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Meerestochter

Meerestochter

Titel: Meerestochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena David
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nicht aus. Ich weiß, du willst es nicht hören. Aber Adrians Handy, das du so zuvorkommend zertrümmert hast, war nun einmal bei der Toten. Wie kannst du so sicher sein, was die Einschätzung seines Charakters angeht?»
    Sie wich seinem Blick nicht aus. «Ich bin es einfach. Ich weiß es. Adrian könnte so etwas niemals tun.»
    «Und das willst du so sicher wissen, ja?», hakte er in drängendem Ton nach.
    Sie blinzelte nicht einmal. «Ja», sagte sie nur. Mehr nicht.
    «Aha», erwiderte Morningstar, von so viel Gewissheit aus dem Konzept gebracht. Mehr blieb da auch nicht zu sagen.
     
    «Maud? Ich bin’s, Adrian. Ja, haha, sehr witzig.» Adrian ließ sie eine Weile schimpfen. «Maud, du, ich wollte mich entschuldigen. Du hast recht, so kommen wir nicht weiter. Wir müssen eine kreative Lösung finden. Ja.» Wieder musste er eine ganze Weile zuhören. «Nein, ich habe einen besseren Vorschlag. Wir treffen uns am Bootshaus. Darum geht es doch schließlich, oder? Du kannst dir von allem ein Bild machen. Ich bringe eine Flasche Champagner mit, und wir stoßen auf die gemeinsame Zukunft an. Vielleicht kommen wir uns dann ja wieder ein wenig näher. Wie? Nein, Maud, ich mache mir keine falschen Hoffnungen, ich mache mir berechtigte Hoffnungen. Das war doch der Deal, oder? Du und ich. Wenn wir schon gemeinsam reich werden, dann sollten wir auch nett zueinander sein.»
    Er lauschte.
    «Du denkst drüber nach? Denk nicht zu viel. Ich hol dich um drei ab. Ciao.» Mit Schwung legte er auf. Es hatte begonnen. Er fühlte eine unglaubliche Energie in sich. Er war auf dem Weg, er marschierte, und er würde nicht stehen bleiben. Endlich tat er etwas. Unglaublich, dass sie den Köder geschluckt hatte. Aber sie hatte es getan. Am Ende hatte er kapiert, wie sie tickte. Weder Liebe noch Offenheit hatten sie je gerührt. Sie hielt alle Männer für Schweine, also war man am glaubwürdigsten, wenn man sich wie eines benahm.
    Seine Hände bebten, sein ganzer Körper vibrierte, aber diesmal war es keine Angst, sondern Vorfreude. Es gab noch so viel zu tun. Er musste den Champagner besorgen und kühlen, ein Picknick vorbereiten, eine geeignete Stelle suchen, sich um das Benzin kümmern. Je länger er nachdachte, desto mehr fiel ihm ein. Er durfte nichts dem Zufall überlassen. Alles musste perfekt sein.
     
    «Adrian ist kein Mörder», sagte Ondra mit Nachdruck.
    «Das hoffe ich», meinte Morningstar, «denn wenn ich dem Gericht Beweismittel oder Wissen über solche vorenthalte, mache ich mich strafbar. Und ich verrate ganz nebenbei alles, woran ich glaube. Falls das eine Rolle spielt.»
    Ondra dachte nach. «Ich weiß nicht», sagte sie wahrheitsgemäß. «Spielt es eine Rolle?» Verzagt schaute sie ihn an. «Ich müsste die Antwort wissen, wenn ich ein echter Mensch wäre, oder?»
    Morningstar strich ihr übers Haar. «Ich kenne niemanden, der fester zu seinen Überzeugungen steht als du, Christy. Du liebst Adrian und glaubst an ihn. Du liebst das Meer und seine Bewohner. Und du beschützt sie.»
    Ondra begann zu begreifen, und ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. «Ondra», sagte sie, «ich heiße Ondra.» Es klang wie der Anschlag einer Welle auf nacktem Fels. «Aber Sie dürfen es niemandem verraten.»
    «Ondra», versuchte Morningstar ihr nachzusprechen.
    Da klingelte das Telefon.
    «Ondra», wiederholte er und stemmte sich hoch.
    Das Telefonat war kurz. Als er wiederkam, wirkte er blass. «Das war Knightley», sagte er. «Er möchte, dass du deine Aussage auf dem Revier wiederholst.»
    Ondra erhob sich. Sie war zuversichtlich, die Prüfung zu bestehen. Sie wusste inzwischen, was sie sagen durfte und was nicht. Falls sie nicht in irgendeinen Pool sprang, was sollte groß geschehen? «Gut», meinte sie, «dann gehen wir.»
    Aber Morningstar schüttelte den Kopf. «Erst morgen. Er ist jetzt gerade in Broxton.»
    Sie ließ sich wieder in die Kissen zurückplumpsen. «Morgen? Dann ist es ja gut. Da haben wir genug Zeit, alles einzuüben. Ich werde mich anstrengen und tun, was Sie sagen.»
    «Das wäre eine schöne Abwechslung», gab Morningstar zu. «Aber nein: Es ist nicht in Ordnung. Wir haben ein ganz anderes Problem. Er will, dass du deine Papiere mitbringst, um dich auszuweisen. Das ist üblich so.»
    «Papiere?»
    «Deinen Pass. Das ist ein Dokument, das die Behörden ausstellen. Darin steht, wie du heißt, wann du geboren bist und wo du lebst. Jeder Mensch hat einen. Er beweist seine Existenz. Wenn man so etwas nicht vorweisen

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