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Meer ohne Strand

Meer ohne Strand

Titel: Meer ohne Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Friedrich
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never been conceived,
    Sie hatten schon etwas getrunken. Warteten wie er an der Bar darauf, daß im Lokal etwas freiwerden sollte. Da er seinen Tisch zuerst bekam, lud er sie ein, mit ihm zu essen. Bat Mario darum, noch einen Stuhl für die Freundin dazuzustellen, Julia aß Sashimi. Mario sang vor sich hin beim Servieren: als bediente er auf der Veranda einer ländlichen Trattoria statt im Hexenkessel des Lobster Pot, er tat das immer, wie die Stammgäste wußten. Aber Julia war natürlich entzückt. Erkannte den Gesang nicht als die Masche, die er war, sie war ein paar Jahre jünger als Robert. Geschieden, Buchhändlerin, sie lebte in Rhode Island,
    Wo denn, in Pawcatuck? Misquamicut?
    Sie verstand nicht, was ihn daran so erheiterte. Sie wohnte in Kingston: in der Nähe der Universität. Als man sich trennte, gab sie ihm ihre Telefonnummer.
    Die er in sein Buch übertrug, dann vergaß,
    More unflattering likenesses of children have never been conceived!
    Jetzt erinnerte er sich an ihr Gelächter. Fuhr an der Heritage Plantation vorbei, ohne zu halten, hatte er ihre Nummer noch? Ganz bestimmt, er würde sie natürlich nicht anrufen. Als er Kingston erreichte, war es bereits später Nachmittag. Er war durchgeschwitzt: Die Hitze wurde unerträglich, sobald man sich von der Küste entfernte. Eine feuchte Hitze, drückend, so wie er sich den Monsun vorstellte, er wäre jetzt gern an einen Strand gefahren: Aber der Himmel war wolkenverhangen. Gewittrig, er sah sich nach einem Hotel um. In der Nähe des Campus fand er ein Zimmer in einem Privathaus.
    Er saß auf dem Bett, draußen donnerte es. Er schlug ihre Nummer in seinem Telefonbuch nach, im Zimmer war es jetzt so dunkel, daß er das Licht hätte einschalten müssen, um die Nummer zu lesen. Dann brach der Regen los. Warmer Pladderregen wie aus einer Dusche, in heißen Stößen drang der Wind durch die Moskitogitter der Fenster und blätterte das Telefonbuch auf dem Bett um. Etwas hatte Robert in die Stirn gestochen. Einer der riesigen Moskitos, die draußen um die Gitter sangen und pfiffen, America: Everything bigger and better, er hatte eine monströse juckende Beule am Kopf wie von einem Wespenstich. Als der Regen etwas nachließ, zog er eine Jacke über den Kopf und rannte zu seinem Auto.
    Fuhr durch den Wald. Durch Dickicht, in dem Rhododendron schäumte, heißer Nebel schlug in Schwaden aus dem Unterholz. Wasser spritzte unter seinen Reifen auf, als führe er durch einen Fluß, dann lag vor ihm ein flacher Betonbau. Ein Kneipenschild: Malcolm’s, er ging durch den Regen hinein.
    Setzte sich an die Theke, bestellte Bier. Einen Glaspitcher voll mit Dünnbier, das auf die Resopaltheke schwappte, er saß auf einem Plastikhocker, die Musicbox wimmerte Michael Jackson aus allen Löchern, der andere Malcolm fiel ihm ein. Natalies Tequila-Malcolm,
    Aber der Lärm des Schlachtens in der Küche trieb mich wieder hinaus in die gleißende Helle der Straßen, und später in jener Nacht saß ein Geier in meinem Waschbecken,
    Neben ihm saß ein Fremder, der ihm von seinem Leben vorlallte. Der in sein Bier sprach, mit dem Ärmel durch den Biersee auf dem Resopal wischte,
    Von fünf Dollars gelebt einen Monat lang, aber ich hatte mein eigenes Pferd, und dieses indianische Mädchen brachte mir manchmal Essen, geheiratet hab ich dann eine, die war fünfzehn Jahre älter als ich, zäh wie Leder war die und Irin, eine gute Frau, lieb, aber zäh wie Leder, Irin war die, deswegen. Ein gutes Leben. Ich hatte ein gutes Leben,
    Es war ein amerikanischer Film. Irgendein bekannter Streifen aus den vierziger Jahren, die Moskitos surrten und summten in der nassen Hitze vor den Fenstern, Robert war sehr betrunken. Tat sich jetzt leid: ohne daß der nüchterne Teil seines Kopfes einen besonderen Grund dafür hätte nennen können, aber vielleicht reichten die allgemeinen Gründe schon aus. Der Barmann brüllte LAST CALL LAST CALL: wie eine letzte Warnung an die Sünder der Welt, sich zu besinnen, alle bestellten. Mehr Bier schwappte aus Pitchern über die Tische, Robert schwankte in den Gang, der zu den Toiletten führte, rief Natalie an.
    Sie war nicht da.
    Natürlich nicht, er lehnte sich an die graugrüne Betonwand,die schwitzte, wühlte in seinen Taschen nach dem Telefonverzeichnis. Rief Julia an, mit seinem neuen amerikanischen Handy: war nun betrunken genug dafür, Julia war zu Hause.
    Holte ihn am nächsten Tag ab.
    Fuhr mit ihm nach Galilee, ans Wasser: Wo sie auf dem Holzdeck einer der

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