Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
Vom Netzwerk:
solltest versuchen, dich gut mit ihm zu stellen, Adrian.» Maud nahm seinen Arm. «Patrick hat den Kontakt zu den Investoren. Sie vertrauen ihm.»
    «Und ich habe das Grundstück, wie es aussieht.» Adrian kam das alles noch immer unwirklich vor. Maud schmiegte sich an ihn. Er blickte auf ihren Scheitel an seiner Schulter. «Und was hast du?»
    Abrupt schaute sie zu ihm auf. Ihre Augen sahen schwarz aus in der Dämmerung. Und wütend. «Wenn du denkst, ich bin bei dir wegen des Geldes», fauchte sie, «dann geh auf deinen verdammten Felsen und komm nie wieder runter.»
    Sie machte sich los, wehrte all seine Versuche ab, sie festzuhalten, und stöckelte ungeachtet seiner Proteste davon. Zurück zur Feier.
    «Maud», rief Adrian, doch nicht allzu laut. Er hatte Angst, jemand könnte ihn hören, und er würde sich lächerlich machen. Wären sie alleine gewesen, er hätte sie angefleht. Maud, ach Maud, verdammt. Er verfluchte sich selber. Wie schaffte er es nur immer wieder, sie gegen sich aufzubringen? Dabei konnte er ihre Lippen noch auf seiner Haut fühlen.
    «Verdammter Mist!», rief er halblaut. Dann wandte er sich ab, um wie ein geprügelter Hund nach Hause zu trotten. Auf seinen Felsen. Es gab genug, worüber er nachzudenken hatte.
    Blinkende Lichter und laute Rufe ließen ihn noch einmal innehalten. Er sah drei Polizeiwagen, die mit Blaulicht, jedoch ohne Sirene an der Promenade vorfuhren und lautlos ausrollend zum Stehen kamen. Er hörte das dumpfe Schlagen der Türen und die Rufe der Broxtoner, die aufmerksam geworden waren, ihr kleines Fest verließen und sich um die Beamten drängten. Gleich darauf wurde über dem Meer ein Hubschrauber sichtbar. Kurz ehe das Knattern der sich nähernden Rotoren die Szene mit ihrem alles vernichtenden Lärm zudeckte, verstand Adrian die aufgeregten Stimmen: «Sie haben sie gefunden.» – «Sie haben sie.»
    Das tote Mädchen war wieder da.

[zur Inhaltsübersicht]
16. Kapitel
    «Du bist echt verrückt, dir das anzutun, weißt du das?» Aura flocht sich ihr Haar zu einem Zopf, in den sie Tang und Muscheln wand. «Und dass du dich das traust.»
    «Du meinst, wegen Papa?» Ondra hörte kaum hin, zu sehr fesselte sie das, was dort draußen auf der Promenade vor sich ging. Ihr Herz hatte wild geschlagen, als sie gesehen hatte, wie Maud Adrian küsste. Jetzt allerdings zitterte ein ganzer Sardinenschwarm in ihrem Bauch herum, kitzelnd vor Freude darüber, dass Adrian sich allein auf den Heimweg machte. Hatten sie sich gestritten? War alles schon wieder vorbei? Er hatte sich von ihr abgewandt, und sie spürte seine Einsamkeit, seine Verzweiflung. Das war es, was für sie zählte. Wenn sie ihn nur trösten könnte!
    Die Wellen, die der landende Hubschrauber schlug, zwangen sie, sich zu ducken und hinter einigen Felsen Schutz zu suchen. «Haie, die mit den Augen rollen, beißen nicht. Papa macht immer gern ein wenig Lärm.»
    «Jetzt gib dich mal nicht so supercool.»
    «Cool?», fragte Ondra, «spinnst du? Ich bin stinksauer. Er hat meine Grotte total verwüstet. Sogar die Glocke ist weg. Dazu hat er kein Recht, das ist mein Reich, ganz allein meines.»
    Aura gähnte. «Wenn du mich fragst, war das kein Verlust. All der Schrott.» Sie reckte den Kopf. «Was machen die da?»
    Auch Ondra war aufmerksam geworden. Als sie einen grauen Sack mit länglichem, schwerem Inhalt aus dem Hubschrauber zogen und in einen schwarzen Wagen umluden, schwante ihr etwas. «Ich glaube, ihr habt Mist gebaut, Nox und du. Sie haben die Frau gefunden.»
    «Ach, fuck die Flunder.» Aura wurde eine Schattierung blasser, als sie ohnehin war.
    Ondra konnte es ihr nachfühlen. Es war wahrhaftig kein Vergnügen, mit ihrem Vater Ärger zu bekommen. Sie konnte davon ein Lied singen, auch wenn sie jetzt so tat, als hätte es ihr gar nichts ausgemacht. Der schwarze Strudel machte allen Angst, selbst Nox fürchtete ihn. Jeder wusste, dass es Meerfrauen und -männer gab, die nie wieder aus seinem Sog herausgekommen waren. Und keiner wusste, ob ihre Leichen wenigstens in den Abyssus gelangt waren, in die tröstliche Tiefe, den großen Schoß, wo sie ein Teil der Nahrungskette wurden, die alles im Meer erhielt. Oder ob sie einfach im grausigen Nichts verschwanden. Niemand hatte je auch nur gefragt.
    «Ich kenne diese Säcke. Papa pflegt welche zu produzieren, wenn er eine seiner Fluten loslässt. Es gab mal eine Polarstation, es waren nur Forscher, da hat er einfach …»
    «Jetzt hör doch endlich mal auf mit deiner

Weitere Kostenlose Bücher