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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
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Polarstation, das kann wirklich bald niemand mehr hören. Selber schuld, wenn sie mit ihrem Sonar überall herumstöbern.» Aura klang gereizt. Sie war nervös, und das war verständlich. «Ob wir mal näher rangehen sollten?»
    «Keine gute Idee», meinte Ondra, die sah, dass Adrian sich bereits auf dem Höhenweg befand. Sie würde ihm für heute nicht mehr nahe kommen können. Nicht auf diesem Wege. Die anderen Menschen interessierten sie nicht.
    «Meinst du, dein Vater wird sehr sauer sein?» Aura kaute an den Spitzen ihres Pferdeschwanzes.
    «Ich verspreche dir, dass er es nicht von mir erfährt.» Ondra rollte sich genüsslich herum. «Aber für Nox kann ich nicht garantieren.»
    «Miststück.» Aura schlug mit dem Schwanz nach ihr.
    Ondra gab sich versöhnlich. «Komm, wir schwimmen ein Stück die Küste entlang und sehen nach, wo das Krachding hinrollt.» Wegen der serpentinenreichen Strecke war es einfach, mit dem Auto auf gleicher Höhe zu bleiben. Sie verfolgten seine Lichter, bis es ins Landesinnere abbog.
    «Wenn sie sie nur weit genug wegfahren, macht sie uns vielleicht keinen Ärger mehr.» Auras Stimme klang nicht sehr hoffnungsvoll.
    Auch Ondra schüttelte den Kopf. So funktionierte das nicht, das hatte sie bereits gelernt. Nur weil etwas nicht mehr im Wasser lag, war es noch lange nicht aus der Welt. Sie dümpelten in der rauen Brandung vor der Küste. Über ihnen ragten zerklüftete Felsen auf, die ihnen jede Sicht auf die Straße nahmen. Hier und da hörten sie Motorenlärm und sahen die tastenden Scheinwerfer eines Wagens, der in Richtung Broxton fuhr. Ansonsten waren sie allein mit den schlafenden Möwen, die unruhig in ihren Nestern träumten, und den Nachtjägern unter ihren Füßen.
    «Ich könnte ein gutes Wort für dich einlegen», begann Ondra, «bei Nox, und sogar bei Papa. Er wäre zum Beispiel sicher erfreut, von mir zu hören, dass ich keine Menschen-Sachen mehr sammeln werde, weil du einen so guten Einfluss auf mich hast.»
    «Das würdest du tun?»
    Die Hoffnung in Auras Augen ließ Ondras Herz vor Aufregung schneller schlagen. Sie hatte einen Plan, er war nicht ganz bis zum Ende ausgearbeitet – an das Ende wollte sie lieber nicht denken –, und er war vielleicht nicht klug. Aber sie war entschlossen, ihn bis zum Schluss zu verfolgen. In ihren Händen hatte sie eine Schlinge aus Tang, die sie enger und enger, fester und fester flocht, während sie miteinander sprachen. Aura mochte sie für ein Schmuckstück halten, eine nervöse Spielerei, was auch immer. Wenn alles gutging, würde Ondra sie gar nicht benötigen. «Ja, ich könnte ihn dir sehr gewogen stimmen.»
    «Und du würdest auch versprechen, nicht mehr in Küstennähe herumzuschwimmen?» Aura klang wirklich hoffnungsvoll.
    «Das würde ich. Ich würde sogar versprechen, gar nicht mehr zu schwimmen.»
    Aura lachte hilflos. «Was soll das heißen?», fragte sie. «Du bist wirklich manchmal komisch, Ondra, weißt du das?»
    «Verrat mir, wie man sich in einen Menschen verwandelt.»
    «Was?» Aura war so entsetzt, dass sie für einen Moment das Schwimmen vergaß und untertauchte. Mit triefendem Haar kam sie wieder hoch und spuckte Seewasser. «Das ist gar nicht möglich», sagte sie.
    «Er wird nie erfahren, dass ich es von dir weiß, das schwöre ich. Er wird das Allerbeste von dir denken.»
    «Er weiß es vielleicht schon in diesem Moment.» Aura starrte misstrauisch auf das schwarze Wasser, das sie umgab und in wütenden kleinen Wellen hin und her bewegte.
    «Er ist weit weg. Ich wüsste es, wenn er hier wäre. Ich spüre ihn.»
    «Und ich spüre auch etwas.» Aura spritzte einen Schwall Wasser in ihre Richtung, der Ondra voll ins Gesicht traf. «Dass du völlig irre bist, nämlich.»
    «Es ist möglich», beharrte Ondra. «Ich weiß, dass es geht. Jeder weiß das. Und auch, dass deine Mutter sich mit so etwas gut auskannte.»
    «Ich weiß nicht, wovon du redest.»
    «Komm schon!» Ondra schwamm im Kreis um ihre Freundin herum. «Du wärst nie so eine willfährige Aufpasserin für mich geworden, wenn du nicht den schlechten Ruf deiner Mutter wiedergutzumachen hättest. Wie nennt man sie? Eine Meerhexe?»
    «So was gibt es gar nicht, und du weißt das.»
    «Ich weiß, was mein Vater weiß.» Ondra ließ sich nicht beirren. «Er vergisst zuweilen, dass man sich nicht ungestraft in den Köpfen anderer Leute herumtreibt. Manchmal gibt man dabei selbst etwas preis.» Sie lachte. «Du solltest dein Gesicht sehen, Aura.»
    Die

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