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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
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stehen, um mit beiden Händen in ein frisch gejätetes Beet zu greifen.
    «Sicher», sagte Morningstar und zog ein Taschentuch heraus, um es ihr zu reichen. Als er ihre Finger sah, verzichtete er darauf. Hier wäre ein Gartenschlauch angemessener gewesen. «Schau, Christy», sagte er. «Dort badet man.» Er zeigte auf seinen Luxuspool mit dem Bodenmosaik und den Unterwasserleuchten. Unberührt und verlockend lag die Oberfläche da, glatt wie Seide.
    «Der stinkt», stellte Ondra fest und rümpfte die Nase. «Da ist Gift drin. Kein Fisch könnte dort überleben.»
    «Du wirst es überstehen», sagte Morningstar, dem es langsam reichte mit der Kritik. Er wollte sie am Arm ins Haus ziehen.
    Aber Ondra war schon zum Becken gelaufen und mit einem eleganten Köpfer hineingesprungen. Nicht ein Spritzer war auf den Terrakottafliesen ringsum zu sehen. Auf dem Wasserspiegel breitete sich langsam ein dünner, ölig schimmernder Film aus grünlichen Algen und Garten-Humus aus. Morningstar hoffte stumm, dass seine Pumpe damit fertigwürde.
    Als Christy wieder auftauchte, spuckend und sich die Augen reibend, wartete er mit einem Handtuch am Rand.
    Sie zog sich hoch und nahm es dankend. «Ich mache viel falsch», sagte sie kleinlaut.
    Morningstar machte eine abwehrende Geste.
    «Aber ich komme gut mit dem Lesen voran.»
    Er nickte. «Das tust du.» Morningstar bemühte sich, es anerkennend klingen zu lassen. «Und es ist faszinierend, wie du mit Labyrinthen zurechtkommst. Noch niemand hat die Aufgaben so schnell gelöst. Dein Mustererkennungssinn ist einmalig. Und die Farbwahrnehmung …»
    «Ich weiß», unterbrach Ondra ihn. «Sie wollen, dass ich noch diese Tomographie mache.»
    «Ach Christy, schon gut.» Er starrte vor sich hin. «Vielleicht bin ja auch ich auf dem Holzweg. Jedenfalls sind, seit du da bist, aus irgendeinem Grund die Tomaten nochmal nachgereift. Und ich hatte noch nie so viele Singvögel im Garten.» Er hob den Kopf, als das Eisvogelpaar vorüberflog, und musste lächeln. «Wenn die ersten Aras auftauchen, wird es peinlich werden.»
    Sie begriff, dass er einen Witz gemacht hatte, wenn sie auch die Feinheiten nicht verstand, und erwiderte sein Lächeln. «Ich kann Rad fahren, ich kann die Mikrowelle bedienen, und ich weiß, wofür ein Schlüpfer da ist», zählte sie auf.
    «Äh, ja, das … kannst du alles.»
    «Ich kann telefonieren, beherrsche den Dreisatz, die meisten Begrüßungsformeln und weiß, wie morgen das Wetter wird.»
    «Das ist allerdings verblüffend», gab Morningstar zu. «Worüber ich aber eigentlich mit dir reden wollte, Christy …»
    «Ich habe gelernt, dass Rot und Grün mir stehen, Gelb weniger.» Sie neigte den Kopf.
    «Ach ja?», fragte Morningstar, aus dem Konzept gebracht.
    «Ihre Putzfrau hat’s mir gesagt. Und ich bin gut in Schach.»
    Allerdings, musste Morningstar zugeben, der nach der dritten Partie keine mehr gewonnen hatte.
    «Wenn ich es auch ehrlich gesagt stinklangweilig finde. Und das mit dem Computer kriege ich doch auch noch hin, oder?»
    «Also, ich weiß auch nicht, wieso der immer kaputtgeht, wenn du dich ihm näherst.» Morningstar bemühte sich, sie zu trösten, weil sie so unglücklich aussah. «Der Techniker meint, die Luftfeuchtigkeit in meinem Wohnzimmer wäre eventuell zu hoch, aber …»
    «Bin ich dann normal genug?», fragte Christy.
    Morningstar wusste, was sie meinte. Normal genug, dass eines Tages Adrian Ames anrief und ihr sagte, dass er sie liebte.
    «Weißt du», begann er, «das mit der Liebe ist so eine Sache. Sie ist da oder nicht, das ist wie mit, mit, mit …» Er suchte nach einem Vergleich und fand keinen. «Manchmal kann es auch sehr lange dauern, bis es einem klar wird. So wie bei Rose und mir. Aber wenn da ein Band ist, dann ist es da.» Er wollte ihre Hand nehmen.
    Ondra entzog sich und presste sich die ineinander verschlungenen Finger vor den Leib. «Aber es ist da», protestierte sie. «Ich konnte es fühlen, als ich mich noch in Köpfen bewegen konnte. Und sogar danach habe ich es noch gespürt. Es ist das Einzige in einer toten Welt, was zwischen den Menschen greifbar ist.»
    «Na, na, da wäre noch die Sympathie», warf Morningstar ein. «Oder die Antipathie.» Er dachte an seinen Kollegen von der Spurensicherung. «Alles ebenso spontan und real.» Er überlegte. «Oder Hass.»
    Ondra schaute ihn an.
    «Und das ist schon beinahe das Thema, über das ich mit dir sprechen wollte, Christy.»
    Sie wandte den Kopf ab.
    «Nein, weich mir

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