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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Verzweifelt.
    Conn beobachtete sie von seinem Stuhl aus, so reglos wie eine Katze, die vor dem Mauseloch sitzt. Seine silberfarbenen Augen sahen in den Flammen des Feuers wie geschmolzen aus. »Lust ist keine Schande.«
    Sie erinnerte sich an das Gefühl seines warmen, glatten Haars unter ihren Fingern, an seinen Mund, der an ihren Brüsten saugte, die verblüffende Erfüllung seines Eindringens, als er sich auf ihr bewegte, als er sich in sie versenkte. Ihr Körper erinnerte sich und sehnte sich nach dem seinen.
    Keine Schande …
    »Und hat keine Zukunft«, sagte sie.
    Ihre Eltern waren der Beweis.
    »Im Gegenteil«, widersprach er. »Ich kann dir ein besseres Leben bieten als das, das du hinter dir gelassen hast. Ich wäre dir treu. Solange du lebst, hätte keiner von uns beiden einen anderen Partner. Hier würdest du geehrt werden.«
    Emotionen brodelten unter dem Eis und drohten, die Hülle ihrer Selbstbeherrschung zu durchbrechen. Sie konnte das sauber brennende Holz riechen und ihre eigene Erregtheit.
    »Geehrt?« Ihre Stimme klang brüchig.
    »Natürlich. Du bist Atargatis’ Tochter«, sagte er und zerschmetterte ihr Herz.
    »Ich will nicht ›geehrt‹ werden.« Sie feuerte die Worte regelrecht auf ihn ab. »Ich will …
    »Was?« Seine Augen waren so scharf und funkelnd wie Glas.
    Sie holte wieder tief Luft, es war fast ein Schluchzen. »Mein ganzes Leben lang habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, gebraucht zu werden. Habe ich darauf gewartet, gewollt zu werden. Habe ich davon geträumt, um meiner selbst willen geliebt zu werden – so, wie ich bin.« Sie hob den Blick und begegnete dem seinen. »Und nicht gevögelt zu werden, weil ich die Tochter meiner Mutter bin.«
    Ihre wohlüberlegte Derbheit traf ihn wie eine Ohrfeige. Er war von seinem Stuhl hochgefahren und über ihr, bevor sie Atem holen konnte. Ohne sie zu berühren. Ohne sie auch nur ansatzweise zu berühren. Doch er beugte sich über sie, sperrte sie mit seinen Armen auf den Armlehnen des Stuhls ein, erdrückte sie schier durch seine Nähe und raubte ihr jeglichen eigenen Willen.
    »Ich will dich«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. Sein unnachgiebiges Gesicht schwebte über ihr, hypnotisierend in seiner Intensität. »Zweifle nie daran. Ich will so tief, so hart und so oft in dir sein, wie ich kann. Ich denke daran, wie ich dich auf dem Schiff, am Strand, im Bett, an der Wand nehme. Ich will spüren, wie du um mich herum explodierst, während ich meinen Samen in dich pumpe.«
    Seine Bilder machten sie schwach. Scharf. Sie schluckte hart und hob das Kinn. »Du willst Sex.«
    »Nicht nur Sex.« Seine Stimme war dunkel vor Gefahr oder Verheißung.
    »Richtig. Du willst mich ja schwängern.«
    Er zog sich wieder zurück, wobei seine hellen, durchdringenden Augen ihr Gesicht studierten. Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten, während das Feuer jeglichen Sauerstoff zwischen ihnen aufbrauchte. Sie konnte nicht mehr atmen.
    »Ich will dir Kinder schenken«, sagte er. »Kinder, die dich lieben würden. Brauchen würden, wie ich dich brauche.«
    Ihr Herz zog sich zusammen. Sie presste die Hände im Schoß aneinander, um ihre verzweifelte Sehnsucht zu bezwingen. Er konnte ihr nicht geben, was sie wollte. Sie konnte ihm nicht sein, was er brauchte. »Weil es irgend so eine Geschichte über meine Mutter gibt.«
    »Weil mein Volk stirbt.« Sein Tonfall war schneidend. Der schroffe Ausdruck in seinen Augen bohrte sich in ihr Herz. »Du versprichst uns Leben.«
    Er drückte sich von den Armlehnen ihres Throns ab und ging zum Fenster. Sein Kopf und seine gestrafften Schultern wirkten wie in Stein gemeißelt und von der Nacht umrahmt. Die unnachgiebige Geradlinigkeit seines Rückens weckte in ihr den Wunsch, zu weinen.
    Sie schluckte hart. »Ich dachte, ihr seid unsterblich.«
    »Das sind wir auch. Aber die Zahl der Jahre fern von Sanctuary schwächt unseren Körper. Die Angst, zu altern, treibt uns in die See, bis wir unseren Willen und schließlich die Fähigkeit verlieren, uns zu verwandeln. Die Ältesten können nicht mehr wie vernünftige Wesen sprechen, handeln, denken. Mein eigener Vater …« Er brach ab und starrte aus dem dunklen Fenster.
    Sie bemühte sich zu verstehen. »Dein Vater …?«, soufflierte sie leise.
    Conns Schultern zeichneten sich unbeweglich vor der Fensterscheibe ab. »Mein Vater, Llyr, hat abgedankt, statt weiter über Sanctuary zu herrschen. Er ist unter die Wellen gegangen, um niemals wiederzukehren. So nennen wir es,

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