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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
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auf seine Kosten aus.
    «Rose», flüsterte Morningstar besorgt, der zu ihr trat, um ihr anzubieten, sie hinauszubegleiten.
    Sie wehrte sich. «Ich weiß nicht, was du mit diesem Menschen willst, der Adrian verdächtigt.» Sie reckte das Kinn.
    «Aber das tut er doch gar nicht», log Morningstar wenig überzeugend. Sie sahen einander an, zwischen sich unausgesprochen noch immer die Frage, die Morningstar schon so lange beschäftigte und die zu stellen ihm Christy und Rose in schöner Regelmäßigkeit verboten: Was hatte Adrians Handy bei der Toten zu suchen gehabt?
    «Frag doch», flüsterte Rose zurück. «Frag gleich hier. Wenn du nicht in der Lage bist, ein Geheimnis zu wahren. Ein großes Geheimnis, eines, das einen ganzen Mann fordert.»
    «Rose, bitte.» Er griff nach ihrer Hand, die sie ihm entzog, und versuchte ihr mit Blicken die Botschaft zu senden, die laut auszusprechen er hier nicht wagte. Dass er sie liebte und nichts mehr wünschte, als ihr vertrauen zu können. Aber diese Nachricht schien für einen Blick zu kompliziert zu sein.
    Oder Rose zu stur. Denn ihre Augen erwiderten nichts als Entschlossenheit.
    Morningstar bot ihr den Arm. «Vielleicht können wir das draußen klären?»
    Sie musterte ihn kühl, drückte ihren Korb an sich und rauschte hinaus.
    Knightley erwartete ihn im Büro. Der Ladenbesitzer war noch einmal hinausgegangen, um einen neuen Kunden zu bedienen. Der Inspektor stand vor dem Fax und machte sich mit der Bedienung vertraut. Ein Knopfdruck, und das Gerät surrte auf. Ein Licht blinkte, und Knightley lächelte zufrieden.
    Morningstar dachte an Rose, doch Knightleys Frage nach der Nummer der Spurensicherung riss ihn aus seinen Gedanken. Zerstreut gab er Antwort und hörte nur mit halbem Ohr zu, wie der Inspektor telefonierte und von einem Aufkleber die Faxnummer ablas.
    «Falls Sie etwas bedrückt», sagte Knightley plötzlich, während sie dastanden und den Geruch nach altem Papier, feuchtem Holz und Staub einatmeten, «dann kann ich Ihnen vielleicht helfen, indem ich erwähne, dass Adrian Ames definitiv nicht zum Kreis der Verdächtigen gehört?»
    Erstaunt schaute Morningstar auf. Es war nicht üblich, solche Informationen nach außen zu geben. Knightley musste mehr in seiner Miene gelesen haben, als ihm lieb war. Oder er wusste mehr über ihn, als Morningstar gedacht hatte. Er errötete tief.
    «Die Tote hat an dem Abend noch mit einem Freund telefoniert. Der sagte aus, im Hintergrund lief das Ende von ‹Amazing›, dann ein weiterer Song. Dank Ihrer Freundin wissen wir, wann das war. Wir haben im Übrigen das Band gecheckt, das an dem Abend lief. Wir wissen, wann es eingelegt wurde, und können die Uhrzeiten über die Abfolge der Lieder ganz genau festlegen. Als die junge Frau noch lebte, war Ihr junger Freund auf dem Weg nach Hause, was seine Tante und Ihre Freundin bestätigen können. Er hätte gar keine Chance gehabt, in der kurzen Zeit den ganzen Weg zurückzugehen. Er fällt als Verdächtiger raus.»
    «Danke.» Mehr brachte Morningstar nicht heraus. Er wusste, eine Hand wusch die andere, und ein Vertrauensbeweis musste mit einem anderen bezahlt werden. Aber was sollte er sagen: Ich hüte eine Meerjungfrau, so wie meine neue Geliebte früher einen Meermann gehütet hat, und verstoße im Übrigen gegen sämtliche Beamten- und Bürgerpflichten und missachte den gesunden Menschenverstand, auf den ich mein Leben lang gebaut habe. Ach übrigens: Sind Nixen vor Gericht aussageberechtigt? Nein, das ging wohl kaum. Lieber schwieg er.
    «Gern geschehen.» Falls Knightley enttäuscht war, ließ er es sich nicht anmerken.
    Im selben Augenblick surrte das Fax. Sie senkten die Köpfe über das Papier, das es ausspuckte, dankbar, dass es ihnen erspart blieb, einander in die Augen zu sehen.
    Im selben Moment hörten sie von draußen laute Schreie.

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40. Kapitel
    Maud versuchte, noch einmal auf die Beine zu kommen. Das war nicht einfach mit den hochhackigen Sandalen, deren Pfennigabsätze ihr schon auf dem Weg hierher große Schwierigkeiten gemacht hatten, da sie auf den Wiesen immer wieder bis zum Anschlag in dem weichen Boden versanken. Sie stakste mit zitternden Knien herum wie ein neugeborenes Fohlen.
    Adrian war aufgesprungen, brachte es aber nicht fertig, irgendetwas anderes zu tun, als sie zu beobachten. Mit ausgebreiteten Armen stand er da, bereit, sie abzufangen, falls sie Anstalten machte loszurennen. Doch Maud rannte nirgendwo mehr hin.
    Sie schwankte

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