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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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persönlich dafür verantwortlich, dass Ihnen kein Leid geschieht, so verlangt es meine Ehre. Wenn Sie sich aber weigern, auf meine Ratschläge zu hören, endet diese Verantwortung auf der Stelle. In einem solchen Fall werde ich Sie Ihrem Schicksal überlassen und mit meinen Männern nach Agadez zurückkehren.«
    Irene, die als Einzige auf Malcolm Einfluss zu haben schien, legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich glaube, es ist ein guter Vorschlag. Aber wir werden einen Zeitplan vereinbaren. Wenn wir binnen zweiundsiebzig Stunden nichts von Ihnen oder Ihren Männern hören, werden wir die Höhle verlassen und versuchen, uns allein durchzuschlagen.«
    Mano kreuzte die Arme vor der Brust als Zeichen des Einverständnisses.
    Chris, der von der Tragödie immer noch sehr mitgenommen war, fasste allmählich wieder klare Gedanken. »Wir sollten so viel Proviant mitnehmen, wie wir können, und uns auf den Weg machen. Ich habe das unangenehme Gefühl, dass wir beobachtet werden.«
    »Geht mir genauso«, fügte Hannah hinzu. Ihre Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern. »Ich will so schnell wie möglich von hier verschwinden, ehe noch mehr Unheil geschieht.«
    In Windeseile wurden die Rücksäcke mit allem voll gestopft, was ihnen fürs Überleben in den kommenden Tagen sinnvoll erschien. Sie fanden zwei Campingkocher, etliche Konserven, Dörrobst, Müsli, Feigen und Brot. Die Hauptsache aber war Wasser. Patrick und Chris luden sich je einen Zwanzigliterkanister auf den Buckel, die anderen füllten alle vorhandenen Feldflaschen und hängten sie außen an die Rucksäcke. Sie packten sämtliche Lampen und Batterien ein, die sie finden konnten, sowie drei Gaslaternen nebst Kartuschen. Zur allgemeinen Überraschung waren den Rebellen die drei Walkie-Talkies entgangen, die sich unter den Lampen befunden hatten. Eine Überprüfung ergab, dass die Akkus aufgeladen waren. Chris griff nach einem von ihnen. »Schnell, lasst uns versuchen, ob wir damit jemanden erreichen.« Er schaltete auf On und hielt das Gerät ans Ohr. »Hallo, hallo! Ist da draußen jemand? Kann mich irgendjemand hören?« Alle drängten sich um das Gerät und lauschten angestrengt. Doch da war nichts außer einem statischen Rauschen. Chris versuchte es noch einige Male, immer mit demselben Ergebnis. »Verdammt. Hier draußen hört uns niemand.«
    »Einen Versuch war es auf alle Fälle wert«, sagte Hannah. »Und wer weiß, ob uns die Walkie-Talkies nicht doch noch nützlich sein werden. Kommt, steckt sie ein.«
    Nach einer halben Stunde waren alle beladen und aufbruchbereit. Wortlos verabschiedeten sie sich von Mano Issa. Alle waren sich darüber im Klaren, dass ihr Leben in seinen Händen lag. Wenn es ihm nicht gelang, an den Rebellen vorbei ins Fort zu gelangen, waren sie alle verloren. Der Tuareg-Führer starrte in den Himmel, der jetzt vollkommen mit schwarzen Wolken zugezogen war. Sein Gesicht wirkte ernst. »Ein Sturm«, sagte er mit düsterer Stimme. »Vielleicht ist das der Grund dafür, dass die Rebellen noch nicht zurückgekehrt sind. Ihr müsst euch beeilen. Stürme um diese Jahreszeit sind bedrohliche Ereignisse.« Er blickte finster in den Himmel. »Dieser wird besonders schlimm.«

13
    Einige Zeit später hatten sie die Höhle, die ihnen für die kommenden Tage Schutz bieten sollte, fast erreicht. Hannah keuchte schwer, legte sie diese Strecke heute doch schon zum dritten Mal zurück. Sie befanden sich schon auf dem Abstieg in die Schlucht, als sie von Ferne ein bedrohliches Heulen vernahmen, das klang wie von tausend Kriegshörnern, die zum Angriff geblasen wurden. Alle blieben stehen und lauschten. Chris ließ den Wasserkanister neben sich zu Boden sinken und starrte in die aufkommende Finsternis. »Großer Gott, was ist das?«
    Hannahs Gesicht drückte Furcht aus. »Der angekündigte Sturm. Der Atem des Todes, von dem die Legenden der Tuareg berichten«, sagte sie. »Der Wind fängt sich in Höhlen und Schluchten und bricht sich dort.«
    »Hast du so etwas schon einmal erlebt?« Irene zog die Riemen an ihrem Rucksack fester. Hannah nickte. »Ja, aber nicht so laut. Ein gespenstisches Geräusch. Macht euch auf das Schlimmste gefasst.« Sie zog ihre Sandbrille aus der Tasche und setzte sie auf. Die anderen taten es ihr gleich, und schon bald sah das Team aus wie eine Gruppe von Raumfahrern.
    »Klingt wirklich schaurig. Ich bin dafür, dass wir uns beeilen«, schrie Irene gegen das immer lauter werdende Heulen an. Hannah stimmte ihr im Geiste

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