge unter dem schützenden Stoff, inmitten der endlosen Weite, und warteten.
     
    Langsam, im Schritttempo schob sich der schwarze Hummer-Wagon über die letzte Düne, ehe er im Angesicht der endlosen Ebene, die sich vor ihm ausbreitete, zum Stillstand kam. Durand spähte in die Ferne und schüttelte ungehalten den Kopf. Irgendetwas stimmte nicht. Waren die drei wirklich so dumm, oder was steckte dahinter? Bisher entsprach das, was sie gefunden hatten, genau seinen Erwartungen. Die verlassene Höhle, darin verschmutzte Mullbinden, dreckige Kleidungsstücke, eine umgestoßene Teekanne und hastig zusammengerollte Schlafmatten, darüber der Geruch von gebratenem Fleisch und warmer Asche. Alles deutete auf einen überhasteten Aufbruch hin.
    Chris und Hannah hatten den verschrobenen alten Tuareg also tatsächlich überzeugen können, ihnen zu helfen. Nun ja, er hatte es nicht anders erwartet. Genau genommen wäre er sogar enttäuscht gewesen, hätte er die beiden allein und ohne Hilfe an der nächsten Düne aufgegriffen. Kores Gegenwart erschwerte die Jagd, gestaltete sie aber auch interessanter.
    Durand war neugierig gewesen, welchen Weg der alte Fuchs einschlagen würde, um ihn abzuschütteln. Dass er sie in die Ténéré führen würde, damit hatte er am wenigsten gerechnet.
    Er öffnete die massive Autotür und trat ins gleißende Sonnenlicht. Vor seinen Füßen erstreckten sich unverkennbar die Spuren dreier Dromedare, die seit einigen Kilometern unverändert in ein und dieselbe Richtung wiesen. Mitten hinein in die schrecklichste aller Wüsten. Dort, wohin die Spuren führten, war nichts, nur Staub, Sand und Hitze. Und das auf eine Entfernung von tausend Kilometern.
    Durand trat fluchend in einen Sandhaufen. Hätte er geahnt, dass dieser durchtriebene Hund sie in die Ebene führen würde, wäre er natürlich umgekehrt und hätte den Helikopter genommen. Dann wäre alles nur noch eine Frage von Minuten gewesen. Andererseits hätte eine solche Aktion viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er schüttelte den Gedanken ab. So oder so würden sie die Flüchtlinge bald eingeholt haben. Doch er wurde das unangenehme Gefühl nicht los, dass Kore das wusste, und dieses Gefühl verursachte ihm Magenschmerzen. Brummig stieg er wieder ein und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Und?«
    »Ich verstehe das nicht. Er hätte sie in den Hoggar führen können oder entlang seiner Peripherie, bis hinein nach Algerien. Es gibt dort Dutzende von Verstecken, in denen sie sich verbergen könnten. Er hätte sie nachts führen können, wie es bei den Tuareg üblich ist, wenn sie sich vor fremden Blicken schützen wollen. Stattdessen geht er in die Wüste, und das mitten am Tag. Ich verstehe das nicht.«
    Kopfschüttelnd starrte er aus dem Fenster.
    »Vielleicht ist er doch nicht so clever, wie du vermutet hast«, entgegnete Irene, die hinter dem Lenkrad des schweren Autos saß. Durand hatte ihr nach einigen Kilometern widerspruchslos die Kontrolle über das Fahrzeug überlassen, nachdem er bemerkt hatte, wie schwierig es zu bedienen war. »Vielleicht habe ich ihn wirklich überschätzt«, brummte er, »vielleicht hat ihm die Sonne das Gehirn inzwischen getrocknet, oder er ist einfach nur senil geworden. Aber so ganz daran glauben kann ich nicht. Er hat etwas vor, und es macht mich wahnsinnig, dass ich nicht weiß, was. Fahr einfach weiter und folge den Spuren.«
    Irene gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Mach dir keine Sorgen. Bei unserem Tempo werden wir sie im Nu eingeholt haben. Ich kann seine Nähe schon spüren.« Der Blick, den sie ihm dabei zuwarf, erfüllte ihn mit Misstrauen. Da war wieder dieses Schimmern in ihren Augen.
    Der Boden, über den sie in der nächsten halben Stunde fuhren, war steinhart, so dass Irene den Luftdruck in den Reifen erhöhen konnte. Das Fahrzeug glitt jetzt wie über Eis. Ein Gefühl, das täuschte, denn im Inneren des Fahrzeugs stiegen die Temperaturen unaufhaltsam an. Irene sah auf das Thermometer und fluchte leise.
    »Irgendetwas nicht in Ordnung?«
    »Die Klimaanlage schafft es nicht mehr. Der Motor beginnt bereits zu überhitzen. Da

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