Meeresrauschen
dich
nicht so an.«
Cyril schüttelte den Kopf. »Selbst wenn es so wäre …«
»Verdammt noch mal!«, blaffte ich. »Wie kann man nur so
störrisch sein!«
»Schluss jetzt!« Ein wenig unsanft schob Gordian mich zur
Seite und trat vor Cyril hin. »Ich könnte versuchen, die Schmerzen
zu lindern. Dafür müsste ich dich aber berühren.«
»Ganz sicher nicht.« Cyril wich einen Schritt zurück, dann
drehte er sich um.
»Du gehst jetzt nicht wieder in den Teich!« Bevor ich überhaupt
eine Reaktion zeigen konnte, war Jane ihm in den Weg
gesprungen. »Er meint es ehrlich und er kann dir helfen, also
nimm sein Angebot gefälligst an.«
»Ehrlich?« Cyril grinste abfällig. »Dass ich nicht lache! Du
weißt ebenso gut wie ich, wie hinterhältig Delfine sind.«
»Sein können«,
ging ich dazwischen. »Gordian hätte dich auch
bewusstlos auf dem Meeresgrund liegen und verfaulen lassen
können.«
Cyrils Augen wurden schmal. »Damit hätte er mir zumindest
diese Qualen erspart.«
Jane stöhnte auf. »Das kann unmöglich dein Ernst sein.«
»Bitte, Cyril!« Die glockenhelle Stimme des Hainixjungen
ließ mich herumfahren und Gordy wandte sich ebenfalls zu
ihm um. Flehend hielt der Junge seinen Blick auf Cyril gerichtet.
»Ich glaube auch, dass der Plonx okay ist.«
Cyril rührte sich nicht. Er schien fest entschlossen, sich
nicht helfen zu lassen. Offensichtlich konnten ihn nicht einmal
die Worte eines Kindes erweichen.
»Verdammt noch mal, Cyril!«, knurrte ich. »Es geht hier
nicht nur um dich!«
Er wirbelte herum und öffnete den Mund, um etwas zu
erwidern, doch ich hatte nicht vor, ihn zu Wort kommen zu
lassen.
»Bist du denn wirklich so verblendet, dass du dir nicht denken
kannst, was Kyans, Liams und Zaks Angriff für Folgen
haben könnte? Oder ist es dir etwa gleichgültig, wenn jetzt ein
Krieg zwischen Hainixen und Delfinnixen ausbricht?«
»Du bist auch eine Hainixe, Elodie«, entgegnete er. »Du gehörst
zu
uns
.« Dass er sich derart besitzergreifend über mich
äußerte, machte mich nur noch zorniger.
»Ich gehöre zu Gordy«, sagte ich. »Zu sonst niemandem.«
Cyril schwieg. Und mit jeder Sekunde, die verging, stieg die
Spannung zwischen uns, bis ich sie in jeder Zelle meines Körpers
zu spüren glaubte.
Plötzlich trat Jane zur Seite. »Wenn du es nicht anders willst,
dann geh, vergrab dich im Sand und komm erst wieder zurück,
wenn du gesund bist.«
Sie hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, da war Cyril
bereits in den Teich abgetaucht.
»
Ich
werde es tun.«
Janes Stimme holte mich ins Hier und Jetzt zurück. Mein
Blut pulsierte noch unter der Hitze meiner Wut, ich war fassungslos
über Cyrils geradezu zerstörerischen Trotz.
»Ich werde an Cyrils Stelle ins Meer tauchen und mit den
Haien reden«, sagte sie. »Außerdem werde ich versuchen, Javen Spinx zu finden. Am Ende ist er vielleicht der Einzige, der das
Schlimmste verhindern kann.«
Ich blickte von ihr zu Gordy und spürte eine dumpfe Angst
in mir, die über die Befürchtung, Haie und Delfine könnten
sich einen Kampf liefern, weit hinausging. Für einen kurzen
Moment dachte ich an Cecily Windom und ihre irren Prophezeiungen,
und mit einem Mal kam mir das, was sie über
den Untergang der Kanalinseln gesagt hatte, gar nicht mehr
abwegig vor.
»Wer bist du?«, fragte ich. »Ich meine, wer bist du wirklich?«
»Eine Hainixe«, erwiderte Jane. »Na ja …« Sie lachte kurz
auf. »Mittlerweile bin ich wohl eher eine Landratte. Ich war
schon ewig nicht mehr im Meer. Ab und zu leiste ich Bo im
Teich Gesellschaft, aber das ist es auch schon.«
»Ist dein … ähm …Fuß der Grund dafür?«, tastete ich mich
vor.
Jane nickte kurz. »Mein Bein … ja. Aber das ist ganz allein
meine Sache.« Sie sah Gordy an. »Und es hat nicht das Geringste
mit den Delfinen zu tun.«
»Aber mit deinem Jungen?«
»Bo ist nicht mein Junge«, entgegnete Jane. »Er lebt lediglich
bei mir. Das ist alles, was ich dir im Moment dazu sagen kann«,
fügte sie hinzu, ehe ich nachhaken konnte.
Dann gehört er wohl zu Cyril, dachte ich. Bo ist nicht nur
Janes, sondern auch sein Geheimnis. Sobald er den Teich hier
verlassen konnte, würde er mir dazu Rede und Antwort stehen
müssen. Von Jane erhoffte ich mir jedoch, noch ein paar andere
Dinge zu erfahren.
»Was ist mit meiner Großtante?«, fragte ich. »Weiß sie tatsächlich
nicht, wer du bist?«
»Nein.« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Wir Haie
leben schon so lange auf diesen Inseln. Wir wissen,
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