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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Hoffnung, dass Jane mir vielleicht verraten
würde, wer sie waren.
    »
Einige
wohl nicht«, entgegnete sie. »Den einen oder anderen
aber schon.«
    »Und woran liegt es, dass ich sie bisher nicht erkannt habe?«,
fragte ich weiter. »Ich meine, sowohl bei Javen Spinx als auch
bei Cyril ist mir ja sofort aufgefallen, dass sie irgendwie anders
sind.«
    Jane zuckte die Achseln. »Dann war das wohl beabsichtigt.«
    Ich runzelte die Stirn. »Tut mir leid, aber das verstehe ich
nicht.«
    Jetzt musste sie lachen. »Was gibt es daran denn nicht zu
verstehen?«
    Ich sah von ihr zu Gordy und wieder zu ihr. Tatsächlich dauerte
es ein paar Sekunden, bis mir endlich ein Licht aufging.
    »Oh,
sie
haben
mich
erkannt!«
    Verschmitzt grinsend reckte Bo seinen Daumen in die Höhe.
    Javen Spinx, Cyril und offensichtlich auch Jane und dieser
kleine Junge wussten mehr über mich als ich selbst. – Ein
seltsames Gefühl! Allerdings erklärte es vielleicht, warum ich
mich von allen dreien sofort angezogen gefühlt hatte.
    »Du solltest dir übrigens auch deinen alten Gang wieder
angewöhnen«, meinte Jane. »Nur so als Tipp … wegen der Tarnung.
«
    Wieder verstand ich nicht gleich.
    »Du bewegst dich geschmeidiger als vorher«, half Jane mir
auf die Sprünge. »Und schneller. Achte mal drauf.«
    Schon verrückt. Ich hatte diese Veränderung an mir gar
nicht wahrgenommen, aber jetzt, da sie es erwähnte, spürte
ich es sofort. Die Luft um mich herum fühlte sich anders an
als früher, viel feiner und trotzdem präsenter. Ähnlich wie
das Wasser im Meer konnte ich sie zur Fortbewegung nutzen.
Keine Ahnung, ob ich es überhaupt hinbekam, mich wieder
wie ein normaler Mensch zu bewegen.

    »Schön, dass ihr nicht immer nur im Haus hockt«, rief Tante
Grace uns von der Veranda aus zu, als Gordy und ich uns eine
gute Viertelstunde später dem Cottage näherten.
    Sie hatte ein paar ihrer Sofakissen auf der Bank verteilt und
es sich dort mit einer Tasse Tee und der Tageszeitung bequem
gemacht.
    »Und?«, fragte ich mit leichter Ironie. »Gibt es etwas Neues
über die
Mörderbestie?
«
    »Tja, stellt euch vor …«, sagte meine Großtante und legte die
Zeitung zur Seite, »nun soll es plötzlich gar keine
Bestie
gegeben
haben, sondern ein ganz normaler Delfin gewesen sein,
den sie aus dem Meer gefischt haben.«
    »Du weißt genauso gut wie Gordy und ich, dass das nicht
stimmen kann«, entgegnete ich. »Ich habe auch schon mit
Ruby darüber gesprochen. Sie versteht es ebenso wenig.«
    Und was das Merkwürdigste daran war: Offenbar hatte ganz
Guernsey diese Geschichte einfach so geschluckt. Nicht einmal
die Presse schien Nachforschungen angestellt zu haben.
    Um Tante Gracies Mundwinkel zuckte es.
    »Ihr wisst, wer es getan hat«, sagte sie, während ihr Blick
forschend zwischen Gordy und mir hin und her glitt, »und ihr
wisst auch, wie Lauren und Bethany gestorben sind. Hab ich
recht?«
    Ich schluckte schwer.
    »Ja, hast du«, gab ich zögernd zu. Zwar signalisierte Gordy
mir mit einer unwilligen Geste, dass er ein solches Geständnis
für keine gute Idee hielt, aber ich fühlte mich einfach besser damit, wenn ich meine Großtante nun, nachdem sie ihn und
mich in unser großes Familiengeheimnis eingeweiht hatte,
nicht weiterhin anlog. »Wir vermuten, dass ein Delfinnix die
Mädchen ertränkt hat.«
    »Einer, den Sie kennen?«, wandte sie sich an Gordian.
    Er nickte und Tante Gracie sog scharf Luft ein.
    »Aber es ist nicht der, den die Fischer gefangen genommen
haben?«, fragte sie nach einer kurzen spannungsvollen Pause
weiter.
    »Nicht einfach bloß gefangen genommen«, sagte ich rau.
    »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie Elliot erschlagen
haben.«
    Tante Grace wurde aschfahl im Gesicht. Ihr Mund ging auf
und wieder zu, mit dieser Eröffnung hatte ich sie ganz offensichtlich
so sehr überrascht, dass sie nicht wusste, was sie dazu
sagen sollte.
    »Gordy hat ihn gut gekannt«, fuhr ich also fort und deutete
auf die Zeitung. »Und jetzt tun alle so, als ob es ihn nie gegeben
hätte.«
    »Aber wenn … wenn er die Mädchen auf dem Gewissen
hat …« Wieder richtete Tante Grace ihre Augen auf Gordy.
    »Halten Sie es für möglich, dass die Delfine sich dafür rächen
werden?«
    »Das wissen wir nicht genau«, antwortete ich an seiner Stelle.
    »Seit Gordian an Land gekommen ist, hat er keinen Kontakt
mehr zu ihnen. Wir glauben es aber eher nicht«, beeilte ich
mich hinzuzusetzen, woraufhin Gordy mich mit einem finsteren
Blick

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