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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
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Inspektor müde an. «Morgen Mittag werde ich mehr wissen, in Ordnung?»
    «Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, Doktor. Ich schulde Ihnen was.» Der Inspektor grüßte und ging.
    Morningstar schaute ihm nach. Das war mehr, als er erwartet hatte. Und er kannte Knightley nun schon so lange. Dann kam die Müdigkeit zurück, und er gähnte. Nichts, dachte er noch einmal. Nichts konnte ihn für den Segeltörn entschädigen.
     
    «Adrian?» Vorsichtig öffnete Rose die Tür. Sie fand ihren Neffen am Schreibtisch sitzend, inmitten zerknüllter Papiere und leerer Flaschen. Der Monitor surrte, zeigte aber nur das Bild hin und her schwimmender Fische in einem Aquarium, in dem es in schnellem Wechsel Tag und Nacht wurde. «Adrian, was machst du?»
    «Ich denke nach.»
    Das klang nicht gut, müde, aber auch ein wenig drohend.
    «Ich denke auch nach, Adrian.»
    «Worüber?» Er gab seinem Schreibtischstuhl einen Stoß, dass er sich einmal um sich selber drehte. Mit dem Rücken zu seiner Tante kam er zum Stillstand. «Darüber, dass du mir mein Erbe vorenthalten hast?»
    «Also das ist es?» Roses Stimme war leise. Sie trat ganz ein, schloss die Tür und setzte sich auf das Bett, neben dem einsam die Nachttischlampe brannte. Mit ihrer faltigen Hand strich sie über die Bettdecke, die sie so oft bis zu Adrians Nasenspitze hochgezogen hatte, um ihm anschließend eine gute Nacht zu wünschen. «Weißt du, Adrian, das war alles nicht so leicht …»
    «Ach», fiel er ihr ins Wort, «und da dachtest du, ein bisschen Geld, so ein paar Millionen, würden dir die Sache leichter machen. Kann ich nachvollziehen.»
    «So viel war das doch anfangs gar nicht wert. Adrian!» Rose hob die Stimme. «Da war nicht mehr als ein Schuppen im Nirgendwo mit ein paar alten Bäumen. Dein Vater hatte sich das Dach ausbauen lassen, um in den Ferien dort zu arbeiten. Er … er sagte, die Pension sei ihm zu unruhig.» Sie wandte den Kopf zur Seite und studierte die Bilder an der Wand, die Adrian aufgehängt hatte. Keines gab ihr die Kraft, die nächsten Worte zu finden. Aber es musste gesagt werden. «Dort stand auch eine Schlafcouch. Sie haben die letzte Nacht dort gemeinsam verbracht. Ihre Sachen …», wieder musste sie eine Pause machen, «… sind noch da. Jonas hat sie dort abgeholt für den Törn.»
    «Du meinst …» Adrian drehte sich jetzt doch zu ihr um.
    «Ich wollte an all das nicht denken», fuhr Rose schnell fort. «Ich vernagelte die Tür und ging nicht mehr hin. Keiner hat danach gefragt. Erst vor einem halben Jahr kam dann Morgan mit diesem Geschäftsmann.»
    «Und das hast du mir verschwiegen?»
    Rose hob die Hände. «Ich wusste nicht, was ich sagen, ich wusste nicht mal, was ich denken sollte. Viereinhalb Millionen!»
    «Sieben.»
    Rose starrte ihn an. «Mir hat Patrick Morgan etwas von viereinhalb gesagt.»
    «Schweinehund», brummte Adrian.
    «Was?» Rose war für einen Moment aus dem Konzept gebracht. «Jedenfalls: so eine Menge Geld. Ich wusste, ich würde es dir nicht verweigern können. Du hattest ein Recht darauf, jedes Recht der Welt, Adrian.» Sie schaute ihn an.
    Adrian schnaubte nur und wich ihrem Blick aus.
    «Aber der Gedanke, dass das alles abgerissen wird und verschwindet …» Sie betrachtete eingehend ihre rissigen Hände, dann schüttelte sie den Kopf. «Aber ich darf nicht von dir verlangen, dass du dich den Grillen einer alten Frau unterwirfst. Das habe ich inzwischen begriffen. Es tut mir so leid, Adrian. Ich habe einfach etwas Zeit gebraucht.»
    Adrian starrte sie mit offenem Mund an. «Und du bist nie auf die Idee gekommen, ich könnte den Verkauf ablehnen?»
    Verwundert hob Rose den Kopf. «Aber das darfst du nicht, Adrian, auf keinen Fall. Es geht hier um deine Zukunft.»
    Adrian stand auf. «Komm mal her», sagte er und zog sie an sich. Er umarmte sie fest. «Dumme, dumme Rose», murmelte er.
    Rose stieß etwas aus, das ein Lachen oder ein Schluchzen sein konnte. So standen sie eine Weile. «Wehe», sagte Adrian irgendwann, «du wuschelst mir jetzt durch die Haare.»
    Sie machte sich los und strich verlegen über ihren Rock. «Ich mach vielleicht mal einen Tee», brachte sie schließlich heraus.
    «Tee wäre gut. Ach, und, Tante?»
    «Was?», fragte sie.
    «Der Brief …», begann Adrian. Da klingelte das Telefon.
     
    Ondra spürte, wie das Gewicht der fremden Frau sie nach unten ins tiefe Wasser drückte, und kämpfte dagegen an. Ihr war übel und schwindelig, sie würgte und wusste nicht, wie

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