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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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mit fester Stimme.
    „Wir haben den Auftrag, bis Mitternacht die Stellung zu halten.“ Der Jüngere der beiden machte klar, dass er nicht viel von Autoritäten hielt. „Auftrag ist Auftrag. Kommt von der Lady da.“
    „Seid ihr nicht müde?“, raunte Christopher. „Todmüde? Ab ins Bett und schlaft euch aus.“
    Die beiden Studenten gafften. Während er ihre Blicke abwechselnd erwiderte, sanken die Lider der Jungen auf Halbmast. Ihr Wille schien zu schwinden.
    „Komm“, murmelte der Ältere. „Ich bin todmüde. Wir hauen ab. Nimm den Kaffee mit.“
    „Nein!“, widersprach Christopher. „Der Kaffee bleibt hier.“
    Die Studenten tauschten verunsicherte Blicke aus. Nach einer Weile, in der sie wie Schlafwandler wirkten, die ihre Orientierung verloren hatten, schleppten sie sich aus dem Raum. Ohne Kaffeekanne.
    „Wie hast du das gemacht?“ Maya kicherte, obwohl sich ein Teil in ihr gruselte. „Hypnose?“
    „Keine Ahnung.“ Er zuckte mit den Schultern. „Instinkt? Ich war mir nicht mal sicher, ob es funktioniert.“
    „Tu so was nie mit mir, hörst du?“ Maya fiel ihm mit einem lauten Seufzer in die Arme. „Gott, ist das schön, dich wieder hier zu haben. Bist du wirklich zurück? Sag, wie hast du dich verwandelt?“
    „Es geschah einfach.“
    Er hauchte einen Kuss auf ihre Stirn und schob sie von sich. Ein Magenschwinger hätte nicht schmerzhafter sein können. Ohne Umschweife sank er auf einen der Sessel, die vor den Bildschirmen standen, und schnappte sich den Joystick für die Steuerung des Roboters.
    „Ich dachte mir, dass die stärkste Kraft immer noch in meinem Willen liegt. Und nichts wollte ich mehr, als bei dir zu sein.“
    Maya nahm im zweiten Sessel Platz. Ihn vor sich zu sehen, als Mensch in gewöhnlicher Kleidung, machte sie fassungslos. Aber warum ließ ihn ihr Wiedersehen so kalt? „Das sieht mir eher danach aus, als hättest du die Computer vermisst“, presstesie hervor.
    „Ich habe meine Artgenossen nach Manganknollenfeldern gefragt.“ Behutsam lenkte er den Roboter nach rechts, um einem Felsen auszuweichen. Momentan befand er sich in einer Tiefe von knapp dreitausendzweihundert Metern. „Ich beschrieb ihnen das Aussehen der Knöllchen, und sie sagten mir, solche gäbe es hier ganz in der Nähe. Wir fahren praktisch genau darauf zu.“
    Sie tippte mit dem Zeigefinger auf ihre Unterlippe und nickte. Ihre Enttäuschung vertiefte sich. „Dann hat dich also nicht nur deine Sehnsucht hierhergetrieben.“
    Er warf ihr einen verschmitzten Blick zu. „Meine Schöne, es war die unwiderstehliche Mischung aus Liebe und Pflichtgefühl. Aber du musst mir verzeihen, ich habe etwas sehr Wichtiges vergessen.“
    Christopher zog sie in seine Arme und küsste sie so sanft, zärtlich und versunken, dass ihr die Sinne schwanden und sie glaubte, niemals wieder von ihm lassen zu können, ohne elend zugrunde zu gehen. Es fühlte sich anders an. Besser. Magischer. Wie das Eintauchen in fremde Sphären und ein Blick auf tausend Geheimnisse. Maya seufzte vor Enttäuschung, als er sie von sich schob. Aber es musste sein.
    Schaudernd vor Wonne lehnte sie sich an seine Schulter, während er mit Vorsicht den Roboter lenkte. Ein Schlafhai, wohl um die fünf Meter lang, schwebte aus der Dunkelheit herbei und nahm das Gerät in Augenschein. Seinen trägen, geschmeidigen Bewegungen zuzusehen, war ungemein beruhigend.
    „Er ist uralt“, flüsterte Christopher. „Mindestens zweihundert Jahre.“
    „Woher weißt du das?“
    „Wir sind uns dort unten begegnet. Er zeigte mir Erinnerungen. Eine ziemlich eintönige Abfolge von Bildern. Dunkel, träge und absolut einschläfernd. Er erlebt praktisch alles in Zeitlupe.“
    „Wow.“ Maya schüttelte ungläubig den Kopf. „Was kannst du noch alles? Zapfst du auch meine Erinnerungen an?“
    „Nein, du müsstest sie mir schon in voller Absicht offenbaren.“
    Sie dachte eine Weile darüber nach, wie das wohl zu bewerkstelligen war. Als er auf ihre probeweise Übermittlung einer banalen Kindheitserinnerung nicht reagierte, wechselte sie das Thema. „Ich dachte, wir bewegen uns in einem uninteressanten Gebiet. Nur deshalb ließ ich die beiden allein.“
    „Das Gegenteil ist der Fall.“
    Ahnte er, wie sehr ihn die Bewegungen seiner Hand erregten? Wenn er sanft den Joystick umfasste, ihn hauchfein nach links oder rechts bewegte, wenn sein Körper sich anspannte und er vor Konzentration den Atem anhielt, flutete eine wohlige Hitze ihren Unterleib.
    „Siehst

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