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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
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Ton.
    Maud neigte sich zu ihm hinüber und fuhr ihm mit der Zunge sacht über die Mundwinkel. Adrian erschauerte.
    Sie kicherte. «Siehst du?», fragte sie und legte die Hand auf seine Brust. «Es kann sehr interessant sein, mit zwiespältigen Gefühlen zu experimentieren.»
    Er wich ihrem Blick aus. «Ich weiß gar nicht, was du da redest.»
    «Nicht?», hauchte sie und ließ ihre Hand tiefer wandern. «Dann sag mir, dass du mich nicht hasst. Das kannst du nicht, nicht wahr? Und ich sage dir, ich werde deinen Hass genießen.»
    Er packte ihre Hand heftig.
    Ihr Blick verschleierte sich. «Nur zu», hauchte sie. «Ein andermal werde ich diejenige sein.» Sie legte den Kopf zurück und bot ihm ihre Kehle dar.
    Adrian sprang auf. «Es wird kein anderes Mal geben», rief er, «verstehst du mich, du krankes Miststück?»
    Maud wirkte wieder völlig beherrscht. «So?», fragte sie pikiert und ließ ihre Hand über dem Picknick kreisen, das Adrian so sorgsam zusammengestellt hatte. «Mmmh, Lachs.» Sie nahm eine weitere der kleinen Pies und biss geziert hinein. «Und um mir das zu sagen, hast du dir all die Mühe gemacht?»
    «Halt den Mund, halt endlich den Mund.»
    «Uhh, Adrian, ein Ausbruch von Temperament! Muss ich mich jetzt fürchten? Huhu!» Sie wedelte mit den Händen wie eine schlechte Darstellerin in einem Horror-B-Movie. «Als ob du nicht wüsstest, dass meine Lebensversicherung beim Notar liegt.»
    Adrian ging in die Hocke, um ihr näher zu sein. «Nur dass du davon ausgehst», sagte er leise, «dass ich mich rational verhalten werde. Was aber, wenn ich das nicht tue?»
    Zum ersten Mal tauchte so etwas wie Unsicherheit in ihrem Gesicht auf. Sie versuchte ein Lächeln. «Ach, sind die Häppchen etwa mit Strychnin versetzt?», fragte sie. Ihr Ton war neckisch. Aber er sah, dass sie blass geworden war.
    «Nein», sagte Adrian ernst. «Nur mit einem Betäubungsmittel.»
     
    «Ah, Knightley!» Morningstar war gleichzeitig froh und aufgeregt, als sie den Inspektor endlich gefunden hatten. Er warf einen kurzen Blick über die Schulter zurück. Aber Christy – Ondra, verbesserte er sich; er konnte sich einfach nicht an den neuen Namen gewöhnen – hatte es wie eine Schlafwandlerin auf den Kai gezogen. Dort stand sie, starrte aufs Meer und schien vorerst zufrieden zu sein. Er hoffte, dass Knightley jetzt keine weiteren Fragen über sie stellen würde, und wandte sich wieder dem Polizeiinspektor zu. «Ich habe einen interessanten Anruf vom Labor bekommen», sagte er. «Bambusspuren in den Druckstellen. Was wir suchen, ist keine Perlenkette, sondern so etwas wie ein Perlvorhang, denke ich. Mit Bambusperlen. So ein Teil aus den Siebzigern.»
    «So was wird heute genauso verkauft», schnaubte Knightley. «Kommt immer wieder in Mode.» Er sagte das mit der Verachtung von jemandem, der noch mit den Möbeln seiner Großeltern wohnte und vorhatte, diese an seine Kinder zu vererben.
    Für einen Moment hatte Morningstar eine klare Vision von dem Klinker-Reihenhaus, in dem Knightley zwischen Antiquitäten, Jagdstichen und künstlichen Blumensträußen lebte, als wäre es ein Landsitz.
    «Manchmal begegne ich diesen Dingern bei Morden im Drogenmilieu.»
    «Aha.» Morningstar verbarg sein Amüsement hinter einem Hüsteln. «Und, hier schon irgendwelche Drogenspuren aufgenommen? Ich meine …»
    Knightley warf ihm einen scharfen Blick zu. «Ich muss gestehen, wir haben bisher wenige der Häuser von innen gesehen. Schließlich gingen wir davon aus, dass der Mord in einer der kleinen Buchten geschah. Insofern danke ich Ihnen für den Hinweis. Es ist in der Tat interessant. Ach, und ich habe da noch eine Frage, weil Sie gerade da sind.» Wieder konsultierte er sein Notizbuch. «Ich erinnere mich, dass bei den Sachen der Toten ein Handy lag. Haben die Techniker dazu auch schon …» Er unterbrach sich, als Morningstar einen Schrei ausstieß.
    «Christy!»
    Die Meerjungfrau war über das Gitter am Kai geklettert.
    «Sie will offenbar zum Meer», stellte Knightley gelassen fest. «Weiter vorne wäre eine Treppe gewesen.»
    «Mein Gott, hoffentlich hat sie sich nichts getan.» Morningstar war drauf und dran loszustürzen.
    «Lassen Sie sie», schlug Knightley vor. «Es ist dort höchstens drei Meter tief und der Sandboden weich. Sportlich ist sie ja.»
    Morningstar schnaubte anerkennend. «Haben Sie eine Ahnung: allerdings. Das Mädel könnte vermutlich durch die ganze Bucht joggen und wäre kaum aus der Puste. Anders als

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