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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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du?“
    Seine Stimme wirkte narkotisierend. Wie betrunken fühlte sie sich, als seine Lippen ihre Wange streiften. „Wo?“
    „Schau genau hin.“
    Sie tat es. Seltsame Gebilde tauchten aus der Finsternis auf. Eine graue Kruste aus zusammengeballten Knollen, die sich wie unregelmäßig geformte Bälle dicht an dicht drängten. Während der Roboter weiterglitt, tauchten immer mehr dieser Gebilde auf. Ein ganzes Feld erstreckte sich vor ihnen. Soweit der Lichtkegel des Scheinwerfers reichte.
    „Ich fasse es nicht. Sieh dir das an, Chris.“
    Ihre Gedanken überschlugen sich. Was da vor ihnen lag, würde ihre Investoren in einen Taumel der Entzückung versetzen. Es war der Schatz, nach dem sie jagten. Ein Versprechen auf Reichtum. Doch nicht für sie oder für ihr Institut. Zugleich besiegelte es das Ende des Friedens, der seit Jahrmillionen dort unten in der Tiefe herrschte.
    „Ich lasse nicht zu, dass jemand davon erfährt.“ Christophers Stimme war sanft, ließ jedoch keinen Zweifel, dass er sich mit seiner Entscheidung zur Not auch gegen sie stellen würde.
    „Ich weiß. Aber schließlich kommt der Nächste, selbst wenn unsere Ergebnisse zeigen, dass es hier nichts zu holen gibt.“
    Er sagte eine Weile nichts. Vorsichtig lenkte er den Roboter rückwärts und dann nach links, bis die Scheinwerfer nichts weiter zeigten als Schlick, bleiche Fische und Tiefseeschwämme.
    „Wenn die Expedition endet, werde ich nicht mit euch reisen“, sagte er. „Bevor ich nach Skye zurückkehre, muss ich meinesgleichen in Sicherheit bringen. In ein Meeresgebiet, das von Menschen unberührt ist.“
    Maya fühlte die Berührung kalten Schreckens. Die Suche nach diesem sicheren Ort könnte lange dauern. Sie wusste, es musste sein, doch alles in ihr sträubte sich gegen den Gedanken, ihn erneut gehen lassen zu müssen. „Das wird schwer werden“, murmelte sie, das Kinn auf seine Schulter gestützt. „Viel Auswahl gibt es nicht.“
    „Irgendetwas finde ich schon. Es sind nur noch acht Wesen übrig. Mit mir und der Schwester meiner Mutter sind wir zehn.“
    Diese winzige Zahl erschreckte Maya. „Damit ist euer Aussterben vorprogrammiert.“
    „Ich weiß. Aber wir sind langlebig.“
    „Lass mich raten. Nur du kannst die Art retten?“
    „Du willst es gar nicht wissen.“ Er grinste verblüffend menschlich. „Genau genommen gibt es nur noch zwei weibliche Wesen, die stark genug sind, für Nachwuchs zu sorgen. Und ich … nun ja …“
    „Schon klar.“ Maya fühlte Wut in sich aufsteigen. Eine egoistische, eifersüchtige Anwandlung, über die sie keine Kontrolle besaß. „Mit selbstlosem Einsatz kämpfte er für die Rettung seiner Art.“
    Zärtlich fuhr er ihr über das Haar. „Maya. Ich liebe dich. Nur dich allein. Wenn ich die letzten Überlebenden meiner Art in Sicherheit bringe, wenn ich ihnen die Angst nehmen und Hoffnung geben kann, werden sie zu ihrer alten Stärke zurückfinden. Sie können sich selbst retten und brauchen mich nicht mehr dafür.“
    „Entschuldigung.“ Ein junger, braunhaariger Mann mit Brille erschien plötzlich in der Tür des Technikraums. „Kann ich kurz mit dir reden, Maya?“
    „Sicher. Du bist John, nicht wahr? Der Meteorologe?“
    „Fast richtig. Ich bin der Meteorologe, heiße aber Richard.“
    „Tschuldigung.“
    „Kein Problem. Machen wir es kurz. Unser Kahn fährt genau in ein Unwetter hinein. Der Kapitän meinte, du sollst entscheiden.“
    Christopher ließ den Joystick los und musterte Richard. Maya begriff angesichts seiner entspannten Miene, dass der Sturm keine Gefahr darstellte. Was ihm auf den Klippen von Skye gelungen war, würde ihm auch diesmal gelingen. Er würde niemals zulassen, dass das Meer dieses Schiff verschlang.
    „Wie schlimm wird es?“, fragte sie.
    „Es ist nicht besonders heftig, jedenfalls noch nicht. Genaues kann ich erst heute Abend sagen. Aber hier draußen sind diese Schätzchen verdammt launisch, weshalb ich empfehle, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Oder einen Hafen aufzusuchen.“
    „Was sagt der Kapitän dazu?“
    „Er fährt weiter, wenn du es sagst. Oder eben nicht.“
    „Dann trage ich also die Verantwortung? Wir sind gerade sehr weit draußen. Der Hafen fällt also flach. Unser Zeitplan ist sowieso schon knapp bemessen. Wenn wir uns noch ungeplante Hafenaufenthalte erlauben, erfüllen wir unser Pensum niemals.“
    „Es kann gut gehen“, stimmte John zu. „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass wir nur ein bisschen Achterbahn

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