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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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ihre eigene Achse kreisend schwamm sie zur Oberfläche, wo noch immer der Bulle schwebte, gewaltig wie ein lebender Berg, und Jeannes Streicheleinheiten genoss. Dicht neben ihr trieb Christopher im Wasser, ließ einen Arm locker auf dem Rücken des Tieres liegen und lächelte ihr zu, sprach eine stumme Einladung.
    Maya strebte auf ihn zu. Als sie ihn fast erreicht hatte, huschte er mit einer schnellen Bewegung auf sie zu, schloss sie in die Arme und trug sie zur Oberfläche. Etwa zwanzig Meter vom Boot entfernt tauchten sie auf.
    „Gefällt es dir?“
    „War das eine Frage?“ Sie zog die Taucherbrille ab und küsste ihn. Er fühlte sich kalt an, doch es nahm der Berührung nichts von ihrer Köstlichkeit. „Es ist wundervoll“, hauchte sie atemlos. „Es ist das Schönste, was ich jemals erlebt habe.“
    Er schien zufrieden. „Tust du mir einen Gefallen?“
    „Natürlich.“ Sie musste sich korrigieren. Der schönste Anblick ihres Lebens war das Lächeln, das er ihr nun schenkte.
    „Hab ein Auge auf die Technik. Lass sie nicht finden, wonach sie suchen.“
    „Ich versuche mein Bestes. Nur kann ich im Gegensatz zu dir weder Gehirne noch Aufnahmen manipulieren.“
    „Es ist nur für kurze Zeit. Tut mir leid, Maya, dass es so gekommen ist. Kaum habe ich meine Aufgabe übernommen, passiert das hier.“ Er sah an sich hinunter. „Alles kommt anders, als man es plant.“
    „Wohl war.“ Sie musste lachen. So heftig, dass ihre Gesichtsmuskeln zu schmerzen begannen.
    Als sie sich halbwegs beruhigt hatte, beugte er sich vor und raunte in ihr Ohr: „Komm wieder runter.“
    Er tauchte, sie folgte ihm. Während sein Körper so anmutig durch das Wasser glitt wie der eines Fisches, dümpelte sie plump hinterher. Spielerisch wirkten seine Bewegungen, so lebensfroh und elegant, dass Neid sie überwältigte. Mühelos schwebte er durch sein Element, während sie sich mit albernen Gummiflossen und Pressluftflasche abstrampelte.
    Die Zeit unter Wasser schien zu verfliegen. Maya und Alan blieben so lange unter Wasser, bis ihnen der Sauerstoff ausging, was etwa eine Stunde war und sich doch wie Minuten anfühlte. Jeanne erwartete sie bereits im Boot, hochrot vor Erschöpfung und Glück. Während sie schwerfällig in das Boot plumpsten und sich des Neoprens entledigten, spielte Christopher in einiger Entfernung mit den Wellen. Eine gewaltige Fluke tauchte neben ihm im Wasser auf und ließ einen Vorhang aus Tropfen auf ihn herabregten.
    „Sieh ihn dir an.“ Alan seufzte. „Beneidenswert, was? Kann den ganzen Mist, mit dem wir uns abplagen, einfach hinter sich lassen.“
    „Alan“, tadelte Maya. „Ich weiß ja, was du meinst, aber ist dir schon mal klar geworden, dass du mit deiner Passion deinen Lebensinhalt verdienst? Nicht viele können das von sich behaupten. Wir haben alle eine Aufgabe. Und die sollten wir so gut wie möglich erledigen.“
    „Von mir aus.“ Er verstaute die Taucherausrüstung und warf den Motor an. „Ich habe eben einen ungesunden Freiheitsdrang. Weißt du, was ich als Erstes mache, wenn wir wieder auf dem Kahn sind? Ich stelle mich unter die Dusche und presse, bis mir Flossen wachsen.“
    Jeanne Gesicht verfinsterte sich. Sie strich sich die nassen Haare aus der Stirn und wandte sich vom Anblick ihres Bruders ab, als könnte sie ihn nicht länger ertragen. „Ich hoffe, er kommt nicht zurück. Es wäre nicht richtig.“
Acht Tage später
    M ayas Fantasie lief auf Hochtouren, während sie die blauen Umrisse betrachtete. Der Bildschirm zeigte, dass Christopher sich auf dem Weg zu ihr befand, zusammen mit den drei Walen, die zu seinen ständigen Begleitern geworden waren. Sie fühlte sich auserwählt. Welcher Mensch konnte von sich behaupten, auch nur entfernt etwas Ähnliches erlebt zu haben? Oh ja, es war fantastisch, auch wenn sich viel Angst mit diesem Zauber vermischte.
    Die Füße auf den Tisch gelegt, saß sie im hoch gelegenen Technikraum und blickte auf das Meer hinab. Leere Eisbecher, Chipstüten und zwei Kaffeetassen standen auf dem Tisch, die Zeugen einer langen Nacht.
    Noch knapp zweihundert Meter. Ihre Gedanken begannen um Nico zu kreisen. Wie eine wandelnde Leiche war er im Hafen von Antofagasta von Bord gegangen, den leeren Blick in die Ferne gerichtet, die Bewegungen schwer und matt. Während der Zeit, die er noch auf dem Schiff geduldet worden war, hatte sich sein Zustand zu Alans großer Ratlosigkeit mehr und mehr verschlechtert. Teilnahmslos war er geworden, ausgezehrt und

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