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Meer ohne Strand

Meer ohne Strand

Titel: Meer ohne Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Friedrich
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natürlich. Die Karre, die ihr geklaut habt, Jacques,
    Ich kann es nicht glauben. Der Dreckskerl kennt meinen Namen. Das Arschloch weiß, wie ich heiße, und Moment mal, wieso soll ich das Wohnmobil denn geklaut haben? Ich überlege, ob er wohl abdrückt, wenn ich ihn das frage. Und dann sehe ich dich. Du stehst auf der Straße. Du bist immer noch barfuß. Du stehst im Schnee, barfuß, anscheinend hast du gar nicht gemerkt, was hinter dem Wohnmobil los war. Du hast noch nicht mal die Türen verriegelt. Du hast sie einfach ins Auto gelassen, die Kerle, der eine hat Maurice auf dem Arm. Der andere hält dich fest. Der mit dem Baseballschläger«,
    Der nun erneut auf sie zukam. Rasend schnell, zeitlupenlangsam, die Kopfschmerzen kehrten zurück, nach längerem Urlaub. Schrillten an der Tür. Klopften an, Nock-nock-nock! Pochten, hämmerten, Klingelingeling! Keiner da?, Jacques sagte,
    »Und ich kann nichts machen. Ich sitze im Auto und habe die Scheißknarre im Bauch, der mit Maurice kommt rüber zum Wagen. Er trägt ihn ganz vorsichtig. Schaut sogar alle paar Schritte mal runter zu ihm, es ist, als ob ein wildes Tier mein Kind rumschleppt. Ein Wolf oder so. Der Maurice beleckt und beschnuppert, es ist ein netter Wolf.
    Aber man weiß nicht, was er als nächstes tut, Maurice wird wach und fängt an zu schreien. Jetzt beeilt sich der Kerl. Macht aber immer weiter auf Mr. Nice guy. Kommt ans Auto, hält mir die Autotür auf, Los, nimm deinen Wurm, sagt er. Wir tun euch schon nichts.«
    Sina hielt das Kind auf ihrem Schoß fest. Umklammerte es, wie eine zweite Chance, wie ein oft und oft bereutes Versäumnis: so daß es sich nun gegen sie wehrte, von ihrem Schoß wegstrebte, Jacques beugte sich vor. Sagte,
    »Und weißt du was? Ich glaube, es stimmt. Ich glaube, sie wollten uns wirklich nichts tun. Sie wollten nur das Wohnmobil, sie haben mich ja nicht mal festgehalten! Da stand ich auf der Straße, mit Maurice auf dem Arm, ich hätte einfach abhauen können. Ich habe so viel darüber nachgedacht. Ich habe so viel mit Henry darüber geredet, ich bin ja zu Henry gegangen, damals in der Nacht. Henry hat mir alles erzählt. Wer die Typen waren und alles, er ist noch nicht mal ein schlechter Kerl. Er hat heißes Wasser geholt für meine Füße, seine Frau hat Suppe gekocht, sie sind fast ausgeflippt, als sie gehört haben, was im Wald passiert ist. Sie wollten das alles überhaupt nicht. Sie hatten ja selber eine Scheißangst vor den Typen, sie wollten nur das Geld. Sie haben beide einen Job im Department Store. Schuften den ganzen langen Tag, und dann müssen sie ihre Wintermäntel trotzdem auf Kredit kaufen, hat Henry gesagt«,
    Sie schrie ihn an. Klammerte sich an die Tischkante, schrie,
    »Verdammt noch mal, Jacques! Was redest du eigentlich? Was ist das für ein Müll, ich verstehe kein Wort, was heißt, die Kerle wollten uns gar nichts tun? Ich habe keine Zehen mehr, Jacques! Und wofür, für einen Wintermantel oder für was, was ist denn verdammt noch mal passiert! Wer zum Teufel waren denn die drei Typen«,
    Jacques sagte: »Habe ich das noch nicht gesagt? Sie waren von einer Versicherung. «
    »Was?«
    Sie starrte Jacques an. Begann zu lachen, »Von einer Versicherung?«
    Sagte: »Kollegen!«
    Lachte und lachte. Keuchte, »Versicherungsangestellte! Kollegen«,
    Beruhigte sich. Grub die Zähne in den Handballen, Jacques hob die Schultern. Sagte,
    »Sie sollten eben das Wohnmobil zurückholen. Für die Versicherung. Billy konnte die Raten nicht bezahlen. Der Händler hat das der Versicherung gemeldet, und die wollten natürlich das Wohnmobil wiederhaben, Billy hat das genau gewußt. Er konnte sich denken, daß die Typen früher oder später bei ihm auftauchen, also hat er die Idee gehabt, uns mit dem Wagen zu Henry zu schicken. Und den Versicherungstypen wollte er sagen, der Wagen wäre geklaut, er ist so ein Vollidiot, dieser Billy. Hat sich echt eingebildet, die Kerle glauben ihm das, natürlich sind die ziemlich eklig geworden. Ich weiß nicht, was sie genau mit ihm gemacht haben, aber am Schluß hat er ihnen jedenfalls alles gesagt. Die Adresse von seinem Bruder und daß sie den Wagen umspritzen und verkaufen wollten und wer das Wohnmobil fährt, alles, Henry hatte eine Scheißangst davor, daß sie zu ihm kommen. Dabei waren sie längst da! Lungerten die ganze Zeit irgendwo in der Nähe rum, sie mußten ja nur auf uns warten. Sie müssen uns irgendwann überholt haben. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, daß

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