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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Die Zelte waren aufgeschlitzt, ein Teil der Schlafsäcke in blinder Zerstörungswut mit Benzin übergossen und angezündet worden. In einem der Zelte fand er Hannahs zerfetzte Aufzeichnungen, deren lose Seiten wie durch ein Wunder von den Flammen verschont geblieben waren. Hannah, die ihm stumm gefolgt war, fing an, mit mechanisch wirkenden Bewegungen die Notizen und Aquarelle einzusammeln, die sie in monatelanger Kleinarbeit gemalt und geordnet hatte. Von den wertvollen Geräten, die ihr das Frobenius-Institut zu Verfügung gestellt hatte, war keine Spur mehr zu entdecken. Ähnlich sah es mit dem Rest der Ausrüstung aus. GPS-Navigationssystem, Kameraausrüstung und Laptops, alles gestohlen. Auch von den Kamelen fehlte jede Spur. Ob sie geflohen oder fortgetrieben worden waren, ließ sich nicht abschätzen. Chris sah Malcolm verzweifelt durch das Lager irren, auf der Suche nach den Dosen mit den bereits belichteten Filmen. Chris hätte ihm berichten können, dass er die Kühlboxen aufgebrochen und die Filme verbrannt vorgefunden hatte, aber er hielt sich zurück. Er wusste nicht, wie der Verlust von wochenlanger Arbeit auf Malcolms labiles Gemüt wirken würde. Er beschloss, dass es besser war, nicht in seiner Nähe zu sein, wenn er die Wahrheit erfuhr. Am schwersten wog der Verlust der Satelliten-Kommunikationsanlage. Ihre einzige Möglichkeit, die Außenwelt über ihre verzweifelte Lage zu informieren, war zunichte gemacht worden.
    »Wir sind am Ende«, wimmerte Albert Beck, der heranhumpelte, während er sich den Ruß von der Brille wischte. »Wir sind zwar mit dem Leben davongekommen, aber wie groß sind die Chancen, dass wir es unbeschadet zurück zum Fort schaffen? Ich werde es euch sagen: gleich null. Die Rebellen warten doch nur darauf, dass wir ins Fort zurückkehren. Wahrscheinlich hocken sie irgendwo bei den beiden hohen Felszinnen und erschießen uns, sobald wir uns nähern.«
    »Wenigstens einen Teil des Proviants haben sie uns gelassen.«
    Abdu stand unter den Palmen, wo sie die Vorratskisten im Schatten der Bäume eingegraben hatten. Ob aus Zeitnot oder mangelnder Gründlichkeit, einige Kisten waren unentdeckt geblieben. Abdu ließ die Schlösser aufschnappen und untersuchte den Inhalt.
    »Ist alles noch da. Konserven, Trockenobst, Brot, Milchpulver, sogar das Bier.« Sein Lachen klang schal.
    »Na großartig«, sagte Malcolm. »Wenn die Lage auch noch so hoffnungslos ist, so können wir uns wenigstens betrinken. Das ist wirklich ein Silberstreif am Horizont.«
    »Spar dir deine zynischen Kommentare«, entgegnete Irene. »Was wir jetzt brauchen, ist ein Plan.«
    »Ein Plan. Na prima. Und du hast natürlich prompt wieder einen in der Tasche.«
    Irene funkelte ihn an. »Von dir ist ja nichts mehr zu erwarten. Ich hätte zumindest einige Vorschläge. Irgendjemand interessiert?«
    Alle außer Malcolm nickten. »Gut. Die erste Möglichkeit wäre, einen Versuch zu starten, den Lkw zu erreichen und damit zu fliehen. Aber ich stimme mit Albert überein, dass das sehr riskant wäre. Dann gäbe es noch Patricks Vorschlag, jemanden zu schicken, der Hilfe holt. Aber was würden wir so lange machen? Hier bleiben?«
    »Auf keinen Fall«, meldete sich Mano Issa zu Wort, der sich unbemerkt ihrer Beratung angeschlossen hatte. In kurzen, abgehackt klingenden Sätzen erläuterte er, was er von der Sache hielt. »Ich werde mit den verbliebenen Männern zum Fort zurückkehren, um Hilfe zu holen. Sie sollten auf dem schnellsten Weg zurück in die Höhle gehen und sich dort verstecken. Hier können Sie nicht bleiben. Die Rebellen werden mit großer Wahrscheinlichkeit zurückkehren.«
    »Was, wir sollen uns in diesem Kaninchenloch verkriechen und darauf warten, dass die uns finden?« Malcolm war außer sich. »Und wenn Sie und Ihre Männer es nicht schaffen? Wenn Sie nicht durchkommen? Dann werden wir da drin jämmerlich verdursten.« Er schrie jetzt beinahe. »Ohne mich! Denken Sie sich etwas anderes aus, schließlich haben Sie uns mit ihren betrunkenen Männern überhaupt erst in diese Lage gebracht.«
    Mano Issas Augen funkelten, und er spannte seine Schultermuskeln, doch war er diszipliniert genug, um nicht handgreiflich zu werden. Seine Antwort jedoch war von unterdrückter Wut überschattet.
    »Meine Männer haben sich zwar einer Unaufmerksamkeit schuldig gemacht, aber sie sind für eine Sache gestorben, die sie im Grunde nichts anging«, sagte er. »Sie alle haben das Risiko gekannt, als Sie hierher kamen. Ich bin

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