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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sich nicht von der Stelle bewegen konnte. Sie zogen und zogen und kamen doch kaum vom Fleck. Erst nach einer Weile gelang es ihnen, Gregori an den vereinbarten Sammelpunkt zu ziehen, wo die anderen sich ängstlich zusammenkauerten.
    Irene stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. »Was ist mit ihm? Er ist doch nicht …« Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Hannah kauerte sich nieder und hielt ihr Ohr an seine Brust Es war fast unmöglich, bei dem Sturm etwas zu hören, aber nach einer Weile hob sie den Kopf. »Er ist bewusstlos, aber er lebt. Wir müssen ihn in die Höhle bringen. Malcolm, Abdu und Patrick, ihr packt ihn an Armen und Beinen. Beeilt euch!«
    Mit diesen Worten stand sie auf und trat wieder hinaus in den Sturm. Alle folgten ihren Anweisungen. In diesem Augenblick war sie die Einzige, die Ruhe bewahrte und klar denken konnte.
    Schritt um Schritt, Meter um Meter kämpften sie sich voran. Über ihren Köpfen tobte der Sturm. Blitze zuckten durch den Sturm und entluden sich mit Donnergrollen. Hannah kam es vor, als näherten sie sich dem dritten Höllenkreis in Dantes Inferno.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich den Stein mit der Medusendarstellung wiederfanden. Das Loch, durch das sie wenige Stunden zuvor gekrochen waren, war vom Sand fast völlig zugeschüttet. Ohne zu zögern, begannen alle, den Eingang wieder freizulegen. Der Sturm schien an Heftigkeit zuzunehmen, als wollte er verhindern, dass ihm seine Beute entkam. Regen setzte ein. Zuerst in einzelnen dicken Tropfen, dann mit immer größerer Heftigkeit, bis sich wahre Sturzbäche aus dem Himmel ergossen.
    »Schnell jetzt, schnell, sonst werden wir alle sterben«, schrie Chris, der trotz des Wasserkanisters und des schweren Gewehrs auf seinem Rücken mit äußerster Kraftanstrengung mit seinen Händen Sand schaufelte. Hannah spürte ihre Arme kaum noch, doch dann fanden sie endlich den Zugang zu der Höhle. Im Nu hatten sie ihn freigeschaufelt und waren im Begriff, sich hineinzuzwängen, als Malcolm rief: »Wartet. Was ist, wenn der Gang verschüttet wird? Wie sollen wir da jemals wieder rauskommen?«
    Hannah teilte seine Bedenken. »Du hast Recht. Aber wir haben keine andere Wahl. Wenn wir nicht alle schleunigst da drin verschwinden, sterben wir durch die Flutwelle. Erinnerst du dich an die Wasserstandsmarken in den Bäumen? Ich flehe euch an: Beeilt euch. Wenn etwas in den Gang gespült wird, ist es wahrscheinlich nur Sand. Und den kann man wieder wegschaffen. Also los jetzt!«
    Die anderen sahen sie mit schreckensbleichen Gesichtern an und zwängten sich in das enge Loch. Albert und Patrick schoben und zogen den bewusstlosen Gregori in die enge Röhre. Der Regen stürzte mittlerweile in solchen Strömen vom Himmel, dass er nicht mehr im Boden versickern konnte. Rasch bildete sich ein Fluss, der zuerst langsam, dann immer schneller zu Tal schoss. Während sie weiterkrochen, stieg das Wasser unaufhaltsam. Es riss Grasbüschel, Äste und verdorrte Baumstümpfe mit.
    »Wir werden alle ersaufen«, schrie Malcolm, der sich als einer der Letzten anschickte, in den Tunnel zu kriechen.
    »Nein«, entgegnete Hannah, »der Tunnel führt aufwärts. So hoch kann das Wasser nicht steigen.«
    Malcolm nickte, dann stürzte er sich in die Dunkelheit. Hannah sah sich noch einmal um, dann folgte sie ihm.
     
    Ängstlich, verschüchtert und durchnässt saß das Team eine Viertelstunde später beisammen. Eine einzelne Gaslampe erhellte die Krypta mit ihrem fahlen Licht. Hannah blickte in die Gesichter ihrer Freunde, die von Furcht und Entbehrungen gezeichnet waren. Chris spuckte Sand. Albert versuchte seine Sturmbrille wieder klar zu bekommen, aber der aufgewirbelte Sand hatte das Glas matt geschliffen. Malcolm beklagte den Verlust seines Hutes, während Patrick immer und immer wieder Sand und Steinchen aus seinen Stiefeln schüttelte. Es gab aber auch Grund zur Hoffnung. Gregori war aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht. Er knabberte an einem Stück Schokolade, um seinen Kreislauf in Gang zu bringen. Dabei nickte er Hannah und Albert zu. »Danke. Ihr habt mich gerettet«, sagte er. »Ohne euch läge ich jetzt da draußen, begraben unter Sand und Schlamm.«
    Hannah spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. »Das war doch eine Selbstverständlichkeit. Jeder hätte das für den anderen getan. Schließlich sind wir ein Team.« Einerseits war es ihr peinlich, dass ihr jemand so dankbar war, andererseits empfand sie ein unbeschreibliches

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