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Meer ohne Strand

Meer ohne Strand

Titel: Meer ohne Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Friedrich
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Lächeln, eher ein Krampf, er erschrak. Sagte rasch,
    »Es war nur ein Vorschlag. Wir müssen nicht in das Haus fahren. Wir können auch woanders hin, es war nur eine Idee«,
    Sie schien ihn nicht gehört zu haben. Sagte,
    »Das Haus eines Freundes, um das du dich kümmerst.«
    Schloß die Augen einen Moment. Öffnete sie wieder, sagte: »Ist er ein netter Typ, dein Freund? Ist er total korrekt?«
    »Ja«, sagte Robert.
    War verwirrt, dachte an Gabriel. Sagte: »Er ist Amerikaner. Er lebt in München. Ich kenne ihn schon sehr lange«,
    Sie winkte ab. Wollte nichts hören über Gabriel Phillips, und warum begann sie nun schon wieder zu weinen? Aber sie weinte gar nicht. Lachte vielmehr auf: wie über eine Ungeheuerlichkeit. Sagte: »Aber klar komme ich mit. In das Haus deines Freundes«,
    Brach dann doch noch in Tränen aus, was redete sie überhaupt? Es gab Momente, da zweifelte er ernstlich an ihrem Verstand.
    Zweifelte an seinem eigenen: weil er sich in eine Lage wie diese hineinmanövriert hatte, allmählich beruhigte sie sich wieder. Sah ihm in die Augen, sagte: »Du mußt das nicht tun. Ich habe dir schon einmal gesagt, du hast wirklich genug für mich getan«,
    Er wußte nicht, was er antworten sollte. Ging möglicheSätze durch: Ich tue es gern. Es macht mir nichts aus. Es ist meine Pflicht, ist mir ein Vergnügen, was bleibt mir denn anderes übrig, verdammt! Sie sagte: »Ich bin Sina Fischer. «
    Als ob es gar nichts wäre. Als ob sie etwas bestätigt hätte, was er längst wußte, sie sah ihm voll ins Gesicht. Sagte: »Schau mich nicht so an, so heiße ich eben. Sina Fischer. Sina Beatrice Fischer, aus München, du weißt schon. Die ohne Zehen. Die Verstümmelte«,
    Sie kam aus derselben Stadt wie er. Er hätte ihr schon viel früher begegnen können. War ihr womöglich längst einmal begegnet: in einem Café an der Leopoldstraße, in einer Jazzkneipe, es war unglaublich. Sie sagte: »Sina Fischer, Robert Brauer. Heute fisch ich, morgen brau ich. Übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.«
    Er saß auf seinem Bett, in seinem Hotelzimmer. Hatte den Telefonhörer in der Hand, erwog, Gabriel Phillips anzurufen: Gabriel konnte vielleicht etwas herausfinden. Konnte in Telefonbüchern blättern: Band i, A-K, wie viele Fischers gab es wohl in München? Man würde sie alle anrufen müssen, vielleicht konnte man Eltern ausfindig machen, einen Ehemann.
    Oder sie stand selber im Telefonbuch: Sina Beatrice Fischer, Gabriel konnte ihre Nummer wählen. In ihrer leeren Wohnung würde sich der Anrufbeantworter einschalten. Würde den Raum mit ihrer körperlosen Stimme füllen, Dies ist der Anschluß von Sina Fischer. Leider kann ich Ihren Anruf im Moment nicht entgegennehmen, dann der Pfeifton. Das Knacken der Maschine, die sich abschaltete, dann Stille.
    In einem Zimmer voll toter Möbel, aber vielleicht war auch die Straße eingetragen, in der sie wohnte. Dannkonnte Gabriel ihren Vermieter kontaktieren, erwartete sie womöglich genau dies von Robert?
    Hatte sie ihm deshalb ihren Namen, ihre Heimatstadt verraten: damit er ihre Vergangenheit für sie aufdeckte? Damit er an ihr Bett trat und sagte, Ich weiß, wer du bist. Ich weiß, wo du arbeitest, wer dein Vater ist, ich habe mit deinem Mann gesprochen,
    Aber er wußte, das war es nicht, was sie von ihm wollte. Und was, wenn bei Gabriels Suche etwas Furchtbares ans Licht kam? Wenn sie ihm ihre Vergangenheit aus nur allzu guten Gründen verschwieg: Aber das war natürlich Unsinn. War Kolportage, billiger Krimi, jedenfalls würde ihr Mann nach Vermont kommen. Oder ihre Mutter, ihre beste Freundin, irgend jemand würde Robert ablösen.
    Robert würde wieder völlig frei sein. Würde sofort zurück nach München fliegen können. Würde endgültig zurückkehren: in sein Büro, in seine Wohnung. In seine leere Wohnung: oder zu Natalie womöglich, wie konnte er denn nur ernsthaft erwägen, Gabriel Phillips anzurufen?
    Ihm eine dermaßen aufwendige Suche zuzumuten, Gabriel Phillips war schließlich ein vielbeschäftigter Mann. Es wäre schlicht unverschämt gewesen, Gabriel jetzt auch noch mit Detektivarbeiten zu belästigen, Robert legte den Hörer auf.
    Sie brauchte Kleider. Brauchte Nachthemden, einen Bademantel, was noch? Sie wußte es nicht. Er ging in ein Warenhaus. Versuchte, sich daran zu erinnern, was Natalie für gewöhnlich zu Hause trug oder Julia, er suchte einen Bademantel aus, sonnengelb. Kaufte ein paar weißeT-Shirts, zwei Jogginganzüge. Größe 38: daran hatte

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