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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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… Sie öffnete eine weitere Schüssel. Äpfel. Ein ganzer Fisch, ausgenommen und gegrillt, und ein Dutzend orangefarbener Miesmuscheln, die sie aus den Schalen heraus anglotzten.
    »Du wirst Wein trinken wollen«, murmelte Conn und griff nach der Flasche.
    Sie fürchtete, dass ihr das Feuer, der Alkohol und der Mann zu Kopf steigen würden. Sie ließ sich vorsichtig auf einem der drei Throne nieder. »Bitte nur Wasser. Danke.«
    Conn verzog die Lippen, als er ihr ein Glas reichte. »Der Wein wird dich für das Essen entschädigen.«
    Sie trank einen kleinen Schluck. Der Wein strömte wie flüssiger Sonnenschein ihre Kehle hinab. »Er ist gut.«
    »Schön, dass er dir schmeckt.« Conn gab ein Stück von dem Fisch auf einen Teller. Der Geruch gegrillter Meeresfrüchte weckte ihren Appetit. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. »Ist das Zimmer in deinem Sinn?«
    Das Gefühl, dass all dies unwirklich war, erwachte in ihr. Sie war nicht daran gewöhnt, über einem Glas Wein vor einem Feuer zivilisierte Konversation zu machen. Zu Hause aß sie allein, und nur der Fernseher leistete ihr Gesellschaft. Auf dem College hatte ihr Freund den Abend normalerweise mit Videospielen verbracht, bevor er zu ihr ins Bett gekommen war.
    Sie schluckte. Nicht, dass das hier eine Verabredung gewesen wäre. Ihr Blick wanderte zu dem riesigen Bett, von dessen geschnitztem Baldachin tiefblaue Vorhänge herabfielen. Am Fußende lag das Seehundfell. Sie sah weg.
    »Es ist sehr schön.«
    »Ist dir warm genug?«
    Sie fühlte sich von Wärme umfangen – vom Essen, vom Feuer und vom Interesse in seinen Augen.
    Ruhig, Lucy.
    »Sicher. Na ja, der Boden ist ein bisschen kalt, aber –«
    »Ich bringe dir einen Teppich.«
    Was hatte er vor? Noch eine Yacht entführen? »Das ist nicht nötig. Ich –«
    »Lucy.« Ihr Name, den seine tiefe Stimme leise aussprach, zog ihren Blick auf sein starkes, blasses Gesicht und seine silberfarbenen Augen. In den dicken Socken krümmten sich ihre Zehen. »Dieses Schloss ist voller Schätze, die im Meer verloren und wiedergefunden wurden. Über die Jahrhunderte hatte ich jede Menge Zeit, meinen Geschmack zu verwöhnen. Meine Sinne. Lass mich jetzt die deinen verwöhnen.«
    Junge, Junge. Sie fühlte sich von mehr als dem Teppich versucht. Sie wandte den Blick ab und stach die Gabel in den Fisch.
    »Schmeckt gut«, sagte sie nach ein paar Bissen.
    Conn lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah sie über sein Weinglas hinweg an. »Griff wird erleichtert sein, das zu hören.«
    Lucy rief sich das Bild des großen bärbeißigen Burgvogts ins Gedächtnis. »Er kocht?«
    Conn blickte amüsiert drein. »Unter anderem. Er hat schon eine ganze Weile niemanden mehr, für den er hätte kochen können – oder der für ihn gekocht hätte.«
    Lucy aß den Haferbrei, während sie die Informationsfetzen zusammensetzte. Wen sonst hätte der Wächter verköstigen sollen? »Miss March?«, riet sie.
    Conns Augenbrauen hoben sich. »Du weißt von ihr?«
    »Die Jungen haben mir von ihr erzählt.« Der Haferbrei war sämig und salziger, als sie es gewohnt war. Sie spülte ihn mit einem weiteren Schluck Wein hinunter. »Sie war ihre Lehrerin.«
    »Ja.« Er nahm einen kleinen, dunklen Apfel aus einer Schüssel und begann, ihn zu schälen.
    »Sie haben gesagt, dass sie gestorben ist. Vor fünfzig Jahren. Aber sie sind –«
    »Älter, als sie aussehen«, beendete Conn den Satz für sie.
    »Aber …« Verwirrt sah sie dabei zu, wie die Schale in einem dünnen roten Band von dem Apfel fiel.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass wir nicht so altern, wie es die Menschen tun«, erklärte er sanft.
    Ein Teil von ihr hatte akzeptiert, dass die Teenager Selkies waren – wie ihre Mutter, wie Dylan, wie Margred –, ohne richtig zu erfassen, was das bedeutete. »Aber … sie sind Kinder. Teenager. Dylan ist erwachsen geworden.«
    Wiewohl nicht älter, fiel ihr plötzlich auf. Sie hielt den Atem an. Dylan sah jünger aus als Caleb, obgleich er drei Jahre älter war.
    Conn viertelte den Apfel und legte ein Viertel auf ihren Teller. »Dylan hat die ersten dreizehn Jahre seines Lebens unter Menschen verbracht. Und danach viel Zeit auf einer Insel, die eure Mutter ihm vermacht hat.«
    Dylan besaß eine Insel?
Sie nahm das Apfelstück. »Welchen Unterschied macht das?«
    »Im Meer altern wir nicht«, erläuterte Conn. »Und auch nicht hier auf Caer Subai. Nur wenn wir als Menschen leben, weit weg von Sanctuary und in Menschengestalt.«
    Sie biss in den

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