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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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jetzt sprach auch noch Irene davon. Vielleicht war ja doch etwas dran. Lächelnd hob sie die Flasche an den Mund und ließ sich das kühle Bier durch die Kehle rinnen. Sie blickte zum Feuer, wo er bis eben noch gesessen hatte. Er war fort.
    Sie sah sich um und entdeckte ihn am Rand der Klippe. Er stand da und spähte in die Nacht hinaus. Was er wohl gerade dachte? Als ob er ihren Blick gespürt hatte, wandte er sich um und kam auf sie zu.
    »O verdammt, ich glaube, er kommt. Hoffentlich hat er nicht gehört, was wir über ihn geredet haben. Das wäre mehr als peinlich«, zischte Hannah.
    »Und wenn schon. Das könnte unserer Sache nur dienlich sein«, antwortete Irene mit einem süffisanten Lächeln.
    Hannah verstand nicht, was damit gemeint war, aber ihr blieb auch keine Zeit, länger darüber nachzudenken.
    »Guten Abend, die Damen. Wäre es Ihnen recht, wenn ich mich bis zum Essen zu Ihnen gesellen würde?« Er sprach in der perfekten Imitation eines Clark Gable, und Hannah bemerkte die Andeutung eines Augenzwinkerns.
    » Au contraire, Monsieur. Ein wenig Unterhaltung wäre uns sehr willkommen«, antwortete Irene mit demselben öligen Tonfall. Chris schnappte sich einen Stuhl und setzte sich breitbeinig darauf, die Arme über der Lehne verschränkt. »Myladys, es ist mir eine Ehre. Darf ich erfahren, wovon Sie gerade sprachen?«
    »Von Ihnen natürlich«, antwortete Irene ohne Umschweife.
    »Oh, ich verstehe.« Chris räusperte sich, und Hannah hatte das Gefühl, dass ihn Irenes Direktheit überraschte. Er hatte sich jedoch schnell gefangen. »Nun, ich fürchte, das ist ein Thema, zu dem ich nicht viel beisteuern kann. Vielleicht möchten die Damen sich doch lieber allein weiterunterhalten?«
    »Keineswegs«, entgegnete Irene. »Dann würden wir ja nie erfahren, wie unsere Chancen stehen, sich mit Ihnen zu einem romantischen Candlelight-Dinner zu verabreden.«
    »Romantischer als das hier?« Er deutete auf das umliegende Lager. »Schwer vorstellbar, dass es so etwas gibt.«
    Hannah bemerkte trotz der schwachen Beleuchtung, dass sich ein roter Schimmer auf Chris’ Wangen abzeichnete, und sie spürte, dass sie Gefallen an dem Spiel fand.
    »Ich habe das Gefühl, Sie versuchen auszuweichen, Dr. Carter«, nahm sie den Faden auf. »Heraus mit der Sprache, gibt es eine bestimmte Person in Ihrem Leben? Oder ist der Platz an Ihrer Seite noch zu vergeben?«
    Irene nickte anerkennend. »Sehr gute Frage, Hannah, hätte ich besser nicht stellen können. Nun, Dr. Carter, Karten auf den Tisch.«
    Chris stand auf, räusperte sich, legte eine Hand in den Rücken und neigte den Kopf wie Clark Gable in Vom Winde verweht.
    »Myladys, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass mein Herz schon in festen Händen ist. Sollte sich an diesem Tatbestand etwas ändern, werden Sie die Ersten sein, die es erfahren. Vergeben Sie mir, aber ich muss Sie bitten, nicht weiter in mich zu dringen, da ich sonst in meinen festen Vorsätzen wankelmütig werden könnte.«
    Irene lachte laut auf. »Lügner! Schon gut, schon gut. Du hast deinen Hals mit Anstand aus der Schlinge gezogen. Ich glaube dir zwar kein Wort, aber ich denke, wir werden dich mit weiteren peinlichen Fragen verschonen. Nicht wahr, Hannah?«
    »Von mir aus gern«, antwortete Hannah mit einem Lächeln. Allerdings fand sie es schade, nicht mehr über ihn erfahren zu haben. Er war und blieb ein Buch mit sieben Siegeln.
    Chris sah erleichtert aus. »Ich glaube, ich könnte jetzt auch eins von diesen da vertragen.« Er deutete mit der Hand auf die beiden Bierflaschen, die neben Hannah auf dem Boden standen. Seine Augen leuchteten im Schein der Gaslampe, als er sich ihr zuwandte. »Und, wie fühlt man sich als Filmstar?«
    Hannah merkte, dass sie das Bier nicht mehr gewohnt war. Es stieg wesentlich schneller zu Kopf als Dattelwein. »Beschwipst«, antwortete sie mit schwerer Zunge. Sie öffnete eine Flasche und reichte sie Chris.
    »Nein im Ernst, es war schrecklich. Ich kann nicht verstehen, dass manche Menschen das gern machen. Ich habe das Gefühl, noch nie in meinem Leben so dummes Zeug geredet zu haben.«
    »Oh, das gibt sich«, meldete sich Irene zu Wort, ohne Chris aus den Augen zu lassen. »Bei mir war das am Anfang genauso. Hat etwa ein halbes Jahr gedauert, dann war es so selbstverständlich wie Gutenachtgeschichten vorlesen. Wenn man das richtige Team hat, ist es ein Kinderspiel. Und du, Chris, hast du auch schon mal vor der Kamera gestanden?«
    Chris, der gerade einen herzhaften

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