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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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neben ihr zu liegen, während seine Hand besitzergreifend auf ihrer Hüfte ruhte und sein Blick auf ihrem Gesicht.
    »Ich brauche keine Worte. Das genügt mir.« Er steckte eine Haarsträhne hinter ihrem Ohr fest, wobei seine Knöchel ihre Wange streiften. Angesichts der Zärtlichkeit dieser Geste wäre sie fast in Tränen ausgebrochen. So etwas hatte sie nicht von ihm erwartet. So etwas hatte sie noch nie erlebt. »Das ist besser.«
    Ihr Herz hüpfte in ihrer Brust. Ihr Mund war trocken. »Das löst gar nichts.«
    Er ließ seine Hand sinken. Seine dunklen Brauen zogen sich zusammen. »Ich habe dir meinen Samen gegeben.«
    Ja. Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen, während sie sich der Zartheit in ihrem Bauch, der Feuchte seines Samens zwischen den Schenkeln unangenehm bewusst wurde. Er hatte sich so entschieden, so tief in sie geschoben, dass sie Angst hatte, nicht mehr sagen zu können, wo er endete und sie anfing.
    »Aha. Und versprichst du jeder Frau, mit der du Sex hast, lebenslange Treue?«
    Er runzelte die Stirn. »Natürlich nicht. Ich bin ein Selkie.«
    Sie schluckte. »Und ich bin ein Mensch. Und Menschen brauchen Zeit, um sich kennenzulernen, bevor sie …«
    »Vögeln?«, schlug er sehr leise vor.
    Er war wütend, bemerkte sie. Verletzt? Aber das war doch lächerlich.
    »Sich festlegen«, vollendete sie ihren Satz.
    »Du hast Ja gesagt«, half er ihrem Gedächtnis auf die Sprünge. »Diesmal mit Worten.«
    Sie spürte, wie sie rot wurde. »Ich hätte alles gesagt, um dich in mir zu haben.«
    Seine Nasenflügel blähten sich. Seine Augen waren tief und dunkel. »Dann –«
    Sie war unendlich verlegen. Aber noch mehr war sie entschlossen, sich zu erklären, damit er sie verstand. »Ich hätte alles getan. Dir alles gegeben.« Sie holte erneut tief Luft und zwang sich, seinen Blick zu suchen. »Und das macht mir eine Heidenangst.«
    Er legte die Stirn in Falten. »Habe ich dir weh getan?«
    »Was?«
    Er studierte ihr Gesicht. »Ich war ziemlich grob. Habe ich dir weh getan?«
    Sie war darauf gefasst gewesen, dass er ungeduldig werden würde. Seine unerwartete Rücksichtnahme berührte sie. »Mir geht’s gut. Du warst …«
Schonungslos. Überwältigend.
»Unglaublich. Aber das reicht nicht.«
    Er bedachte sie mit einem langen, nachdenklichen Blick. Sein Mund kräuselte sich schelmisch. »Ich kann dir noch mehr geben.«
    Alle Luft entwich aus ihren Lungen. Begierde zwickte in ihren Brüsten, bohrte sich in ihren Unterleib. Die Versuchung, aufzugeben, sich ihm zu ergeben, übermannte sie fast.
    Sie setzte sich auf und strich die Röcke über ihren Schenkeln glatt, damit sie ihn nicht ansehen musste. »Gestern Abend hast du mir vorgeworfen, ich hätte den Mut nicht, das anzunehmen, was du mir anbietest.«
    »Ich war wütend.«
    »Du hattest recht. Ich habe Angst. Ich habe Angst, dass ich mich dir ganz hingebe und dann nichts mehr von mir übrig ist.«
    »Lucy.« Er legte seine Hand auf ihre, um ihrem ruhelosen Zupfen ein Ende zu machen. Seine Hand war warm. Ihr Herz schlug einen Purzelbaum. »Ich habe dir mein Ehrenwort gegeben.«
    »Wegen der Prophezeiung.«
    »Ich habe dir mein Fell gegeben.«
    »Ich weiß nicht, was das bedeutet.« Was nur bewies, worum es ihr ging. »Wir sind zu verschieden, siehst du das nicht? Es gibt zu viel, was ich nicht von dir weiß. Was wir nicht voneinander wissen.«
    Conn ließ ihre Hand los und stieg aus dem Bett. Sie empfand seinen Verlust wie den Schmerz einer fehlenden Gliedmaße, als ob ihr etwas Warmes und Lebenswichtiges abgeschlagen worden wäre. Die Kaminverkleidung war wie ein Rahmen für die stolze Haltung seiner Schultern. Heute trug er grauen Samt und Spitze am Hals. Er sah wie das Porträt eines Adeligen auf einem Gemälde aus dem 18. Jahrhundert aus.
    Oder wie ein König.
    »Die Selkies sind die Kinder der See«, begann er mit dem Rücken zu ihr. »Wir schöpfen unser Leben und unsere Macht aus dem Meer. Ein Selkie, der sein Fell aufgibt, gibt seine Macht und sein Leben in die Obhut eines anderen.« Er drehte sich um, groß, streng und unnahbar wie eh und je. »Und ein Mensch, der ein Selkie-Fell empfängt, besitzt diese Macht über seinen Besitzer. Wie dein Vater deine Mutter besaß.«
    Lucy starrte ihn an, während ein schrecklicher Verdacht in ihrem Verstand aufkeimte. »Du meinst: gegen ihren Willen.«
    Er antwortete nicht.
    Ihr Herz hämmerte, während die Fundamente ihrer Welt erneut erschüttert wurden. »Mein Vater hat meine Mutter
geliebt.
«
    Conns

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