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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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ängstliches gelbes Auge auf ihn und winselte.
Er lebte.
    Conns Lungen entspannten sich, so dass er wieder Atem schöpfen konnte.
    »Seht Ihr? Das Tier ist nur benommen«, sagte Gau. »Ich würde nichts Törichtes tun, um das Gleichgewicht der Kräfte zu gefährden.«
    Schweifte der Blick des Dämons etwa zu Lucy?
    »Das Gleichgewicht der Kräfte ist mir egal«, stieß Conn zwischen den Zähnen hervor. »Rührt noch einmal an, was mein ist, Ausgeburt der Hölle, und ich bringe Euch um.«
    Gau zischte.
    Conn entdeckte Ronat unter den Wächtern, die ihm aus der Halle gefolgt waren. »Wasser und Decken für den Hund.«
    »Ja, mein Prinz.«
    Conn strich dem Hund mit der Hand über den Kopf und erhob sich wieder. Der Schwanz des Tiers wedelte schwach über das Kopfsteinpflaster.
    »Was sollen wir mit Lord Gau machen?«, fragte Morgan.
    Conn wollte den Dämonlord in die Hölle zurückschicken. Aber er würde ihn nicht eher freilassen, bis er sicher sein konnte, dass Lucy unversehrt war.
    Sie stand noch immer im Schatten der Burgmauer, außerhalb des schützenden Kreises der Wächter. Ihr Gesicht war erschüttert. Kreidebleich. Die zarte Haut unter ihren Augen sah blutunterlaufen aus.
    Conn machte eine finstere Miene. Er musste sie bei sich haben. Irgendwo, wo er sie halten, berühren, sich davon überzeugen konnte, dass sie außer Gefahr war. Noch immer klopfte der Zorn in seinen Schläfen wie Kopfschmerz, obgleich kontrolliert.
    Oder fast kontrolliert.
    Er ging gemessenen Schrittes über den Hof.
    Sie hatte die Hände sinken lassen und hielt nun die angewinkelten Arme dicht über die Leibesmitte verschränkt, als hätte sie eine tödliche Wunde empfangen. Conn biss die Zähne zusammen. Sie konnte sich auch an ihm festhalten. Wäre das nicht die normale Reaktion einer Frau auf einen Angriff gewesen? Sie hätte sich eigentlich in seine Arme werfen sollen. Es hätte ihm nichts ausgemacht.
    Aber zunächst musste er sie vor Gau in Sicherheit bringen. Vor ihnen allen.
    Er ging auf sie zu, nahe genug, um die Bewegung ihrer dichten, blonden Wimpern und den Scheitel ihres federnden Haars zu sehen, nahe genug, um ihre Haut und ihre Angst zu riechen. Er suchte ihren Blick. Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen, aber es war doch ihr Geist, der aus ihnen blickte.
    Sie war außer Gefahr. Sein Herz, das sich wie eine Faust zusammengezogen hatte, konnte sich genug entspannen, um weiterhin zu schlagen. Sie war sie selbst.
    Ronat ergriff hinter ihm das Wort. »Mein Prinz? Lord Gau?«
    »Er kann zur Hölle fahren«, antwortete Conn, ohne sich umzudrehen. »Begleite ihn in die Höhlen.«
    Lucys Zunge fuhr aus dem Mund, um ihre Lippen zu befeuchten. Als Reaktion verkrampfte sich sein ganzer Körper.
    »Nach oben, mit mir«, befahl er leise. »Sofort.«
    Sie reckte den Hals, um einen Blick über seine Schulter zu werfen, offenbar die Gefahr, in der sie schwebte, und sein Verlangen verkennend. »Der Hund … Geht es Madadh gut?«
    Er hätte sie am liebsten geschüttelt. Begriff sie wirklich nicht, mit welch knapper Not sie gerade entkommen war?
    »Der Hund hat sich nur erschrocken«, erwiderte er barsch. Das Bild von Madadh, ausgestreckt auf dem Kopfsteinpflaster liegend, und Lucy, die Hände vor den Mund geschlagen, traf ihn erneut mit schmerzhafter Härte. »Aber er lebt. Vielleicht lehrt ihn das ja, besser zu gehorchen.«
    Ein Hauch Farbe kehrte in ihr blasses Gesicht zurück. »Es war nicht Madadhs Schuld.«
    »Er hätte gehorchen sollen.«
    Ihre Augen weiteten sich, blickten traurig. »Bist du böse auf ihn? Oder auf mich?«
    Conn holte tief Luft. Er war zornig auf Gau und auf sich selbst, weil er die Gefahr für sie nicht vorhergesehen hatte, weil er nicht schnell genug gewesen war, um sie zu schützen. Aber er hatte nicht die Absicht, über seine Gefühle zu sprechen, während der gesamte Hof zusah. Er würde überhaupt nicht über seine Gefühle sprechen. Seine Angst war zu neu, sein Verlangen zu heftig.
    Er packte sie über dem Ellbogen am Arm. »Nach oben.«
    Sie betrachtete seine Hand auf ihrem Arm, während er sie über den Burghof auf seinen Turm zu schob. »Wusstest du eigentlich, dass du mich nur anfasst, wenn du mich irgendwohin zerren willst?«
    Es klang nicht wie ein Vorwurf. Ihr Tonfall war eher wehmütig. Er bohrte sich wie ein Messer in sein Herz.
    Er packte sie fester. Auch die Zähne biss er noch mehr zusammen. Er wusste nicht, wie man jemanden berührte, um ihn zu trösten oder zu beruhigen. Nur, um zu kämpfen

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