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Meer ohne Strand

Meer ohne Strand

Titel: Meer ohne Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Friedrich
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Schultern zusammen. Rollte sich ein: schob die Hände unter die Achseln, zog die Beine an.
    Murmelte: »Das glaube ich ja gar nicht. Ist schon okay. Ich finde es ganz okay, wenn du mir nicht verzeihst, wirklich, ich wollte dich ja finden, Sina. Ich bin losgegangen, die Straße entlang, allein mit Maurice, es war ganz still. Ich glaube, ich habe geheult, damit es nicht mehr so still ist, ich bin zu der Stelle zurück, wo sie aus dem Wald rausgekommen waren. Ich hatte keine Taschenlampe, kein Feuerzeug. Aber ich wollte dich finden, irgendwie. Und dann kam das Auto«,
    Robert trat auf die Bremse, fluchend. Schleudernd, brachte den Wagen zum Stehen, der Junge taumelte auf ihn zu. Die Nase blutig. Die Augen leer, in einem grauen Gesicht, Sie ist noch da draußen! Ich habe sie draußen verloren, sie stirbt, sie stirbt,
    Jacques saß vornübergebeugt, mit baumelnden Händen. Starrte und starrte auf die Planken zwischen seinen Füßen. Flüsterte,
    »Ich habe Angst gehabt, Sina. Angst wie verrückt. Ich hätte mich einscheißen können vor Angst, genau wie Maurice, ich habe an Maurice gedacht. Erinnerst du dich, an meinen Freund Maurice? An den Lover meiner Mutter, ich bin genau so ein Schisser wie er. Genau so ein blöder angstschlotternder Schlappschwanz, ich wollte ja zu dir! Ich wollte mit Robert mitgehen, als er ausgestiegen ist. Aber ich konnte noch nicht mal aufstehen. Ich habe so gefroren. Ich habe in Roberts Tasche gewühlt. Ich habe seinen Pullover angezogen, die Jacke, ich habe Maurice unter den Pullover und die Jacke gesteckt, dann wurde mir klar, was passieren würde. Die Bullen würden kommen. Wenn Billy das Wohnmobil als geklaut gemeldet hatte, dann würden die Bullen kommen und mich einsperren. Wahrscheinlich würden sie glauben, ich hätte dich zusammengeschlagen. Sie würden denken, ich hätte dich umgebracht, sie würden mich nicht wieder laufenlassen. Würden mir Maurice wegnehmen, würden wissen wollen, wovon ich lebe, hast du dich mal gefragt, wovon ich lebe, Sina? So oder so würden sie mich in den Knast bringen. Womöglich in die Todeszelle. Das habe ich jedenfalls gedacht, in dem Moment, ich bin aus dem Wagen raus. Das Kind war still. Schlief unter Roberts Pullover, den ich anhatte, ich habe mich im Gebüsch versteckt. Dann ist Robert zurückgekommen. Hat telefoniert, Hilfe gerufen, dann ist er wieder in den Wald zurückgerannt,und diesmal bin ich ihm nach. Er hat es nicht gemerkt. Aber ich habe dich gesehen, Robert«,
    Irgendwo im Wald knackten Zweige, vielleicht unter der Last des Schnees. Vielleicht war dort ein wildes Tier, waren das seine eigenen Zähne, die aufeinanderschlugen,
    Der Junge sagte: »Du hast dich in den Schnee gelegt, Robert. Du hast Sina auf dich draufgezogen, was hätte ich denn noch tun können? Ich wurde doch gar nicht mehr gebraucht. Ich konnte Sina nicht helfen, ich bin los, bevor die Rettungsmannschaft kommt«,
    Seine Hände, Arme waren gefühllos. Einen Moment lang dachte er an Natalies Gesicht, was tat er hier? Die Frau war eine Fremde. Die ihn nichts anging, ihr Tod würde kein Loch hinterlassen in seinem Leben,
    Der Junge sagte: »Du bist zu spät gekommen, Robert.«
    Vergrub das Gesicht in den Händen, sagte,
    »Das ist kein Vorwurf, du kannst ja nichts dafür! Du bist hier schließlich der Held. Aber du bist trotzdem zu spät gekommen, ich habe so viel darüber nachgedacht. Sie haben uns laufenlassen! Es ist wie ein Puzzle. Wo jedes Teil wichtig ist, und wenn eins fehlt, dann geht die ganze Geschichte nicht, wenn Henry zu Hause gewesen wäre, dann wäre das alles gar nicht passiert. Wenn wir wenigstens vor Henrys Haus ausgestiegen wären! Dann hätten sie sich einfach den Wagen geschnappt und uns in Ruhe gelassen. Wenn ich weitergefahren wäre, im Wald. Wenn dieser Freddy nicht ausgeflippt wäre. Oder wenn du früher gekommen wärst, Robert. Nur etwas früher, eine Viertelstunde früher«,
    Es war eine Art Schwindelgefühl. Ein Strudel, Ohne den Reiseführer wäre ich nie gefahren .
    Ohne die Brandblase an Natalies Hand, ohne Julias Einladung wäre ich nicht gefahren,
    Hinein in den richtigen Moment. Der aber der falsche gewesen war: zu spät, alles verschob, verwandelte sich. So daß die Geschichte nun einem Verbrechen entgegensteuerte statt einer Umarmung, aber es war doch immer noch dieselbe Geschichte!
    Die mit einmal völlig anders begann: Er hatte an jenem Tag sein Rasierzeug vergessen. War nach ein paar Kilometern noch einmal umgekehrt. War zurückgefahren zu

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