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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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was ihre Kinder sein werden«, erklärte Conn ruhig.
Unsere Kinder. Meine.
Aufkommende Besitzgier schüttelte ihn. »Aber die Prophezeiung könnte nun einmal auch sie betreffen.«
    »Dann habt Ihr sie in Gefahr gebracht, indem Ihr sie hierhergebracht habt«, sagte Morgan. »Ihr bringt uns alle in Gefahr. Gau kommt. Wenn er erfährt, dass sie hier ist –«
    »Wer sollte ihm davon erzählen?«, knurrte Griff. »Ihr?«
    Conn bezwang seine eigene Wut und Angst, um besonnen sprechen zu können. Der Führer des Finnvolks erkannte Conn als Lehnsherrn an seines Vaters Stelle an, aber bei seinem eigenen Volk war Morgan ein Prinz, mit dem Stolz eines Prinzen. Er hatte Conn die Lehnstreue geschworen, und Conn zollte ihm im Gegenzug Respekt. »Bisher betrachten die Dämonen sie nicht als Bedrohung.«
    »Wenn sie keine Bedrohung für sie darstellt, hat sie für uns auch keinen Wert.«
    »Sie hat Macht. Mehr, als sie wissen.« Fast wie zu sich selbst fügte Conn hinzu: »Mehr, als ihr selbst bewusst ist.«
    »Woher wisst Ihr dann, dass sie sie nicht gegen uns gebrauchen wird?«, fragte Morgan.
    Sechs Augenpaare, in denen Vorwurf und Vertrauen in unterschiedlicher Abstufung zu lesen stand, richteten sich wieder auf Conn. Es widerstrebte ihm sonderbarerweise, ihnen mitzuteilen, was zwischen Lucy und ihm geschehen war. Und doch hatten seine Wächter das Recht, es zu erfahren.
    »Ich habe sie gebunden«, sagte er unverblümt.
    Ronat grinste.
    Morgans goldene Augen glitzerten. »Wenigstens verstehe ich jetzt, weshalb Ihr sie hierhergebracht habt.«
    »Sex?« Enyas Stimme war schrill vor Hohn. »Ihr könntet mit jeder Beliebigen Sex haben.«
    Und das hattet Ihr,
deutete ihr Tonfall an.
    Conn sah sie wortlos an. Es stimmte. Er konnte jede haben. Aber er wollte keine andere.
    Er wollte nur Lucy.
     
    Die Kälte schlug gegen die Fenster, ebenso wie der Gesang der See. In dem steinernen Zimmer pulsierte das Feuer wie ein Herz, das Wärme in den Raum und durch ihre Adern pumpte.
    Lucy hatte BH und Unterhose in der Wanne gewaschen und sie zum Trocknen über die Lehne eines der Throne gehängt. Ihr Haar lag feucht um ihre Schultern. Trotz ihrer Kleiderschichten – wattierte türkisfarbene Robe, dünnes Seidennachthemd und dicke Socken – fühlte sie sich lächerlicherweise nicht ordentlich angezogen.
    Sie zog die Schärpe um ihre Taille fester. Ihr Magen knurrte.
    Sie sah zu dem Tisch, der am Feuer gedeckt war. Iestyn hatte die Wanne weggetragen und ihr das Abendessen auf einem Tablett gebracht. Als wäre sie krank. Oder im Gefängnis. Ihr Blick verweilte auf dem Silbergeschirr und der schweren Suppenterrine. Definitiv kein Gefängnisinventar. Es gab sogar Messer.
    Und zwei Weingläser.
    Nervosität breitete sich in ihrem Magen aus. Die Stühle mit den hohen Lehnen waren leer. Warteten. Wo war Conn?
    Madadhs Schwanz klopfte plötzlich träge auf der Schwelle. Lucys Herz schlug ein wenig schneller. Sie sah auf.
    Conn füllte die Tür aus. Er war breiter als Caleb und größer als Dylan. Der Feuerschein schimmerte auf seinem seidigen, dunklen Haar und glitt gierig über sein stolzes, markantes Gesicht.
    Sie spürte ein Ziehen in ihrem Bauch und senkte den Blick.
    »Du hast nichts gegessen.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Sie nestelte an ihrer Schärpe. »Ich habe auf dich gewartet.«
    »Ich werde dir all deine Fragen beantworten«,
hatte er gesagt.
»Heute Nacht.«
    Er trat in den Raum. »Ich wurde aufgehalten.«
    Er entschuldigte sich nicht. Erklärte nicht, was ihn aufgehalten hatte. Das Feuer prasselte. Die Stille klang wie im Haus ihres Vaters; sie war erfüllt von Geheimnissen und Ärger.
    Lucy holte tief Luft. Sie war jetzt ein großes Mädchen, ermahnte sie sich. Sie konnte fragen, was immer sie wollte. »Du hast gesagt, dass wir reden würden«, erinnerte sie ihn an sein Versprechen.
    Er wies auf das Tablett. »Beim Essen.«
    Sie wollte fast genauso dringend essen wie Antworten bekommen. Ihr Blick schweifte über das edle Silbergeschirr, die große Kristallkaraffe mit Wasser und die verstaubte Weinflasche, und sie lächelte. »Es wird mir ein Fest sein, etwas zu essen, das ich nicht selbst gekocht habe.«
    Er bedachte sie mit einem undurchdringlichen Blick. »Hoffen wir, dass du immer noch so denkst, wenn du gegessen hast.«
    Verwirrt nahm sie den Deckel von der verzierten, ausgekehlten Terrine. Eine Dampfwolke schlug ihr entgegen.
    Lucy blinzelte.
Haferbrei?
    Sie drückte den silbernen Deckel zurück auf die Terrine. Und

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